Meinung des Tages: 2024 wurde in Deutschland mehr Geld gespendet - wie erklärt Ihr Euch den Anstieg der Spendenbereitschaft?
Man würde erwarten, dass Inflation und Rezession dazu geführt haben, dass in Deutschland weniger gespendet wurde - doch dem ist nicht so: 2024 wurde mehr gespendet als im Vorjahr - doch die Richtungen der Zuwendungen haben sich verändert..
Dafür wurde gespendet
Spenden für Not- und Katastrophenhilfe sowie für Geflüchtete fielen 2024 niedriger aus. 725 Millionen gab es für die Katastrophenhilfe (zuvor 925 Millionen) und für Geflüchtete gab es 418 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2022 wurden dafür 1,13 Milliarden gespendet.
Einen Anstieg an Spendeneinnahmen verzeichnen allerdings die Kirche, bzw. religiöse Zwecke: 901 Millionen (zuvor: 138 Millionen) wurden hier gespendet. Generell zeichnet sich ein Trend ab, demzufolge regionale und nationale Projekte mehr unterstützt werden als internationale.
Diese Altersgruppe spendet am meisten
Zwei Drittel der Spenden kamen von Menschen über 60 Jahren. Doch auch die Spendenbereitschaft der 30- bis 39-jährigen nahm erneut zu.
Dennoch ging insgesamt die Anzahl der Spender zurück: 16,7 Millionen Menschen spendeten 2024, 2023 waren es noch 300.000 mehr. Im Vergleich: Vor zehn Jahren betrug die Anzahl der Spendenden noch 22,4 Millionen.
Der Gesamtwert der Spenden im Jahr 2024 belief sich auf 5,1 Milliarden Euro.
Unsere Fragen an Euch:
- Wie erklärt Ihr Euch den massiven Anstieg an Spenden für kirchliche und religiöse Zwecke?
- Für welchen Bereich habt oder würdet Ihr am ehesten Spenden?
- Was denkt Ihr, weshalb trotz wirtschaftlich angespannter Lage die Gesamtmenge der Spenden wieder angestiegen ist?
Wir freuen uns auf Eure Antworten!
Sonnige Grüße aus München
Euer gutefrage Team
41 Antworten
sofern die genannten Zahlen stimmen, sollte das vor allem unseren Politikern sehr zu denken geben
die Spendenbereitschaft für die Migranten/Flüchtlinge hat enorm abgenommen
die Spendenbereitschaft für die Kirche steigen rapide
was bedeutet :
die Bürger sind nicht geiziger geworden
die Bürger sind nur noch in sehr engem Rahmen bereit, für Migranten/Flüchtlinge Geld auszugeben - ich will jetzt aber nicht auf die Gründe eingehen - diese sind hinreichend bekannt
die Bürger fühlen sich nicht mehr sicher - Existenzangst geht um, Angst vor Krieg - in solchen Situationen muss dann eben der Liebe Gott als Hoffnungsträger herhalten - schlimm genug, wenn man nur noch auf ihn bauen kann
du und ich, wir müssen darüber nicht nachdenken, wir können das halten, wie wir wollen - deshalb ist meine Antwort nicht speziell an dich gerichtet
bei den Politikern ist das etwas Anderes - wenn sie sich mit ihrer Politik immer mehr von den Bürgern entfernen, dann werden sie irgendwann mal nicht mehr gewählt
Ja, das zeigt ziemlich deutlich, wo die Sorgen der Menschen liegen. Wenn die Spendenbereitschaft für Migranten sinkt, aber für die Kirche steigt, spiegelt das wohl ein allgemeines Unsicherheitsgefühl wider.
Viele haben Angst vor wirtschaftlicher Unsicherheit, Krieg oder gesellschaftlichen Veränderungen – und wenn das Vertrauen in Politik und Institutionen schwindet, suchen sie nach Halt an anderer Stelle.
Dass viele sich dann an Religion oder traditionelle Werte klammern, ist kein neues Phänomen, aber es sollte der Politik zu denken geben.
Die wirtschaftliche Lage ist nicht für alle Menschen in Deutschland angespannt. Das ist die Entwicklung der Privatvermögen in Deutschland innerhalb der letzten Jahre:
Und es sind nicht alle vermögenden Menschen schlecht.
Es werden momentan auch große Vermögen vererbt und natürlich gibt es unter den Erben auch Menschen mit sozialem Gewissen.
Generell zeichnet sich ein Trend ab, demzufolge regionale und nationale Projekte mehr unterstützt werden als internationale.
Armut vor der eigenen Haustür in Deutschland wird immer sichtbarer. Die gab es im Westdeutschland der achtziger und neunziger Jahre noch nicht. Damals spendete man für die hungernden Kinder in Afrika. 2004 kam HartzIV, seitdem sieht man Menschen in existenziellen Nöten auch in Deutschland im Müll nach Pfandflaschen suchen, auch wenn die noch keinen Hungerbauch haben.
Für welchen Bereich habt oder würdet Ihr am ehesten Spenden?
Mein Fokus liegt auf den Armen und Obdachlosen in Deutschland. An Organisationen gespendet habe ich nie. Ich gebe Obdachlosen manchmal Geld und habe eine Zeitlang in einem kostenlosen Restaurant für arme Menschen ehrenamtlich mitgearbeitet (4 Stunden täglich, außer am Wochenende), das von einer Ordensgemeinschaft betrieben und finanziert wurde. Am Anfang des Monats gaben wir ca. 70 kostenlose Essen, Wasser und Kaffee aus, am Ende des Monats etwa 150 pro Tag.
Wie erklärt Ihr Euch den massiven Anstieg an Spenden für kirchliche und religiöse Zwecke?
Einige Menschen scheinen sich in dieser atheistischen Zeit offenbar nicht wohlzufühlen und möchten die Kirche und ihren Glauben stärken. Zudem übernimmt die Kirche viele caritative Aufgaben.
Das Angebot mit dem Mittagessen gibt es in meiner Stadt nur von Kirchen. Und bei der evangelischen Diakonie verlangen sie dafür 4€. Beim katholischen Alexianer-Orden ist es völlig kostenlos und genauso gut. Städtische Angebote dieser Art gibt es überhaupt nicht.
Ich weiß also auch wem ich spenden würde. Als mein Vater verstorben ist habe ich dem Kloster, das betrieb eine Kleiderkammer für Obdachlose, seine gesamte Garderobe gespendet, unter anderem eine Winterjacke von Karl Lagerfeld. Das war der ganze Kofferraum und die Hintersitze eines VW-Golf voll Kleidung. Ein befreundeter Ordensbruder sagte mir später: "Innerhalb einer Woche war alles weg."

wenn die Welt langsam auseinanderfällt, tut man zwei Dinge, die der eigenen Psyche gut tun:
- sich mit Inhalten beschäftigen, die die eigene Seele betreffen
- die unterstützen, die solche Inhalte vertreten und/oder veröffentlichen
Wenn mit "kirchliche und religiöse Zwecke" unter anderem caritative Einrichtungen gemeint sind, kann ich die Spendenbereitschaft durchaus verstehen.
Die Caritas leistet unglaublich viel für die Menschen im Land.
Zur Kernfrage warum die Spendenbereitschaft steigt: umso mehr Drama es auf der Welt gibt und umso mehr man sieht, dass es anderen noch schlechter geht als einem selbst, umso eher ist man bereit einen Teil abzugeben.
Zum Teil sicher aus Hilfsbereitschaft, zum Teil aber bestimmt auch wegen des schlechten Gewissens, weil es einem selbst gut geht während so viele andere auf der Welt leiden. Man will quasi etwas damit kompensieren und vom eigenen "gut gehen" abgeben.
"unter anderem caritative Einrichtungen gemeint sind, kann ich die Spendenbereitschaft durchaus verstehen."
Die bezahlt allerdings der Staat.
In Österreich nicht. Die Caritas ist eine kirchliche/christliche Einrichtung die auf Spenden angewiesen sind. Vielleicht läuft das in DE anders...
Ja, leider. Die Kirche in Deutschland stellt ihre Leistungen dem Staat in Rechnung und steckt so gut wie kein Geld selbst hinein. Das ist für die ein riesiges Geschäft, weil dort auch größtenteils freiwillige arbeiten + sie ihre eigenen Arbeitsregeln aufstellen können.
Ganz viel Impulsspenden!
Flutkatastrophe ist vergessen!
Die Flüchtlingswelle ist gerade eher eine Belastung!
Die Frage der Kirchenspende ist eher, wofür wurde da genau gespendet?
- der kirchlichen Heime/Krankenhäuser/Sozialstationen/Kindergärten/Kinderheime/Schulen/Frauen und Männerhäuser/Büchereien?
- Bau und Erhalt von Kirchen?
- Jugendarbeit / Pfadfinder etc die auch zu den Kirchen gehören?
- Flüchtlings und Entwicklungshilfe?
In wie fern zu denken geben? Zum grübeln ja, weil fragen was das bedeutet. Migranten kann es nicht perseh sein, denn auch die Kirche ist da teilweise aktiv.