Altenheim – die besten Beiträge

Hättet ihr mitgelacht oder euch geärgert?

Liebe Community,

ich arbeite als Betreuungskraft in einem Altenheim. Wie überall muss man damit leben, dass manche Menschen einem nicht immer so respektvoll begegnen. Zum Glück gelingt es mir meistens, mir meinen Ärger darüber nicht anmerken zu lassen. Schon mal gar nicht bei Angehörigen der Bewohner, mit denen ich aber nur wenig zu tun habe.

Gestern gab es einen Vorfall, wo ich das Verhalten einer Angehörigen echt daneben fand.

Ich wollte in die Cafeteria gehen, um dort für zwei Bewohner ein Eis zu holen. Normalerweise ist die Tür immer geöffnet. Gestern aber war sie geschlossen, womit ich nicht gerechnet habe. Ich konnte das auch nicht sehen, weil es vom Gang aus zur Cafeteria ein bisschen um die Ecke geht. Da ich ein ziemliches Tempo drauf hatte, wäre ich fast gegen die geschlossene Tür geknallt. Ich konnte gerade noch erschrocken stehen bleiben. Als ich dann in die Cafeteria reinkam, saß dort eine Angehörige mit ihrer Mutter. Sie konnte nicht mehr vor Lachen und meinte, eigentlich sollte man jetzt fragen, ob ich mir wehgetan habe. Doch es habe zu komisch ausgesehen, wie ich fast gegen die Tür geknallt bin. Die Bewohnerin grinste auch.

Da ich mir meinen Ärger in dem Moment nicht anmerken lassen wollte, tat ich ganz cool und sagte, dass nichts passiert sei. Ich habe mich halt nur gewundert, weil die Tür ja sonst immer offen steht.

Heute öffnete diese Angehörige die Tür vom Wohnbereich zum Treppenhaus. Da ich gerade dort vorbeikam, hätte sie mich auch noch fast erwischt. Die Frau kommentierte das mit: "Oh, da kann man ja schon eine Türenphobie bekommen". Ich antwortete ganz gelassen, dass ich die Sache gestern ganz sportlich genommen habe. Sie meinte, es wäre aber nicht toll, wenn Bewohner gegen die Tür geknallt wären. Ach, und beim Personal ist das egal?

Findet ihr das Verhalten auch sehr respektlos?

Eine Kollegin sagte, ich hätte einfach mitlachen sollen, aber ich fand das Lachen hämisch und total daneben.

Viele Grüße

Altenheim, Angehörige, Respektlosigkeit

Meinung des Tages: Was denkt Ihr über die Zukunft der Pflege? Wie kann diese ausreichend gesichert und für alle zugänglich gemacht werden?

Der Aufschrei um die Situation in der Pflege ist nicht neu - schon seit Jahren wird über das fehlende Fachpersonal gesprochen. Selbiges gilt für die Kosten, die auf Pflegebedürftige und deren Angehörige zukommen, wenn beispielsweise ein Platz im Pflegeheim benötigt wird.

Aktuelle Situation

Schon 2023 mussten vier von fünf Pflegeeinrichtungen ihr Angebot einschränken. Der Grund dafür ist offensichtlich - Personalmangel. Über 70 Prozent der Pflegeheime konnten laut der Befragung des DEVAPs nicht mehr alle Leistungen erbringen, knappe 90 Prozent der ambulanten Dienste mussten Neukunden ablehnen. Die Folge: Pflegebedürftige Menschen bleiben unversorgt.

Auch in Zukunft wird sich das voraussichtlich nicht verbessern, denn aktuelle Hochrechnungen zeigen, dass der Anteil von älteren Menschen in Deutschland wieder steigt. Dadurch steigt mittelfristig auch die Anzahl der Pflegebedürftigen.

Pläne für die Pflege

Bis zum Jahr 2040 müssten laut der Initiative für nachhaltige und generationsgerechte Pflegereform über 191.000 Pflegekräfte in die Branche geholt werden. Doch aktuell ist der Beruf für viele (junge) Menschen schlichtweg zu unattraktiv.

Dem Personalmangel wird von Seiten der Bundesregierung entgegengesteuert: Sie wirbt aktiv um ausländische Pflegekräfte. Das scheint nicht folgenlos zu bleiben: Die Bundesagentur für Arbeit bestätigte, dass es 2022 insgesamt 244.000 ausländische Pflegekräfte gab. Das bedeutet eine Verdopplung ihres Anteils innerhalb weniger Jahre.

Attraktivere Arbeitsmodelle sollen den Beruf außerdem lukrativer machen - beispielsweise eine Vier-Tage-Woche soll ein Ansporn sein.

Ebenso ergaben Forschungen, dass Pflegekräfte etwa die Hälfte der Zeit mit Aufgaben verbringen, die letztlich gar nicht durch Fachpersonal durchgeführt werden müssten: Die Umverteilung von Aufgaben wäre entsprechend sinnvoll, beispielsweise das Delegieren an Hilfskräfte, sodass die Fachkräfte sich von und ganz den für sie tatsächlich relevanten Aufgabenbereichen kümmern könnten.

Ein großes Fragezeichen ist weiterhin die Finanzierung. Schon jetzt ist kein Geld mehr da, der Bund unterstützt mit einer Milliarde Euro jährlich - aber durch die Haushaltssanierung ist dies auch nicht mehr gesichert.

Auch Pflegebedürftige zahlen schon einen extrem hohen Eigenanteil. Eine mögliche Lösung wäre die Anhebung der Beiträge zur Pflegeversicherung - unklar ist allerdings, wie hoch dieser ausfallen müsste.

Eine große Hoffnung liegt im Bereich der Technik: Smarte Unterstützungsmöglichkeiten (etwa Bettdecken oder Teppiche), die beispielsweise Stürze oder Vitalzeichen melden könnten, würden die Pflege massiv unterstützen. Tatsächlich ist auch geplant, bis 2030 ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen mit Zuschüssen für digitale und technische Investitionen zu unterstützen.

Unsere Fragen an Euch: Was denkt Ihr über die Zukunft der Pflege? Reichen die Maßnahmen aus? Macht Ihr Euch Gedanken um Eure eigene Versorgung im Alter? Was könnte noch getan werden, um den Beruf attraktiver zu machen? Oder ist die Lösung vielleicht sogar künstliche Intelligenz - etwa ein Pflegeroboter?

Wir freuen uns auf Eure Antworten!

Viele Grüße
Euer gutefrage Team

Quellen: https://www.deutschlandfunk.de/pflege-fachkraeftemangel-zukunftsaussichten-100.html

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