Mörder – die besten Beiträge

Wer war der Mörder?

Die Szene spielt in einem Zug.

Im ersten Abteil sitzen der Graf und der Butler,

im zweiten der Koch und der Schneider des Grafen,

im dritten der Schuhputzer und die Maid.

Der Schaffner sitzt vorne im Zug und fährt den Zug. Es gibt keine weiteren Abteile.

Der Zug fährt nachts und es passiert ein kurzer Stromausfall, nach dem alles stockdunkel ist. Der Graf wurde erstochen, ein Messer vorne in seiner Brust.

Der Schaffner hat ein Alibi, er war vorne im Zug und hat den Stromausfall behoben. Er konnte sehen, dass die Tür zwischen dem ersten und zweiten Abteil geöffnet wurde. Im zweiten Abteil ist die Küche und von dort wurde das Messer entwendet.

Hintergrundinformationen zu den Verdächtigen:

Der Butler ist alt und dient der Familie des Grafen schon seit Jahrzehnten. Nachdem der alte Graf gestorben ist, sollte er eigentlich in Rente gehen, doch er wurde von der Familie betrogen und muss laut dem Kleingedrucktem in seinem Vertrag noch weiterarbeiten. Er ist alt und möchte noch ein paar Jahre mit seinen Enkeln verbringen, bevor ihn die Zeit holen kommt.

Der Koch ist ausgezeichnet mit 5 Sternen und noch relativ jung. Er ist reich und war schon immer seltsam. Am liebsten bereitet er Fleisch zu und lässt dabei das Messer im Essen stecken womit das Tier geschlachtet wurde.

Der Schneider wurde vom Grafen aufgekauft, er wollte eigentlich ein abstrakter Künstler / Modedesigner werden, doch der Graf benötigt ihn nur um langweilige Anzüge zu schneidern. Außerdem ist er gut mit dem Koch befreundet, ihre verrückten Persönlichkeiten ergänzen sich.

Der Schuhputzer ist aus einer armen Familie und wurde seiner Familie weggenommen, um für den Grafen zu schuften. Er hatte schon oft vor, dem Grafen zu schaden, doch er hatte nie die Gelegenheit dazu.

Die Maid ist sehr stumm. Man weiß nicht viel über sie, der Graf gibt ihr Aufgaben im Haushalt, die sie verrichtet.

Die Tür zum dritten Abteil ist alt und rostig, niemand könnte überprüfen ob sie geöffnet wurde. Die beiden behaupten, dass niemand sie geöffnet hat.

Rätsel, Mörder

Warum bezeichnen wir Leute, die unvorstellbare Straftaten begehen, immer sofort als böse?

Mir ist aufgefallen, dass bei den verschiedensten Dokumentationen zu Schwerverbrechern - zB. auf Youtube - die Kommentare immer gefüllt sind mit Aussagen wie: “Die Strafe ist nicht schwer genug!”, “So jemand sollte nicht leben dürfen!”, “Es ist für mich UNVORSTELLBAR, wie ein Mensch so etwas schreckliches tun kann!!”

Und langsam denke ich mir: Wenn diese ganzen Taten für uns Laien und Normalsterblichen so unvorstellbar sind - warum massen wir es uns dann so selbstverständlich an, zu wissen, welche Strafe dieser “unvorstellbar schreckliche Mensch” verdient oder nicht verdient hat?

Wir haben weder sein Leben durchlebt, noch seine Gedanken durchdacht. Unser Werkzeugkasten/unsere Erfahrungen und unser objektives oder subjektives angesammeltes Wissen, mit dem wir uns diese Dokumentation gratis im Internet anschauen, entspricht wohl einem komplett anderen Grundriss, als der Werkzeugskasten des dort wiedergegebenen oder dargestellten Verbrechers. Sonst wären seine Taten für uns ja nicht unvorstellbar.

Auch wird in diesen Dokus dann oft Einblick in die Kindheit der Straftäter gegeben. Vorhin habe ich mehrmals hintereinander, sowohl auf englisch als auch auf deutsch den Kommentar gelesen (nicht wortwörtlich, aber sinngemäß zusammengefasst): “Was interessiert mich sein Trauma? So viele Menschen wachsen mit Kindheitstrauma auf und würden trotzdem NIE solche schrecklichen Taten begehen!!” - Das stimmt natürlich, aber ich bezweifle dass es einen einzigen weiteren Menschen auf diesem Planeten gibt, der mit dem EXAKT gleichen Werkzeugskasten wie dieser Täter ausgestattet ist. Gäbe es einen, würde der höchstwahrscheinlich die gleiche “unvorstellbare” Tat begehen.

Worauf ich eigentlich hinauswill: Ist dieses “Mindset” nicht grundlegend falsch? Zeugt es gewissermassen nicht schon von falschem Narzissmus, eine Tat eines Verbrechers als unvorstellbar und nicht-rechtzufertigen darzustellen, nur weil man selbst andere Erfahrungen im Leben gemacht und anders gehandelt hat? Wie hätte dieser Verbrecher das Gleiche lernen sollen, wenn es ihm nie beigebracht wurde? Wer sind wir eigentlich, über einen Menschen, der nicht wir sind, zu urteilen?

Noch wichtig hinzuzufügen: Mit alldem möchte ich NICHT die Erfahrungen der möglichen Opfer dieser Verbrecher romantisieren oder verharmlosen! Auch will ich nicht sagen, dass es keine Strafen für Verbrecher geben sollte.

Mir ist jetzt nur wiederholt dieses “Muster” in unserem Verhalten aufgefallen und ich wollte euch da mal nach eurer Meinung fragen. Dieser Beitrag ist auch sehr spontan entstanden und meine Denkansätze können gerne ergänzt oder kritisiert werden.

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