Ist Nationalstolz fragwürdig, wenn sich sowieso niemand ausgesucht hat in welches Land er hinein geboren ist?
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13 Antworten
"Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen."
Parerga und Paralipomena, Aphorismen zur Lebensweisheit, Von dem was einer vorstellt. , Arthur Schopenhauer
es kommt darauf an, worauf sich der nationalstolz bezieht.
die nation als begriff ist sicherlich schwer zu definieren. ich würde es eher so sehen: es gibt länder, deren gesellschaften aufgrund von einer vielfalt von kulturellen entwicklungen und traditionen recht erfolgreich sind. wohlstand, zufriedenheit (hängt leider nicht immer zusammen), und vor allem die möglichkeiten, die einem geboten werden, sind etwas, was sich auf vorangegangene arbeit und philosophie begründet.
stolz ist man darauf nicht, weil man dort zufällig geboren wird, aber wenn man in den dort vorhandenen werten erzogen wird und entsprechend aufwächst, dass man diese stabilität und erfolg weiterführen kann, darf man darauf stolz sein.
in vielen ländern der erde ist es nicht so, dh die möglichkeiten sind begrenzt, nur eine kleine elite hat sie, die kultur hat sich über jahrhunderte als wenig hilfreich erwiesen, die regierungsformen sind zumeist totalitär. da wird der nationalstolz dann darauf bezogen, dass man besser ist als andere (vor allem als der nachbar), weil dieser nationalstolz alles ist, worauf man überhaupt stolz sein kann. das wird denen nahegelegt, die nicht nachdenken wollen oder können und gern ausgenutzt.
auf diese art nationalstolz kann die welt gern verzichten.
wenn ich allerdings in einem land lebe, in das leute aus aller welt gerne einwandern möchten, egal wie sehr man das unterstützt oder ablehnt, kann man darauf stolz sein. und man sollte diesen zustand nicht versemmeln, durch undankbarkeit, arroganz und eigennutz...
- dh die zufiredenheit der bewohner, die möglichkeiten für einen breiten teil der leute
nun je, nötig gewesen ist vieles in der geschichte wahrscheinlich nicht, aber aus dem spiel der kräfte hat es sich ergeben, da hast du recht.
Jein. Ein Stolz ist zwar fragwürdig, aber es ist plausibel, dass ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Das beginnt in der Familie und dehnt sich über den Freundeskreis auf die Stadt weiter aus, in der man seine Wurzeln hat. Dann ist nur die Frage, wie weit dieses Zusammengehörigkeitsgefühl reicht.
Gemeinschaft bedeutet aber auch immer Ausgrenzung. Es gibt die Gruppe und das, was außerhalb der Gruppe steht.
Es ist auch verständlich, dass Gruppen sich distanzieren oder schützen wollen.
Und dann sind wir schon von einem positiven Gefühl des Zusammenhalts bei der Denkweise von Konservativ-Rechten angelangt.
Es ist ein schmaler Grat.
Entscheidend ist, wie man praktisch damit umgeht.
Der Stolz ist aber ganz sicher nicht nur überflüssig, sondern unangemessen. Das sehe ich auch so.
Es gibt eben Dinge im Leben, die der Mensch sich nicht aussucht und die dennoch für ihn wichtig sind. Durch Prägungen seit der Geburt wirkt das Land und die Kultur auf ihn ein. Später kann er in einem bewussten Akt sich klarmachen, dass sein Land/Volk ihm vieles gibt und dass er dem Land/Volk auch Wertschätzung und Einsatz zurückgeben sollte. Auf das Gute in seinem Land/Volk kann er dann auch stolz sein, wobei ich statt Stolz lieber Selbstbewusstsein sage.
das mag sein, aber sie funktionieren bisher immer noch besser als die meisten neumodernen sichtweisen...
Entweder man lebt ihn richtig aus und zeigt/präsentiert ihn anderen oder nicht.
Länder haben sich gebildet und haben sich wieder aufgelöst.
Mit der Zeit.
So wie es gerade nötig gewesen ist.