Haben Neurotypische ein recht aufs meckern?

Ja 75%
Nein 25%

8 Stimmen

5 Antworten

Privilegien sind die Abwesenheit von in der Regel unveränderbaren Nachteilen. Solche Privilegien, die man hat, sollte man sich immer bewusst machen. Diese Abwesenheit von Nachteilen soll dabei keineswegs die dennoch erbrachte, eigene Leistung, den gegangenen Weg und die dabei genommenen Hürden irgendwie negieren! Es geht einzig und allein darum, dass man sich darüber im Klaren ist, dass der eigene Weg vielleicht die eine oder andere Hürde nicht hatte, die andere zusätzlich noch nehmen mussten.

ABER: Neurodivergenz ist nur eine von vielen möglichen Hürden auf diesem Weg. Hat es die neurodivergente Person aus dem bildungsnahen, finanziell solide aufgestellten Elternhaus wirklich schwerer als die neurotypische aus der bildungsfernen Familie mit Fluchthintergrund? Ist Neurodivergenz wirklich anstrengender und belastender im Alltag als die Pflege eines Angehörigen neben Ausbildung/Studium/Job? Erlebt der neurodivergente, heterosexuelle, weiße cis Mann wirklich mehr Diskriminierung als Personen, die zwar neurotypisch sind, auf die diese anderen Merkmale aber nicht zutreffen?

Ja

Probleme haben sie trotzdem. Und eine Person hat das Recht, sich über ihre Probleme zu beschweren bzw. diese zu äußern, auch wenn Du dieses Problem selbst als Lappalie bewertest.

Ein Problem einer Person geht nicht weg oder ist weniger valide, nur weil Du glaubst, dass es Dir schlechter geht oder Deine Probleme gravierender sind.

Man wiegt Leid nicht auf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Beschäftigung mit der menschlichen Psyche

torirer 
Beitragsersteller
 06.08.2025, 11:33

Aber ist es angemessen das sie ihre Möglichkeiten nicht nutzen? Sondern Stattdessen meckern?

Noeru  06.08.2025, 11:35
@torirer

Weißt Du denn, dass sie ihre Möglichkeiten nutzen können? Jeder Mensch hat schlechte Eigenschaften. Vielleicht ist er neutortypisch, steht sich wegen eben dieser trotzdem oft selbst im Weg?

Nur weil ich zwei gesunde Beine habe, bin ich ja trotzdem nicht so schnell wie Usain Bolt. Ich habe zwar die Vorraussetzung dafür (zwei gesunde Beine), aber für dieses Ziel braucht es mehr. Vielleicht habe ich auch gar nicht das Potential, das jemals zu schaffen.

Ja

Geht nicht um eine Opfer-Olympiade, sondern darum, ob jemand authentisch leidet und das können Normtypische genauso erfüllen. Wer starken Liebeskummer hat, kann stärker leiden als ein Depressionserkrankter z.B. Dann müsste man das Ganze umdrehen und dem Neurodiversen das Meckern verbieten.

Ja

Selbstverständlich…? Wie menschenverachtend wäre es, Menschen aufgrund ihrer kognitiven Eigenschaften das Recht auf freie Meinungsäußerung abzusprechen? Der Logik gemäß dürfte nahezu niemand sich jemals beklagen, weil es immer eine Vielzahl an Menschen gibt, der es leider schlechter geht (z.B. lebensbedrohlich Erkrankten).


torirer 
Beitragsersteller
 06.08.2025, 11:32

Es geht doch nichts um Recht im Gesetz. Es geht ums Gesellschaftliche. Deswegen ist die Frage nicht in der Kategorie Rechte.

AlfredMeister  06.08.2025, 11:39
@torirer

Ändert nichts an meiner Antwort. Auch gesellschaftlich wäre es fürchterlich und nicht vertretbar, Menschen zu sagen, sie mögen sich in Ermangelung an geistigen Beeinträchtigungen nicht beschweren. Das ist in etwa auf dem Niveau von "weil es Deutschen generell wesentlich besser geht als Menschen in Somalia, dürfen die Deutschen nicht die Lebensbedingungen in Deutschland monieren".

Ja

Sorry, aber das ist Blödsinn.

Jeder Mensch hat seine eigenen Probleme und das Recht, darüber frustriert zu sein. Probleme die jemand durch psychische Erkrankungen, Neurodivergenz oder sonst etwas hat zu instrumentalisieren, um die Probleme anderer Menschen zu relativieren und klein zu reden, ist einfach nur unreflektiert, undifferenziert und keinem der Beteiligten gegenüber fair.

Und mit Dankbarkeit hat das auch nichts zu tun. Man kann dankbar sein, für Privilegien die man hat und frustriert über Dinge, die einen belasten. Das ist kein Wiederspruch.