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Werden unsere Krankenhäuser zukünftig zu "Massenabfertigungsstätten"? Was meint ihr dazu?

Kölner Stadt-Anzeiger 20.04.2025

"Völlig hilflos": Jean Pütz erleidet Oberschenkelhalsbruch – Ärger über "Massenbetrieb"

Jean Pütz hat schmerzhafte Tage hinter sich. Der Kölner Moderator postete ein Video auf seinem Facebook-Account, in dem er von seinem Aufenthalt im Krankenhaus wegen eines Oberschenkelhalsbruchs berichtet.

Er schreibt dazu: "Unfreiwillig habe ich das neue Krankenhausgesetz am eigenen Leibe getestet, mein Fazit: medizinisch hervorragend, menschlich verbesserungswürdig. Der extreme Massenbetrieb ist voraussichtlich nicht zu verhindern."

Jean Pütz zieht sich bei Sturz im Bad einen Oberschenkelhalsbruch zu

Wie der Moderator berichtet, war er im Badezimmer über einen Teppich gestürzt: "Dann erwischte mich das Schicksal. Ich fiel einfach auf die Nase. Ich hab furchtbare Schmerzen gehabt, als ich da lag, völlig hilflos." Die Folge: Oberschenkelhalsbruch.

Pütz, dessen Großmutter in den 1980er Jahren noch mangels Therapie an einem Oberschenkelhalsbruch starb, hatte Glück und wurde im Krankenhaus behandelt. Was er dort allerdings erleben musste, beschäftigt den 88-Jährigen nachhaltig.

Die notwendige Operation habe zunächst verschoben werden müssen, so Pütz, der bereits in der Vergangenheit mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Die Begründung der Ärzte: "Heute waren schon vier Oberschenkelhalsbrüche", berichtet Pütz, der betont, dass sein Chirurg hervorragend gewesen sei.

Doch nach der OP habe man ihn nicht auf die Station gebracht, auf der solche Verletzungen üblicherweise behandelt werden. Stattdessen sei er direkt in die Geriatrie verlegt worden. Seine seit Jahren eingestellten Medikamente (unter anderem gegen Bluthochdruck) habe man ihm abgenommen und durch andere ersetzt. Das hatte unter anderem Blutdruckschwankungen zur Folge.

Kölner Moderator klagt über Entmündigung im Krankenhaus

Den diensthabenden Oberarzt habe er trotz Nachfrage nie sprechen können. Zum Glück habe seine Familie nicht nur Händchen gehalten, sondern auch dafür gesorgt, "dass ich nicht zu viel Schmerzmittel bekam". Ehefrau Pina (57) ist eine ehemalige Krankenschwester.

"Man wird dort regelrecht entmündigt", sagt Pütz. Von Pflegepersonal geschweige denn Rehabilitation keine Spur. "Wenn meine Freunde und Familie nicht gekommen wären – ich wär 'ne ganz arme Sau gewesen", berichtet er weiter. Die so wichtige Reha nach einer Operation habe nicht stattgefunden. Dabei muss das sichere Laufen nach einem derartigen Eingriff wieder gelernt werden.

"Liebe Freunde, so stelle ich mir das Krankenhaus nicht vor", sagt der Moderator, der betont, dass er fachlich vom Können der Ärzte profitiert habe. Menschlich – und das schwing deutlich in jedem Satz mit – war er enttäuscht und erschüttert.

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Meinung des Tages: Befragung zeigt: viele Menschen sind unzufrieden mit dem Gesundheitssystem - wie steht Ihr dazu?

Inzwischen kennen viele den regelmäßig eintreffenden Brief, in dem darüber informiert wird, dass die Beiträge der Krankenkassen steigen werden - eine Umfrage der Techniker Krankenkasse hat nun ergeben, dass knapp ein Drittel der Befragten unzufrieden sind mit dem deutschen Gesundheitssystem...

Gründe für die Unzufriedenheit

Wer schnell einen Termin braucht, wird oft auf Online-Seiten für die Terminreservierung geleitet. Die Freude ist dann auch groß, wenn man sieht, dass in Kürze ein verfügbarer Termin frei ist. Für viele verblasst eben jene Freude aber, sobald klar wird: Der Termin ist für Privatversicherte - oder Selbstzahler. Für Kassenpatienten sind Termine oftmals nur schwer in absehbarer Zeit zu erlangen, viele müssen Kompromisse wie lange Fahrten auf sich nehmen. Die Unzufriedenheit vieler Befragten lässt sich auf derartige Situationen zurückführen, aber auch auf steigende Beiträge und den teils verheerenden Ärztemangel.

Sinkende Zufriedenheit in den letzten Jahren

Vergleicht man die Angaben zur Zufriedenheit von 2014, 2017, 2021 und 2025, werden viele sicherlich verwundert sein. Denn 2021 waren nur 10 Prozent der Befragten unzufrieden mit dem Gesundheitssystem (2014: 23%, 2017: 16%). 2025 sind es ganze 30%.
Jens Baas ist Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse und ist nicht sonderlich überrascht, dass die Zufriedenheit sich so verschlechtert. Er erklärt, dass viele Menschen das Gefühl hätten, dass das System, für das sie zunehmend mehr bezahlen, auch immer schlechter funktionieren würde.

Politik ist gefragt

Was aus der Umfrage auch hervorgeht ist, dass der Großteil der Befragten einer Digitalisierung und einer Reform des Gesundheitssystems positiv gegenüber steht. Baas sieht hier deutlich die Politik in der Pflicht. Es sei an der Zeit für Sofortmaßnahmen, aber auch langfristige Ansätze. Besonders müsse die Beitragsspirale gestoppt werden.

Unsere Fragen an Euch:

  • Wie erlebt Ihr das Gesundheitssystem, wenn Ihr es im Alltag braucht?
  • Spürt Ihr den Ärztemangel?
  • Sollte es eine einheitliche Versicherung geben, bzw. die Privatversicherung abgeschafft werden?

Wir freuen uns auf Eure Antworten!

Viele Grüße
Euer gutefrage Team

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Ich bin unzufrieden mit dem deutschen Gesundheitssystem, weil... 61%
Ich bin zufrieden mit dem deutschen Gesundheitssystem, da... 27%
Ich habe dazu eine andere Meinung und zwar... 9%
Ich bin nicht im deutschen Gesundheitssystem, sondern... 2%
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Meinung des Tages: Immer mehr Krankenhäuser in wirtschaftlich schlechter Situation – wird eine flächendeckende Versorgung langfristig möglich sein?

Kliniken in Deutschland bewerten die derzeitige wirtschaftliche Situation der Einrichtungen als schlecht. Das Krankenhausbarometer 2024 zeigt sogar, dass im vergangenen Jahr 61 Prozent der Einrichtungen Verluste gemacht haben. Die große Sorge ist nun, dass die finanzielle Lage zu Versorgungsproblemen führen könnte.

Umstrittene Krankenhausreform als Rettung?

Der finanzielle Druck auf die Krankenhäuser soll durch die Krankenhausreform reduziert werden. Kleine Einrichtungen sollen beispielsweise weniger Leistungen anbieten, das wiederum würde bedeuten, dass Patienten teils längere Wege auf sich nehmen müssten. Lauterbach erhofft sich durch das Vorgehen eine Verbesserung der Qualität der Behandlungen. Zeitgleich sollen Doppelstrukturen abgeschafft werden und auch eine Ausdünnung der hohen Dichte an Krankenhäusern in Ballungsgebieten ist geplant. Mit einem neuen Vergütungssystem sollen die weiter bestehenden Einrichtungen mehr Unterstützung erhalten.

Gründe der wirtschaftlichen Situationen und Folgen

Besonders Preissteigerungen bei Sach- und Personalkosten wurden mehrfach als Grund für die wirtschaftliche Lage angegeben. 88% der befragten Krankenhäuser gaben an, dass sich dies (sehr) stark auf deren Finanzsituation auswirkt.

Die DKG (Deutsche Krankenhausgesellschaft) sieht als Grund mangelhafte Investitionsförderung aber auch den fehlenden Inflationsausgleich. Gerald Gaß (Vorstandschef DKG) spricht sogar davon, dass es Krankenhausträger wohl bald zu „harten Konsolidierungsentscheidungen“ gezwungen sein werden und sich dies auch negativ auf die regionale Patientenversorgung auswirken wird.

Unsere Fragen an Euch:

  • Wie sollten Krankenhäuser unterstützt werden?
  • Was denkt Ihr über die Krankenhausreform?
  • Fühlt Ihr Euch aktuell „gut aufgehoben“, wenn Ihr darüber nachdenkt, ggf. akut medizinische Betreuung in Anspruch nehmen zu müssen?

Wir freuen uns auf Eure Antworten und hoffen, Ihr hattet schöne Feiertage.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team

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Ich denke, die Versorgung wird sich verschlechtern, da... 69%
Ich denke, die Versorgung bleibt weiterhin wie sie ist, denn... 17%
Ich habe dazu eine andere Meinung und zwar... 14%
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