Wie wurden Frisuren vor der Erfindung des Haarsprays fixiert?

4 Antworten

ich vermute mal: Zuckerwasser.

bzw. überhaupt Stärke. Man stärkte ja auch Röcke und Untersetzer, Krägen und Spitzen.

GinaLaura086 
Fragesteller
 22.11.2023, 18:05

Was für eine Stärke dann?

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Ruenbezahl  22.11.2023, 18:39
@GinaLaura086

In Deutschland vermutlich Kartoffelstärke. In Italien hat man Reisstärke verwendet. Stärke kann man aber auch aus Mais und allen anderen stärkehaltigen Pflanzen gewinnen.

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GinaLaura086 
Fragesteller
 22.11.2023, 18:52
@Ruenbezahl

Diese Stärke wurde dann aber wieder ausgewaschen, oder nicht? Ansonsten gibt das doch weiße Farbe (jedenfalls habe ich einmal gelesen, dass das Puder im 18. Jahrhundert praktisch Stärke war, aber irgendetwas muss man dann ja ab dem 19. Jahrhundert geändert haben - schließlich gab es da wieder natürliche Haarfarben)

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Ruenbezahl  22.11.2023, 19:15
@GinaLaura086

Die weiße Farbe war vor allem mit den früher üblichen Perücken verbunden (in England bis heute in Gerichten oder bei royalen Märchenauftritten zu sehen). Das Puder, mit dem Perücken weiß gepudert wurden, bestand vor allem aus Talk, einem Mineral, das in pulverisierter Form auch als Talcum bezeichnet wird und bis heute Basis für verschiedene Puder, z.B. für Babys, ist. Die Perücken wurden zuerst mit einer Stärkelösung gestärkt, um dann nach dem Trocknen mit Talcum weiß gepudert zu werden. Stärke von Kartoffeln, Reis oder Mais muss gekocht werden, damit sie ihre Kraft entfalten kann. Ein lustiger Selbstversuch: Ein zwei Kartoffeln in den Entsafter geben (am beste ein Spindelentsafter) und den gewonnenen Saft einige Zeit stehen lassen. Die Stärke setzt sich am Boden des Saftgefäßes ab, die Flüssigkeit kann man weggießen, und dann hat man reine Kartoffelstärke. Die vom Entsafter ausgeschiedenen festen Bestandteile wirf man natürlich nicht weg, sondern man kann damit z.B. Kartoffelpuffer machen. Die Stärke kann man zum Backen oder Kochen verwenden, wenn man damit etwas "stärken" will, muss man sie vorher kochen.

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GinaLaura086 
Fragesteller
 23.11.2023, 14:24
@Ruenbezahl

Achso, danke, also ist die Stärke praktisch gelöst und gekocht und hat nicht mehr die weiße Farbe wie in pulvriger Form?

Und mich würde noch interessieren, was du mit "royale Märchenauftritte" meinst?

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Pomade, Brillantine, davor (vor den 1890ern) ähnliche Produkte, fast alle hausgemacht, aber aus den unterschiedlichsten Bestandteilen. Teils schmalz+zerstampfte, mehlige Äpfel + irgendein Puder + irgendein Parfüm.

Der Name kommt auch auch daher. Pomade - Pomatum - Pomum (Latein = Apfel).

GinaLaura086 
Fragesteller
 22.11.2023, 18:49

Haben das tatsächlich auch Frauen benutzt? Ich dachte eher, diese Produkte wären Teil der Herrenmode gewesen

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Ruenbezahl  22.11.2023, 19:21
@GinaLaura086

Pomaden und ähnliche Produkte, die auf tierischen oder pflanzlichen Fetten (Butter, Pflanzenöl) oder Mineralöl beruhten, wurden vor allem von Männern benutzt, die ihre Haare glätten wollten, weil Locken als weiblich galten.

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Fraganti  23.11.2023, 07:25
@Fraganti

Außerdem kannst du dir ja mal die Perrücken aus dem 17-18 Jahrhundert ansehen, die Männer trugen und z. B. an englischen Gerichten heute noch tragen. Die haben extra eingedrehte Locken.

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Ruenbezahl  23.11.2023, 07:48
@Fraganti

Perücken, die von Männern und Frauen in früheren Jahrhunderten getragen wurden (von Männern in England noch heute) hatten Locken, das heißt dass man sie nicht mit fetthaltigen Pomaden behandeln konnte, mit denen Haare geglättet werden. Im 20. Jahrhundert wurden dann für Männer glatte Haare Mode, daher fett- oder mineralölhaltige Pomade und Brillantine. Auch für Frauen wurde in den 20er-Jahfren der Bubikopf mit glatten Haaren modern. Man muss also immer an die jeweilige Zeit denken.

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Fraganti  23.11.2023, 08:15
@Ruenbezahl

Versuch mir doch bitte nicht mit Unsinn einen Knopf an die Backe labern zu wollen.

Ließ z. B. The Art of Perfumery von G. W. S. Piesse von 1857, darin wird auch beschrieben, wie Frauen ihre Haare mit Pomatum, Bandolin und Wachspomade fixieren können und woraus das angemischt wurde.

Dass die Currlyperrücken ein widerlich stinkiger, nie gewaschener Fetthaufen waren, die immer nur mit neuem Fett, Parfum und Puder ausgehfein gemacht wurden, ist kein Geheimnis. Das kannst du überall nachlesen.

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Fraganti  23.11.2023, 10:30
@GinaLaura086

Damals wurde verwendet, was verfügbar war und funktionierte.

Es mag einzelne regionale Hersteller gegeben haben, die schon eine genderspezifische Vermarktung betrieben oder zwei unterschiedliche Behältnisse mit dem gleichen Inhalt verkauften, aber letzendlich war es das gleiche/ähnliche Produkt, egal ob Mann es sich in den Bart oder Frau es sich in die Haare schmierte. Vielleicht war dazu gegebener Duftstoff unterschiedlich.

Bis in die 1890er wurden aber viele solcher Produkte auch sowieso daheim selbst angemischt. Man kaufte oft nur die einzelnen Zutaten, wenn man die nicht auch selbst erzeugte.

Es riecht ja eh schon anders, je nachdem, ob man Äpfel oder Quitten dafür verarbeitet.

Auch industriell hergestellte Pomade richtete sich ursprünglich und lange Zeit an Mann und Frau. Oftmals waren sowohl ein Frauenkopf als auch ein Männerkopf auf der Verpackung abgebildet. Dort, wo das Design seit Jahrzehnten nicht grundlegend geändert wurde (Sweet Georgia Brown, Murray's, Nu Nile...) ist das auch noch immer so.

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Angeblich wurde früher Zuckerwasser benutzt.

GinaLaura086 
Fragesteller
 22.11.2023, 21:15

Wo hast du das gelesen? (Ich frage aus Interesse, nicht weil ich dir nicht glaube)

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vielleicht mit Zuckerwasser

GinaLaura086 
Fragesteller
 22.11.2023, 18:03

Ja, das habe ich auch schon als "Haarspray zum selbermachen" entdeckt, interessant wäre nun irgendein Beweis, zum Beispiel in einem Buch - aber danke :)

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