Welchen Kampfsport würdet ihr mir empfehlen? Bitte Erfahrungen, keine Basisinformationen.?
Hallo,
bitte nur Beiträge von Leuten die Erfahrung haben, die Grundinfos kenne ich schon aus dem Internet. Ich war im Probetraining von Kunf Fu und Karate, beides gefällt mir aber in wenigen Stunden ist es schwer, die langfristige Wirkung einzuschätzen..
Ich bin Männlich, 24, 1,90m, 90kg, bisher nicht so sehr sportlich.
Bisher finde ich Kung Fu und eventuell Karate ganz interessant. Auch wenn es ganz unterschiedliche Style sind. Kung Fu bevorzuge ich wegen der Philosophie, auch wenn der Aufwand zum lernen erheblich größer ist.
Jiu jiutsu hört sich auch nicht schlecht an aber davon bin ich irgendwie noch nicht ganz überzeugt, das hat aber eigentlich keinen direkten Grund.
Ich bin extrem auf Kunf Fu fokussiert (keine Ahnung wieso) aber ich habe glaube eine falsch Vorstellung davon. Deswegen wäre ich für ein paar Meinungen dankbar. An sich hat Kung Fu angeblich einer der besten Selbstverteiligungs- und Schlagtechniken aber verliert trotzdem oft gegen z.B. MMA Kämper, das verstehe ich nicht. Ich finde das wiedersprüchlich.
Kunf Fu würde von einem Großmeister der 34. Generation des weltberühmten Shaolin-Klosters am Berg Song Shan unterrichtet werden. Eine Kunf Fu Schule in Köln.
Was mir wichtig ist:
Mehr auf Verteilung als aggressiver Angriff, ein Teil der Philosophie lernen wäre schön, nicht so viel Körperkontakt wie bei z.B. Ringen, einen Kampfsport den man in sein Leben integrieren kann (Disziplin, Ausdauer, Lebensstyle), Verteilung ist mir wichtig aber ich bin nicht auf einen reinen Straßenkampf aus.
6 Antworten
Hi, ich versuche dir mal so gut zu helfen wie ich kann..
Kurz und schmerzlos: das was du in den meisten deutschen Schulen unter den Begriffen "Karate" oder "Kung Fu" angeboten bekommst, eignet sich im Vergleich eher schlecht zur Selbstverteidigung im Extremfall. Wenn das also wirklich dein Fokus ist, wärst du im MMA oder Combat Sambo deutlich besser aufgehoben.
An sich hat Kung Fu angeblich einer der besten Selbstverteiligungs- und Schlagtechniken aber verliert trotzdem oft gegen z.B. MMA Kämper, das verstehe ich nicht. Ich finde das wiedersprüchlich.
Das hat mehrere Gründe:
Zum einen, trainieren MMA Kämpfer wirklich nur für den Kampf. Das heißt es wird keine Zeit auf irgendeine Philosophie verwendet und es werden nur effektive Techniken trainiert und kein Wert auf das Einhalten irgendwelcher Traditionen oder Formen gelegt. Dementsprechend verwenden sie im Training viel mehr Zeit auf den realistischen Kampf.
Zum Anderen kombiniert MMA Striking (Schläge und Tritte) mit Grappling (Würfe, Würge- und Hebelgriffe). Grappling schlägt Striking von Grund auf, und fast immer wenn zum Beispiel ein Judokämpfer oder Ringer auf einen Boxer oder Thaiboxer trifft, geht der Kampf zugunsten des Grapplers aus. Das liegt einmal daran dass unsere Primatenkörper zum Greifen ausgelegt sind und du deinen Körper beim Grappling als Waffe gebrauchst, während du ihn beim Schlagen als Waffe missbrauchst.
Wenn es dir also darum geht, was am effektivsten in einem realen Kampf ist, merk dir die zwei Punkte:
1. Vollkontakt
2. Kombination aus Striking und Grappling
Das haben Japaner und Chinesen übrigens auch verstanden und für Wushu und Karate eigene Wettkampfsysteme entwickelt
Mehr auf Verteilung als aggressiver Angriff
Nicht die Technik ist agressiv oder defensiv, sondern ihr Einsatz macht den Unterschied, wirst du zuerst angegriffen ist auch ein Haken zum Kinn eine Verteidigungstechnik
ein Teil der Philosophie lernen wäre schön
Das hast du eigentlich in jeder chinesischen und japanischen Kampfkunst
Wenn dir Kung Fu gefällt, dann mach es. Aber ich würde dir den Rat geben, dich auch immer mal wieder in anderen Disziplinen zu versuchen um ein Verständnis davon zu erlangen wie Menschen im Allgemeinen Kämpfen. Außerdem lernt man das Kämofen nicht ohne selbst zu kämpfen. Ich weiß das wollen viele nicht hören aber es ist eine Tatsache. Wie du selber bereits angemerkt hast, werden die Theoretiker im Zweikampf immer von Wettkämpfern besiegt. Viele Kung Fu Schulen nehmen an Kickboxartigen Wettkämpfen teil und betreiben Sparring, achte mal drauf. Sowas nützt dir im Training sehr viel und trägt auch nicht zum Verlust von Philosophie bei. Selbst im Shaolin Tempel wird das gemacht. Wenn du noch ein Beispiel willst, wie shaolin Kung Fu in einem realen Kampf aussieht, hier ein Video:
Es ist in der Anwendung gar nicht so unähnlich zum Kickboxen und MMA.
Viel Erfolg, ich hoffe ich konnte helfen.
Alles gut, mir ging es auch eher darum zu erklären das Kung Fu absolut nicht unnütz ist, sondern dass diese fließenden ausschweifenden Bewegungen im Kampf praktisch keine Anwendung finden.
Vielleicht solltest du mal Eugen Herriegels Buch "Die Kunst des Bogenschießens" lesen und dadurch zu dem Fazit gelangen, das der Nahkampf möglicherweise keine so gute Idee ist.
Kyudo Vereine gibt es in Deutschland zwar selten, aber es gibt sie. Und ja, ich weiß, das du expliziet nach Kampfsport gefragt hast, aber vielleicht nur, weil du auch Laotses Tao te King nicht gelesen hast.
Bogenschießen hört sich sehr interessant an, da habe ich auch schonmal drüber nachgedacht. Aber das hilft mir nicht viel, wenn ich auf der Straße angegriffen werde und schult glaube ich nicht sehr viel körperliche Disziplin, Ausdauer und auch etwas Philosophie.
"schult glaube ich nicht sehr viel körperliche Disziplin, Ausdauer und auch etwas Philosophie."
Du irrst dich, Kyudo ist genau das was du suchst, wenn du speziellen Wert auf diese von dir genannte Attribute legst.
Ließ doch mal Herrigels Buch (beruht auf wahren Begebenheiten), du wirst überrascht sein, wie sehr es darauf zutrifft wonach du suchst.
Ich werde mir das Buch mal anschauen aber könntest du mir vorher bitte noch sagen, inwiefern ich mich damit verteiligen kann, falls ich auf der Straße angegriffen werde.
Dabei geht es um die ZEN Kampftechniken, die zb auch die japanischen Samurai gelernt haben. Ein Teilbereich dieser Künste ist es auch eine deutllich geschärfte Wahrnehmung zu bekommen, damit du schon sehr früh potentielle Gefahren kommen siehst. Zusätzlich geht es bei Kyudo um dieselbe Kraft, die es Karatemeister auch befähigt dicke Holzstapel mit der bloßen Hand zu zerschlagen - die machen das nicht mit Kraft, sondern härten ihre Hand mit der Kraft ihres Geistes. Du lernst also in erster Linie Gefahrensituationen zu erkennen und diese schon im Vorfeld zu meiden, bzw. wenn sie sich nicht vermeiden lassen, die Angreifer durch deine "Haltung" einzuschüchtern und wenn das nicht gelingt, dann diese abzuwehren durch den geringsmöglichen EInsatz von Gewalt.
und dadurch zu dem Fazit gelangen, das der Nahkampf möglicherweise keine so gute Idee ist.
:D Den find' ich gut. Und das meine ich ganz ernst.
Der Gedanke an sich ist mir so noch nicht häufig untergekommen, da ich eben den Nahkampf bis zum Erbrechen gelernt habe. Das sieht man's mal wieder: "Wenn du nur einen Hammer hast, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus."
Es ist eigentlich egal welchen Stil du betreiben möchtest. Das Problem ist das Kampfsport/Kampfkunst oft eben nur als Sport trainiert wird. Das kann fit machen, bringt aber eben nicht viel für Selbstverteidigung. Wichtig ist den Stil richtig lernen und dabei vernünftig Kampf/Sparring praktizieren. Viele Stile betreiben dabei Kickboxen, oder Sparring auf Kontakt mit Schutzausrüstung. Mit Fokus auf Wettkampfsport und auch Selbstverteidigung. Gerade im Kung Fu/Wu Shu gibt es dafür Sanda/Sanchou. Eine chinesische Art des Kickboxens. Gibt es extra als Kampftraining für die verschiedenen Arten Kung Fu gegeneinander, natürlich auch um effektiv gegen andere Kampfsportarten anzutreten. Als separaten Stil betrieben ohne klassisches Kung Fu kenne ich persönlich es nicht. Aber Kickboxen war ursprünglich, 70er Jahre, auch eine Form des Wettkampfsports um verschiedene Stile im Ring zu gleichen Bedingungen zusammenzuführen. Heute ist es immer noch eine gute Art des Sparrings um Stile effektiv sparren/kämpfen zu lassen, ist aber schon lange eine eigenständige Kampfkunst. Jedenfalls spricht nichts dagegen das du Kung Fu machst. Die Frage ist eher welchen Stil? Kung Fu hat mit 300 bis 500 Stilen nämlich die größte Vielfalt. Und es gibt erhebliche Unterschiede.
Bei 90 Kilo wäre Sumo angebracht.
Da ich sehr groß bin, bin ich verteilt sich das Gewicht eigentlich recht gut, so dass ich nicht wirklich dick bin. Sumo ist halt mit sehr viel Körperkontakt und hat leider nicht sehr viel philosophische Aspekte.
er ist 1,90 groß, bei so großen Leuten sind 90Kg nix. er müsste fast voll schlank aussehen. Meine einer Kollege ist 1,90 groß und wiegt um die 85kg und wir mobben ihn als Lauch xD, deshalb stelle ich mit Sumo für den Fragesteller schwer vor...
So wie ich das deiner Beschreibung entnehmen kann ist die Entscheidung doch schon gefallen. Nehm das Shaolin Kungfu. Wenn du was anderes wählst wirst du dich später immer fragen, wie es wohl gewesen wäre wenn...
Was das Philosophische angeht sehe ich beim Karate nicht weniger zu entdecken und lernen. Was mich am Karate stört ist, dass es sehr auf Schlag- und Tritttechniken fokussiert ist. Da ist über die Jahrzehnte viel verloren gegangen aus dem Bereich Wurf-, Hebel- und Bodentechniken. Darum finde ich vom Gesamtpaket her Ju Jutsu besser.
Das stimmt schon nur jeder der sich mit Kampfsportarten auskennt hat bisher gesagt, dass kung fu nicht wirklich effektiv zur Verteidigung ist, wenn man auf der Straße angegriffen wird oder so. Viele empfehlen jiu jiutsu. Weiß halt nicht ob das stimmt, da im Internet steht, kung fu hätte eine der besten Verteilungstechniken und Schlagtechniken.
Das klassische "auf der Straße verteidigen" hängt an etwas GANZ anderem als an der Kampftechnik an sich. Das ist das große Problem, das Anfänger meist nicht verstehen. Es spielt überhaupt keine Rolle, was du konkret betreibst. Wenn du "auf der Straße" (tm) bestehen willst (etwas, was ich z.B. als sehr unsinnig ansehe), dann sind die beiden wichtigsten Punkte, die reinspielen:
- Wie gut bist du vor allem PSYCHISCH solche körperlichen Extremsituationen gewohnt. Sprich: Wenn du überrascht und überrumpelt wirst, dann kannst du den 10. Dan in Ameridote haben - du geht dennoch unter.
- Wie viel PRAKTISCHE Übung hast du im Anwenden deiner Kampftechniken gegen einen Gegner, der sich massiv (nicht nur ein bißchen) dagegen wehrt. Und die einzige vernünftige Lösung dafür ist hartes Sparring. Da führt kein Weg daran vorbei.
Deswegen werden meistens Techniken oder Kampfschulen empfohlen, die vor allem den zweiten Punkt erfüllen: Boxen, Kickboxen, Thaiboxen, Jiu Jitsu. Sehr viele der Kampfkünste und insbesondere die meisten Kung Fu-Stile vermeiden den zweiten Punkt und reden sich selbst ein: "Wenn ich denn mal wirklich die Techniken brauche, dann kann ich sie auch verwenden." Und genau das ist eben nicht der Fall, weswegen so wahnsinnig viele z.B. Aikidoka, Wing Tsungler, Karateka und sonstige Kung Fuler komplett untergehen, wenn sie sich real körperlich wehren müssen.
Abschließend mein Ratschlag für dich: Such dir ruhig eine Kung Fu-Schule, wenn dir Stil und Philosophie gefallen, aber achte darauf, dass diese Schule ihren Stil auch ANWENDET - und nicht nur in freundlicem internen Sparring (das machen viele Wing Tsun-Schulen), sondern sehr gerne auch in Wettkämfen gegen Kämpfer anderer Schulen und Stile. Etwas was z.B. im MMA und Boxen absoluter Standard ist.
Danke für die Antwort.
Also ich meine mit Straße, keine Straßenkämpfe sondern eher im Ernstfall, wenn man keine andere Möglichkeit hat.
Die Psyche müsste in traditionellem Shaolin Kung Fu gut trainiert werden und im Unterricht werden auch Freikämpfe gemacht und Waffentechniken erlernt. Ich denke mal in Freikämpfen kann man gut die Techniken anwenden.
Danke für so eine ausführliche Antwort.
Ich verstehe jetzt schon besser, wieso Kung Fu nicht Ideal ist für Selbstverteidigung. Aber so wie ich verstanden habe, wenn man genug Zeit aufwendet, um die Techniken zu lernen, ist man nicht ganz hilflos im Ernstfall. Es dauert halt mehrere Jahre, bis man es richtig anwenden kann.
Ich möchte mich zwar verteiligen können aber Kämpfe (Wettkämpfe) an sich sind mir nicht so wichtig. Ich würde gerne den Philosophischen Teil in mein Leben integrieren. Dort lernt man auch z.B. wie man den Körper und Geist in Einklang bringt, was die Lebensqualität sehr steigern kann.
Der Unterricht wird von einem Shaolin-Großmeister der 34. Generation des Shaolin-Klosters am Berg Song Shang geführt. Es hört sich auf jeden Fall mal professionell an, es ist anscheinend ein angesehenes Kloster. Dazu kommen Elemente von Qi Gong. Und mit den Freikämpfen bekommt man denke reelle Erfahrung. (Falls das Sparring ist, ich weiß nur, dass es ein Kampf mit bestimmten Regeln ist)
Über Jiu Jitsu müsste ich mich erst nochmal genauer informieren, aber ich glaube Kung Fu steht an erster Stelle. In der einen Stunde Probetraining hat man halt leider keinen so großen Einblick bekommen.