Meine Schwägerin und Schwager haben 2 geistig schwerbehinderte "Kinder". Das ältere ist kalendarisch 12, geistig deutlich jünger aufgrund der schwersten geistigen Behinderung. Dort stand nie die Frage wie wir reagieren sollen wenn das Kind seinen kalendarischen Geburtstag hat, denn es würde sowieso nichts verstehen. Außerdem fiel das Akzeptieren der Behinderung genau auf die Schwangerschaft mit unserem ersten Kind, deswegen sind einige böse Wörter sowohl von unserer, als auch von ihrer Seite gefallen. Deswegen ist unsere Strategie, wir ignorieren das "Kind" und passen einfach auf dass es nicht in die Nähe unserer Kinder kommt die letzten 9 Jahre gut gelaufen.
Bis vor kurzem war alles gut. Vor fast vier Jahren war meine Schwägerin gleichzeitig mit mir schwanger, wir haben uns gefreut und ich habe das schlimmste verdrängt. Wir haben uns nach der Geburt versucht anzunähern, haben dem jüngeren Geschenke gemacht (als wir noch nicht wussten dass er auch geistig behindert ist), das ging auch so gut bis meine Schwägerin wieder plötzlich den Kontakt einstellte und wir uns wenn überhaupt paar mal im Jahr an Familientreffen sahen. Heute weiß ich dass es wahrscheinlich die Zeit war wo man merkte dass meine Tochter sich geistig weiterentwickelte und und die geistige Entwicklung ihres "Kindes" stagnierte.
Aber wir sahen uns mal vor einem halben Jahr auf einem Geburtstag und ich war geschockt vom Regress. Seit dem haben wir uns nicht mehr gesehen, wir machen das selbe wie vor 9 Jahren, rufen die Schwiegermutter an und fragen ob die dort sind oder noch kommen, wir kommen nicht auf Familienfeier.
Beim letzten Mal wollten alle wissen warum nicht und wir mussten uns eine Ausrede einfallen lassen. Ich muss meiner Schweigermutter klarmachen dass ich nichts von diesem "Kind" wissen möchte (musste ich damals beim "älteren behinderten Kind auch). Ich habe eine Strategie entwickelt und sobald meine Schweigermutter oder jemand aus der Verwandtschaft das Thema anfängt, sage ich wir sollen doch bitte nicht über negative Dinge reden.
So jetzt möchte ich aber nicht als die Böse sein, die die armen behinderten "Kinder" nicht akzeptiert. Mir tut es wirklich sehr leid und ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Vor 1½ Monaten habe ich ein tolles Buch gefunden über eine eigene Biographie einer Frau die auch 2 geistig behinderte Kinder hat. Ich las ihr Buch voller Schmerz und Verzweiflung, aber das Starke sie hatte es angenommen und trotzdem weitergelebt. Ich habe sofort an meine Schwägerin gedacht und das Buch dann als richtiges Buch bestellt (hatte es als eBook gelesen) und ihr mit einem lieben Zettel drin und einer Schokolade, in einem Umschlag in den Briefkasten geworfen. Ich wollte zeigen ich bin kein schlechter Mensch und zeigen dass sie nicht alleine ist und andere Menschen durch das auch durchgegangen sind.
Ich weiß nicht wie es angekommen ist, ich weiß nicht ob sie verstanden hat dass es von mir ist, ich habe keinen Namen geschrieben, bewusst weil ich dachte sie fühlt sich vielleicht gedrängt mit mir darüber reden zu müssen oder denkt ich mische mich in fremde sachen ein. Der Kreis der Verdächtigen ist klein da das Buch, und mein geschriebener Zettel, nicht auf deutsch war, sondern auf unserer Muttersprache, somit kommen Nachbarn und Kollegen schon mal nicht infrage, sondern nur Verwandte und Freunde welche die Sprache können.
Mein Mann hatte seinen Bruder und seine Frau gesehen in dem halben Jahr (wir haben abgemacht dass wir uns treffen wenn die beiden "Kinder" in ihrer Einrichtung für Menschen mit GB sind), meine Schwägerin hat aber meinem Mann kein Wort gesagt über das Buch. In 2 Monaten wird das jüngere GB "Kind" 4, der GT ist für Eltern GB Kinder immer eine sehr schwierigeZeit, ich weiß nicht ob es angebracht wäre wieder ein kleines Geschenk für die Eltern zu übergeben, zb schöner Tee, eine Schokolade mit einem liebevollen Zettel, um zu zeigen dass es Leute gibt die an ihre Trauer denken und sie nicht alleine sind?