Was lernt man in Biologie Studium?
Servus,
Meine Frage ist, was man in einem Biologiestudium alles lernt und ob es da verschiedene Zweige gibt. Ich würde gerne mich mit Flora und Fauna beschäftigen. Gibt es da einen Zweig in Biologie? Oder gibt es ein anderes Studium, das darauf abzielt?
5 Antworten
Das Biologiestudium besteht aus 6 Semestern. In der Regel reißt Dir aber auch keiner den Kopf ab, wenn Du ein 7. oder ein 8. Semester brauchst.
Im 1. Semester hat man drei Vorlesungen:
- Physik 1: Mechanik & Thermodynamik
- Chemie 1: Allgemeine und Anorganische Chemie
- Strukturen und Funktionen der Bioorganismen
Physik 1 ist immer Freitags 8 - 10 Uhr.
Chemie 1 ist immer Montags und Mittwochs 8 - 10 Uhr
Struktur und Funktionen ist immer Dienstags, Mittwochs, Donnerstag, Freitag 12 - 13 Uhr.
Klingt erstmal wenig - im Vergleich zur Schulzeit, wo man ja von Montag bis Freitag 8 bis 15 Uhr durchgehend Unterricht hatte, aber dafür muß man viel Stoff zu Hause nacharbeiten. Du wirst nicht in der Vorlesung sitzen und jedes Wort sofort verstehen. Das kannst Du vielleicht bei einem Mickymaus-Heftchen, aber definitiv nicht bei einer Vorlesung!
Die Vorlesung ist nur Lotse! Da werden die Themen quasi erstmal vorgestellt. Die richtige Arbeit fängt dann erst nach der Vorlesung an, wenn Du Dir die Themen in Büchern oder Foliensätzen nacharbeiten mußt, dich in die Begleitlektüre reinliest und Aufgaben zu den Themen löst.
Physik und Chemie sind im 1. Semester die ersten "Killer-Module". Allerdings wissen die meisten Dozenten, daß die Leute ja nicht Biologie studieren, weil dort Physik & Chemie vorkommt, sondern obwohl dort Physik & Chemie vorkommt. Daher kriegt man dort leicht entschärften Stoff. Man muß also nicht das komplette Pensum durchpauken wie die "richtigen" Physik- oder Chemiestudenten, sondern kriegt eine abgespeckte Vorlesung.
Ich sag Dir ganz ehrlich: 99,9 % aus der Physik-Vorlesung hab ich nachher nie wieder im Studium gebraucht! Klar, es gibt so Themen wie Aktionspotenziale in Neurologie, wo man abundzu eine Gleichung braucht - das sind aber Themen, die man auch ohne großen Physik-Vorlesung versteht.
Die Chemie-Vorlesung war zwar am Anfang auch ein gewaltiger Klopper, aber da der Dozent wußte, daß wir ja keine Chemiker sind, hat er die Übungsleiter so instruiert, daß sie faire Klausuren stellen.
Die eigentliche Biologie hat man im 1. Semester nur in einer einzigen Vorlesung, nämlich Struktur und Funktionen. Hier bekommt man im Schweinsgalopp einmal die wichtigsten Themen der Biologie vorgestellt: Neben Genetik, Zellbiologie, Physiologie und Botanik wird auch ein Fokus auf Zoologie gelegt. Einmal die Woche präpariert man im Praktikum selbst am Kadaver. (Fand ich ziemlich unnötig, weil man aus Tierschutzapsekten eigentlich auch an Plastimodell hätte arbeiten können, aber so ist halt die Regel dort).
Im 2. Semester hat man dann.
- Physik 2: Elektrodynamik
- Chemie 2: Organische Chemie
- Diversität der Organismen
Physik 2 ist immer Donnerstags 13 - 14 Uhr und Freitags 8 - 10 Uhr.
Chemie 2 ist immer Montags 8 - 10 Uhr und Donnerstags 8 - 10 Uhr.
Diversität der Organismen ist Montags 11 - 13 Uhr und Dienstags 12 - 13 Uhr und Freitags 11 - 13 Uhr.
Physik 2 ist etwas einfacher als Physik 1, da Elektrodynamik durch Schaltpläne leichter herzuleiten ist als Mechanik.
Chemie 2 ist wie Chemie 1 eine lästige Pflichveranstaltung.
In Diversität der Organismen lernst Du Pflanzen und Fauna kennen. Du erstellst dein erstes Herbarium, in dem du einheimische Pflanzen sammelst und es gibt Exkursionen in Frühlingswälder und andere Orte. Dazu gibt es, wie in "Struktur und Funktionen" wieder ein Präparierpraktikum.
Im 3. Semester hast Du in der 1. Semesterhälfte
- Biochemie (Dienstags 8 - 10 Uhr + Donnerstag 10 - 11 Uhr + Freitags 8 - 9 Uhr)
- Tierphysiologie (Montags 8 - 10 Uhr + Dienstags 10 - 11 Uhr + Donnerstag 11 - 12 Uhr)
- Mikrobiologie (Mittwoch 10 - 12 Uhr + Freitag 9 - 11 Uhr)
- Physik 1 Praktikum (Dienstag 12 - 16 Uhr + Mittwoch 13 - 17 Uhr).
In Biochemie lernst Du die chemischen Vorgänge im Körper. Im Vergleich zu "Chemie 1" und "Chemie 2" ist der Stoff nicht schwer, jedoch nur sonderlich viel. Insbesondere Aminosäuren auswendig lernen ist echt nervig.
In Tierphysiologie lernst Du alles über Herz, Lunge, Blutung - und auch hier müßen leider wieder Tierleichen dran glauben :(
Mikrobiologie ist sehr lehrreich, aber auch umfangreich. (Sehr viele Mechanismen).
Im Physik 1 Praktikum machst Du dann selbst Versuche, zu den im 1. Semester vorgestelltem Stoff. Das Experimentieren macht sehr viel Spaß - die Protokollierei im Anschluß wird Dir deinen Nachtschlaf rauben.
Im 3. Semester finden die Klausuren bereits in der Hälfte des Semesters statt. Das heißt, ab der 2. Semesterhäfte hast Du komplett neue Module:
- Evolution (Montags 10 - 12 Uhr + Dienstags 8 - 10 Uhr)
- Pflanzenphysiologie (Montags 8 - 10 Uhr + Dienstags 10 - 11 Uhr + Donnerstag 11 - 12 Uhr)
- Ökologie (Mittwoch 10 - 12 Uhr + Freitag 9 - 11 Uhr)
- Physik 2 Praktikum (Dienstag 12 - 16 Uhr + Mittwoch 13 - 17 Uhr).
In Evolution lernst Du im Schweingalopp etwas über die Entwicklung von Lebewesen. Pflanzenphysiologie ist Fotosynthese for the win und Ökologie liefert einen lehrreichen Einblick über das Ökosystem und die Umwelt. Das Physik 2 Praktikum ist, ähnlich wie das Physik 1 Praktikum, freudiges Experiemntieren - jedoch mit lästiger Protokollierei verbunden.
Vorteil ist, daß Du nach dem 3. Semester keine Physik- oder Chemieveranstaltung mehr hast. (Chemische Inhalte "verstecken" sich trotzdem noch in anderen Modulen).
Im 4. Semester hast Du in der 1. Semesterhälfte
- Neurologie (Dienstags 10 - 12 Uhr + Freitags 8 - 10 Uhr)
- Genetik (Montags 10 - 12 Uhr + Donnerstags 10 - 12 Uhr)
- Zellbiologie (Mittwochs 10 - 12 Uhr + Freitags 10 - 12 Uhr)
In Neurologie lernst Du viel über deine Sinne, Riechen, Schmecken, Sehen und - für mich als Schwerhörige Tinnitusleidene besonders interessant - Hören.
Genetik ist viel mit Transkription, Translation, rNa-Polymerase, Mitose, Meisoe.
Zellbiologie ist nochmal ein Schweinsgalopp durch alle wichtigen Aspekte der Zellen in Lebewesen. Ziemlich vielfältig, aber auch sehr spannend.
In der 2. Semesterhälfte hast Du dann nur noch Molekularbiologie, Montags 10 - 12 Uhr und DOnnerstags 10 - 12 Uhr als letzte Pflichtveranstaltung. Außerdem beginenn im 4. Semester die Spezialisierungsmodule.
Hier kansnt Du dann dein Studium frei nach deinem Gusto würzen. Du hast also danach keine Pflichtvorlesungen mehr, sondern kannst selbst aussuchen, in welchem Bereichen Du Dich weiterbildest.
Im 4. und 5. Semester müßen je 2 Spezialisierungspraktika gewählt werden. Es werden Praktika aus den Bereichen Pflanzenphysiologie, Mykologie, Anatomie, Neurologie, Biochemie, Tierphysiologie, Botanik, Genetik, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie und Mikrobiologie angeboten.
Ein Vorteil ist, daß Du dann keine lästigen Klausuren mehr schreiben mußt, sondern der Leistungsnachweis Direkt durch die Arbeit im Praktikum (bspw. durch Protokolle) erbracht wird.
Im 6. Semester hast Du zudem noch die Gelegenehit in einem Arbeitskreis zu forschen und Du schreibst deine Bachelorarbeit.
In diesem Sinne...
Hehe jepp, dafür gibt es ja dann ab dem 4. Semester die Spezialisierungsmodule. Studiengänge sind generell so aufgebaut, daß man in den ersten 3 Semestern erstmal so ein bisschen was von jedem hört. (Ein bisschen Genetik, ein bisschen Neurologie, ein bisschen Physiologie, ein bisschen Chemie, ein bisschen Physik), damit jeder so ein bisschen eine breitgefächerte Grundbildung hat. Ab dem 4. Semester geht's dann mit den Spezialisierungen los. Da kannst du dann frei wählen, mit was du dich beschäftigst Bei uns gab's folgende Spezialisierungen
Spezialisierung 1 (4. Semester, 1. Semesterhälfte)
- Ökologie der Pflanzen Praktikum oder
- Tierphysiologie Praktikum oder
- Molekulare Mikrobiologie Praktikum
Spezialisierung 2 (4. Semester, 2. Semesterhälfte)
- Ökologie der Tiere Praktikum oder
- Neurologie 1 Praktikum oder
- Molekulare Pflanzenphysiologie Praktikum
Spezialsierung 3 (5. Semester, 1. Semesterhälfte)
- Evolution und Diversität der Pflanzen und Pilze Praktikum oder
- Genetik Praktikum oder
- Zellbiologie Praktikum oder
- Biochemie Praktikum
Spezialisierung 4 (5. Semester, 2. Semesterhälfte)
- Evolution und Diversität der Tiere Praktikum oder
- Neurologie 2 Praktikum oder
- Molekularbiologie Praktikum oder
- Angewandte Mykologie Praktikum
Du könntest also z.b. im 4. Semester als Spezialisierung 1 "Tierphysiologie" und als Spezialisierung 2 "Ökologie der Tiere" wählen und dann im 5. Semester als Spezialisierung 3 "Diversität der Pflanzen und Pilze" und als Spezialisierung 4 "Diversität der Tiere".
Im 5. Semester hast Du zudem ein Seminar, wo du einen wissenschaftlichen Vortrag halten mußt und im 6. Semester eine Bachelorarbeit. Das könntest du ebenfalls beides bei einem Lehrstuhl machen, der sich auf Diversität der Organismen oder Tierphysiologie spezialisiert. Bei uns an der Uni gibt's z.b. das "Institut für Ökologie, Evolution und Diversität" - dort machen die Leute nichts anderes als den ganzen Tag über Diversität zu forschen und Lehrveranstaltungen in dem Bereich (sei es "Diversität der Organismen" im 2. Semester oder die Speziailisierungen ab dem 4. Semester) zu machen.
Du könntest also ab dem 4. Semester ausschließlich Module aus dem Bereich "Diversität der Organismen" machen, wenn Du deine Spezialisierungsmodule dementsprechend wählst. Dafür ist ja dann das 4. - 6. Semester da -um sich zu spezialisieren.
In anderen Studiengängen sieht das nicht anders aus: In BWL z.b. hört man in den ersten 3 Semestern auch erstmal Vorlesungen aus allen möglichen Bereichen (Finanzen, Rechnungslesung, Volkswirtschaftslehre, Marketing, Wirtschaftsinformatik, Recht...), um sich dann ab dem 4. Semester in eine Richtung zu spezialisieren.
Was Tierphysiologie angeht: Ja, Sezieren ist ein hartes Brot. Aber die Präparierungen werden in der Regel in Gruppenarbeiten durchgeführt- (damit nicht für 200 Teilnehmer, 200 Tiere getötet werden müßen). Da kann man sich bei Gruppenarbeiten auch mal dezent zurückhalten und den SItznachbar im Kadaver rumwühlen lassen, wenn man es selbst aus ethischen Gründen nicht möchte.
Ich studiere Biologie und wir haben quasi einmal die ganze Oberstufe im Detail durchgekommen.
Im ersten Semester war viel Evolution und Genetik. Dieses Semester war dann sehr viel (wirklich seeeehr viel) Flora und Fauna und Ökologie.
Bei Fauna sind wir einmal den Stammbaum der vielzelligen Tiere (Metazoa) durchgegangen, sodass man mittlerweile die meisten Tiere ihrem lateinischen Gruppennamen zuordnen kann. Dann lernst du die Eigenschaften der Großgruppen und gehst vereinzelt auf ein paar abgefahrene Tiere ein.
Pflanzen war etwas grob angeschnitten. Da haben wir auch ein paar Pflanzennamen gelernt aber eher lag der Fokus auf der Fortpflanzung von Pflanzen
Ok das zweite Jahr klingt für mich sehr spannend...danke
Wieso kannst du als angehender Akademiker keine eigene Recherche hin bekommen über Studiengänge? Würde ich von einem Akademiker erwarten. Gib dir mal Mühe.
Naja...genau genommen bin ich mich kein Akademiker. Das ist nich Zukunftsmusik. Aber zurück zum Punkt. Ich habe vorher im Internet gesucht, finde aber von Leuten hier gestellte Antworten einfach besser, da sie meist verständlicher strukturiert sind, als solche Websiten und man bei Bedarf nachfragen kann.
Such doch einfach nach den div. Bio-Studiengängen die es gibt. Es gibt z. B. auch techn. Biologie. Evtl. hilft studis-online.de.
An deiner Stelle würde ich mir aber zuerst die Frage stellen, was es danach für Jobs gibt. Meine Cousine hat mit Diplom (entspr. Master) praktisch nix gefunden außer Promotionsstellen. Erst als Dr. hat sie vernünftigere Jobs gefunden.
notting
Ok...danke dir. Ja ich bin mir auch nich nicjt so richtig schlüssig, welche Berufe dann in die Richtung gehen und für mich von Interesse sind.
es gibt verschiedene Fachbereiche, Flora wäre Botanik und Fauna Zoologie natürlich auch. Daneben gibt es aber auch z.B. Tierphysiologie, Pflanzenphysiologie, Genetik, Biochemie, Biophysik und andere.
Danke erstmals für diese umfangreiche und detaillierte Antwort. Diversität der Organismen ist genau das, weshalb ich ein Biologiestudium in Betracht gezogen habe. Auch Tierphysiologie finde ich sehr spannend, aber das Sezieren von Tieren mag ich garnicht. Also bis auf diese 2 Punkte sprechen mich die Themen nicht so wirklich an...weißt du, on es Berufe oder Studien gibt, womit man sich hauptsächlich mit Diversität der Organismen (und vielleicht Tierphysiologie?) beschäftigt?