Wie steht ihr zu Atomkraftwerke/erneuerbaren Energie?

14 Antworten

Die Premierministerin Schwedens sagte neulich Habeck, dass ihr Land mit den erneuerbaren Energien nur maximal 40% des Bedarfs decken kann. Für den Rest (60%) braucht ihr Land dringend neue AKWs.

Ja, sind sie. Zum Zeitpunkt der Abschaltung lag der Anteil bei gerade mal noch 6%.

Ein ganz wichtiger Punkt ist ein Missverständnis, oder sagen wir Lüge, die euch deutsche Grüne immer erzählen: Dass es einen Gegensatz gäbe zwischen Kernkraft und Erneuerbaren Energien.

Den gibt es nicht. Die Befürworter der Kernenergie sind für einen gemeinsamen Ausbau von Kernkraft und Erneuerbaren Energien.

Erneuerbare Energien haben ein wichtiges, unüberwindliches Problem: Sie sind volatil. Das heißt sie sind vom Wetter abhängig. In einer windstillen Nacht können selbst 1TW installierter Leistung Wind- und Solarstrom Deutschland nicht versorgen.

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Deshalb benötigen Erneuerbare Energien ein Backup. Immer. Keine Ausnahmen. Man kann die Physik hier nicht austricksen. Das wissen auch die Grünen. Bis zum Februar 2022 war es die Idee der Grünen als Backup für Erneuerbare Energien Gaskraft mit Gas aus Russland zu benutzen. Das ist aus bekannten Gründen auf die Nase gefallen.

Deshalb muss Deutschland nun Kohlekraft als Backup für die Erneuerbaren benutzen. Jetzt hat das ein gewisses Problem: Eine modernes Kohlekraftwerk das auf einem Niveau läuft hat einen relativ geringen Ausstoß von CO2 und Giftstoffen (ja, Kohlekraftwerke stoßen Giftstoffe aus die Lungenkrankheiten verursachen. Daran sterben jährlich 1,3 Millionen Menschen). Doch ein Kohlekraftwerk das dauernd rauf und runter regeln muss (dazu sind sie nicht ausgelegt) erzeugt hohe Mengen CO2. Dies kann im Extremfall dazu führen, dass ein Windkraftwerk+Kohlebackup mehr CO2 erzeugt als wenn ein Kohlekraftwerk einfach auf einem Niveau durchläuft.

Deswegen haben wir in Deutschland den zweithöchsten CO2-Ausstoß in der EU und die höchsten Strompreise.

Deshalb ist es auch das Ziel zahlreicher Staaten weltweit, Kernenergie und Erneuerbare Energien gemeinsam auszubauen. Deutschland ist praktisch das einzige Land auf der Welt das aktuell aus der Kernenergie aussteigt.

Es sieht in Deutschland im Moment so aus: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß unserer Stromversorgung war 2022 bei etwa 400g/kWh. Wenn man einen Stromerzeuger vom Netz nimmt, der einen geringeren CO2-Ausstoß hat (Kernkraft: ca. 50g/kWh) erhöht das zwangsläufig den CO2-Ausstoß. Das ist einfache Mathematik. Daran gibt es nichts zu diskutieren oder zu überlegen.

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Bild: links: Der tatsächliche CO2-Ausstoß der deutschen Stromversorgung am 15. und 16. April 2023 (550 g/kWh) rechts: Der CO2-Ausstoß der deutschen Stromversorgung wenn wir nicht aus der Kernenergie ausgestiegen wären aber den Ausbau der Erneuerbaren vorangetrieben hätten wie tatsächlich geschehen (50 g/kWh)

Um darum deine Frage zu beantworten: Können Erneuerbare Energien die Kernkraft ersetzen? Nein. Kohle kann die Kernkraft ersetzen. Erneuerbare Energien brauchen ein Backup das entweder aus CO2-armer Kernkraft kommt oder aus CO2-intensiver Kohle.

Die Wahl die wir haben ist nicht Erneuerbare oder Atom. Es ist Atom oder Kohle. Und die deutsche Politik hat sich für Kohle entschieden und dem Kampf gegen den Klimawandel einen Bärendienst erwiesen.

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Velbert2  19.04.2023, 13:50

Wieso unüberwindliches Problem? Wenn man die überschüssige Energie speichert, dann machen Windstille und/oder Sonnenarmut auch nichts aus. Zudem werden diese Energiearten auch weiterentwickelt. Das heisst effektiver und sensibler. Können also bei wenig Wind oder Sonne noch Energie liefern.

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Oppulus  19.04.2023, 14:13
@Velbert2

Zunächst bleibt das Problem unüberwindlich.

Wenn wir Stromspeicher hätten, wären diese eben das Backup für Erneuerbare Energien. Es ändert nichts daran, dass wir ein Backup brauchen.

Alle Konzepte für die Speicherung von Strom stecken in den Kinderschuhen, mit Ausnahme von Stauseen. Es gibt kein einziges großindustrielles Projekt zur Speicherung von Strom. Selbst wenn jemand heute mit so einem Projekt beginnen würde, sprechen wir davon, dass diese in Jahrzehnten so weit wären die Kohlekraft zu ersetzen. Und Speicherung hat ein weiteres fundamentales Problem das aus dem Energieerhaltungssatz kommt und überall in diesem Universum wahr ist: Etwas zu speichern (zu lagern) macht es teurer. Immer. Also so lange EE-Strom nicht sehr viel billiger ist als Kohlestrom (aktuell ist er mehrmals so teuer), ist eine Stromspeicherung schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll.

Der Klimawandel bedroht uns jetzt. Und jetzt haben wir Kernkraftwerke ausgeschaltet und nehmen dafür Kohle ans Netz.

Ist ja wunderbar wenn Energiespeicher das Backup sein können. Und wenn eines sehr fernen Tages tatsächlich genügend Stromspeicher vorhanden sind, bin ich auch sofort bereit aus der Kernenergie auszusteigen.

Es geht doch nicht um die Kernenergie oder Erneuerbare Energien oder Kohlekraft. Es geht darum CO2-armen und billigen Strom zu erzeugen.

Deutschland hat bewiesen, dass es uns in 23 Jahren nicht gelungen ist CO2-armen billigen Strom herzustellen. Unser Strom ist sowohl der zweitdreckigste in Europa als auch der teuerste.

Die Realität widerspricht hier schlicht der Propaganda.

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Velbert2  19.04.2023, 16:12
@Oppulus

Kohle ans Netz? Spätestens 2035 ist Schluss damit.

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Oppulus  19.04.2023, 16:21
@Velbert2

Es ist ein Wunschtraum (und kein schöner), dass es möglich sein wird bis 2035, also in nur 12 Jahren die Kohlekraft zu ersetzen. Mal abgesehen davon, dass es keine Speichertechnologien gibt und bis 2035 auch nicht in großer Zahl geben wird. Um das rein an Kapazität zu schaffen müssten wir in 12 Jahren doppelt so viel EE zubauen wie wir in den letzten 25 Jahren insgesamt gebaut haben, während wir gleichzeitig alte Erneuerbare Energien ersetzen müssen.

Das ist gar nicht möglich. Dafür fehlen die Rohstoffe, das Personal und der Platz.

Im letzten Jahr hat Deutschland 18 Kohlekraftwerke, richtig alte richtig dreckige Kohlekraftwerke, zurück ans Netz genommen.

Aber sogar wenn, sogar wenn es uns bis 2035 gelingen würde dieses Wunder zu vollbringen, hätten wir 12 Jahre einen deutlich höheren CO2-Ausstoß gehabt als notwendig. Zusätzlich sterben mehr Menschen an der Luftverschmutzung aus Kohle.

Den größten Dienst den Deutschland hier dem Klima leistet ist ein abschreckendes Beispiel für das Ausland zu sein.

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Atomenergie ist mit Abstand die effizienteste Art der Stromerzeugung und ebenso die zuverlässigste. Mit erneuerbaren Energien benötigen wir vieeeeel mehr „energieplantagen“ als Kraftwerke nötig wären. Ebenso ist die Energieausbeute schwankend durch Umwelteinflüsse. Grundsätzlich wäre meiner Persönlichen Meinung nach der erhalt von AKWs in Deutschland enorm wichtig für unsere Energiesicherheit jedenfalls solange bis wir Fusionsenergie sinnvoll nutzen können. Grade im Kriegsfall sind wir Deutsche jetzt schon auf Strom aus dem Ausland angewiesen ohne diesen ist Deutschland ein leichtes Ziel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
archibaldesel  19.04.2023, 13:26
Atomenergie ist mit Abstand die effizienteste Art der Stromerzeugung und ebenso die zuverlässigste.

Da kann ich nur herzhaft lachen. Da kannst du ja mal lesen, was die Briten hier schon investieren mussten:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Hinkley_Point

Folgenden Punkten bitte besondere Beachtung schenken:

Insgesamt wird das Kraftwerk mit 100 Milliarden € durch Großbritannien subventioniert.
Um das Projekt für das Konsortium rentabel zu machen, sagte die Regierung Cameron ihm für 35 Jahre ab Inbetriebnahme eine garantierte Einspeisevergütung in Höhe von 92,5 Pfund/MWh plus einem jährlichen Inflationsausgleich auf Preisbasis 2012 zu (derzeit 105 Euro/MWh[28]). Zum Ende des Jahres 2022 würde die Einspeisevergütung 122,5 Pfund/MWh (derzeit 139 Euro/MWh entsprechen. Dies war vor Indexierung das Doppelte des durchschnittlichen englischen Strompreises 2013
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Oppulus  19.04.2023, 13:38
@archibaldesel

Und trotzdem machen es die Briten. Sind die komplett bescheuert? Warum hören die nicht auf archibaldesel?

Oder sind denen vielleicht ein paar Details bekannt die du nicht beachtest oder verschweigst?

Zum Beispiel, dass Hinkley Point ein First of a kind ist, jahrzehnte nach dem letzten Bau eines Kernkraftwerks und dessen Nachfolger werden deutlich billiger? Oder dass die Einspeisevergütung für Erneuerbare Energien in Deutschland anfangs deutlich höher war als das was Hinkley Point jetzt erhält? Oder das die Briten sowohl Erneuerbare Energien als auch Kernenergie ausbauen weil ihr Ziel eine CO2-arme Wirtschaft ist statt ein Ausstieg aus der Kernenergie, koste es was es wolle?

Außerdem geht deine Kritik an der Aussage von Kinggero vorbei: Was Hinkley Point kostet hat nichts damit zu tun wie effizient oder zuverlässig die Kernenergie ist. Du hast etwas über den Preis gesagt, davon sprach Kinggero gar nicht.

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archibaldesel  19.04.2023, 13:50
@Oppulus
Außerdem geht deine Kritik an der Aussage von Kinggero vorbei: Was Hinkley Point kostet hat nichts damit zu tun wie effizient oder zuverlässig die Kernenergie ist.

Geht sie durchaus nicht. Effizienz hat im Gegensatz zu Effektivität etwas mit Wirtschaftlichkeit zu tun. Und wirtschaftlich ist Kernenergie ganz sicher nicht. Dafür ist Hinkley Point nur ein Beispiel.

Ein weiteres Beispiel ist, dass der Bau neuer AKW in Frankreich inzwischen durchschnittlich 15 Jahre dauert. In Finnland ist gerade ein AKW mit 14 Jahren Verspätung ans Netz gegangen. Auch an Hickley Point wird seit mehr als 10 Jahren gebaut. Der letzte vermutete Termin für die Fertigstellung ist jetzt 2028.

Das ist das Gegenteil von Effizienz.

Die Kosten für Zwischen- und Endlagerung des dauerhaft strahlenden Mülls will ich gar nicht erwähnen.

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Oppulus  19.04.2023, 14:02
@archibaldesel
Geht sie durchaus nicht. Effizienz hat im Gegensatz zu Effektivität etwas mit Wirtschaftlichkeit zu tun. Und wirtschaftlich ist Kernenergie ganz sicher nicht. Dafür ist Hinkley Point nur ein Beispiel.

Hier gehen theoretische Betrachtungen schlicht an der Realität vorbei.

Deutschland mit einem sehr hohen Anteil an EE hat den höchsten Strompreis in Europa. Dänemark, ebenfalls mit sehr hohem Anteil EE, hat den zweithöchsten.

Niedrige Strompreise haben dagegen Frankreich oder Finnland, die stark auf Kernenergie setzen.

Wie passt das zusammen mit der Idee, dass Kernenergie teuer wäre?

Zu sagen, Kernenergie sei teuer und Erneuerbare Energien wären billig ist ein bisschen so als würde man behaupten, dass Unternehmen im Kapitalismus nicht skrupellos und gewinnorientiert wären. Denn sonst würden sie weltweit ohne Ende Erneuerbare Energien bauen.

Ein weiteres Beispiel ist, dass der Bau neuer AKW in Frankreich inzwischen durchschnittlich 15 Jahre dauert. In Finnland ist gerade ein AKW mit 14 Jahren Verspätung ans Netz gegangen.

Deutschland hat es in 23 Jahren nicht geschafft seine Kernkraftwerke durch Erneuerbare Energien zu ersetzen und aus der Kohle auszusteigen. Im Gegenteil. Wir haben im letzten Jahr 18 der ältesten und dreckigsten Kohlekraftwerke zurück ans Netz geholt weil wir sonst den Atomausstieg nicht hätten durchziehen können.

Und OL3 (das finnische Kernkraftwerk) hat 11 Milliarden Euro gekostet. Weniger als ein halbes Jahr Energiewende. Nur dass die Energiewende im gesamten letzten Jahr nicht so viel gesicherte Leistung aufgebaut hat wie ein einziges OL3.

Die Kosten für Zwischen- und Endlagerung des dauerhaft strahlenden Mülls will ich gar nicht erwähnen.

Mach ruhig. Wir sprechen hier von Peanuts. Das finnische Endlager das gerade fertig geworden ist hat 3 mrd Euro gekostet.

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Natürlich geht das.

in den letzten 20 Jaren haben wir rund 400 milliarden Euro dafür ausgegeben und es geschafft, die AKW zu ersetzten.

Toll.

Allerdings bringen AKW niemanden um und der Klimawandel wird durch Kohlekraftwerke verursacht. Die wir natürlich nicht ersetzt haben, wir haben ja alles darauf verschwendet, CO2 freie AKW zu ersetzen.

Ach ja, und weil man mit EE natürlich nicht alles ersetzen kann, denn irgendwoher muss der Strom ja kommen wenn nachts kein Wind weht, hat Klimaschmutzminister Habeck für das Abschalten der letzt 6 AKW in Deutschland 19 Kohle Kraftwerke aus der netzreserve wieder angefeuert.