Warum wird Kritik an Ostdeutschland immer schnell abgelehnt?

5 Antworten

Wird es von manchen mittlerweile schon, da es tatsächlich ein mediales Dauer-Bashing gab. Viele Ostdeutsche Nicht-AFD-Wähler sind im Zwiespalt. Auf der einen Seite lehnen sie die AFD strikt ab, auf der anderen Seite erfahren sie medial gesteuertes, teils völlig verblödetes Mobbing, Ablehnung. Da können sie Millionen verdienen oder hunderte Arbeitsplätze schaffen, sie werden als 'Ex-DDRler' abgelehnt und verbal abqualifiziert. Ganze Lebensläufe werden pauschal obsoletisiert. Da hat der ehemalige Arzt vielleicht schon zig Menschen geholfen, bildet sich weiter, liebt seine Arbeit, er bleibt ein Ossi. Und dann kommt die AFD. Sie tritt auf, und lobt die ostdeutschen Städte..Und ködert somit ziemlich erfolgreich.

Trotzdem kann man den hohen Anteil der Wähler in Sachsen kritisieren, mit dünn besiedelten 4 Millionen Einwohnern sind es zahlenmäßig tatsächlich weniger als im dicht besiedelten NRW mit 17 Millionen Einwohnern und 17 Prozent potentiellen Wählern in den letzten Umfragen.

Nicht wenige Posten wurden in der NSU Affaire von Westdeutschen getragen.

Höcke ist westdeutsch, und Heise, Kubitscheck, und alle wohnen sie nun in Thüringen, knüpfen Kontakte.

Das wird nie erwähnt, da man natürlich aus der bequemen Komfort-Zone muss. Man kann dann nicht mehr mit dem Finger auf andere zeigen, in dem Fall auf die Ossis.

Trotzdem ist die AFD ein gesamtdeutsches Phänomen, und dennoch ist Kritik an dem hohen Prozentsatz im dünn besiedelten Osten berechtigt.

Es gibt im Osten genügend Gegenwind. Auch unter Älteren, welche den antifaschistischen Block noch gelebt hatten.

Wäre ein Herr Höcke ein DDR-Bürger, wäre er wegen seiner Schriften direkt im Knast gelandet. Nur mal so als Hinweis....

Hessen001 
Fragesteller
 15.09.2023, 00:03

Andererseits muss man leider sagen, dass z.B. eine Freundin mit afrikanischen Wurzeln in Ostdeutschland auf massiven Rassismus gestoßen ist und hinterher frustriert wieder in den Westen kam.

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snowdrop41  15.09.2023, 00:19
@Hessen001

Was schade ist. Der Alltagsrassissmus besteht im Stadt-Land-Gefälle, und verstärkt im Ost-West-Gefälle. Wobei Mossambique beispielsweise mit der DDR Verträge schloss, welche nicht unfruchtbar waren. Im Gegenteil.

Gebildete 'Ex-DDR-Leute' wissen das auch einzuordnen.

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Die Ostdeutschen wurden seit dem Mauerfall durch den Wolf gedreht.
Etwas Vergleichbares hat man in der gleichen Zeit den Westdeutschen nicht abverlangt.

Es steht geschrieben, "Geschichte ist nicht statisch, sie ist ein dynamischer Prozess".
Die Erinnerung, das SED Regime überwunden zu haben, ist in Ostdeutschland präsent.
Nach endlichen weiteren 30+ Jahren, wird man vor den etablierten Parteien nicht Halt machen, die hatten ihre Chance.

Es ist nicht so, dass Geschichte sich nicht wiederholt.

Hessen001 
Fragesteller
 14.09.2023, 23:01

Aber warum möchte man, nachdem man ein intolerantes Regime überwunden hat, wieder eine intolerante Partei wählen?

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soisses  14.09.2023, 23:04
@Hessen001

Es wird eine Quittung zugestellt, nur nicht via Demo's, sondern per Kreuz auf dem Wahlzettel.

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Hessen001 
Fragesteller
 14.09.2023, 23:08
@soisses

Frustration über die Regierung erklärt aber nicht die schlimmen Erfahrungen, die eine Freundin mit afrikanischen Wurzeln in Ostdeutschland machen musste, wo sie mit viel Rassismus zu kämpfen hatte.

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soisses  14.09.2023, 23:20
@Hessen001

In der DDR gab es keine Migration.
Heute hat es einen Migrationsdruck, der u.a. auf den allgenwärtigen Wohnungsmangel trifft.
Das führt zu Verdrängungsängsten.

Kommunen belegen frei werdende Wohnungen, die gar nicht erst am "freien Markt" angeboten werden.
Das läßt sich polarisieren, bis es heißt, "denen gebt ihr alles, uns nichts".
Und schon schnipst der Korken aus der Flasche.

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Da gebe ich Dir vollkommen recht. Ich bin selber Ostdeutsche.

In meinem Umfeld will niemand die DDR zurück.

Den Fehler, den ich bei vielen aus dem Osten bemerke: Kritisiert man die DDR, fühlen sie sich auf den Schlips getreten. Man kritisiert aber den Staat DDR, nicht die Menschen. Wer konnte etwas dafür, in der DDR gelebt haben zu müssen. Ich habe mir das nicht ausgesucht. Ich habe auch noch nie diese Diktatur vermisst.

Warum die Leute AfD wählen, verstehe ich nicht. Das taten sie schon vor den hohen Energiepreisen. Die, die ich kenne, leben aber in guten finanziellen Verhältnissen, wählen aber AfD.

Aber es gibt eben auch viele viele Ostdeutsche, die denken wie ich.

Und DDR-Bürger, die nach der Wende von den Alteigentümern aus dem Westen aus ihren Häusern rausgesetzt wurden, tun mir überhaupt nicht leid. Diese Häuser standen im Grundbuch auf die rechtmäßigen Besitzer aus dem Westen. Wieso setzen sie sich denn da rein? Ich hätte das nicht gemacht. da muss man mit dem Eigentümer in Kontakt treten, der aber im Westen nicht erreichbar war. Dann sucht man sich eben etwas anderes. Auch ich hätte nach der Wende mein Eigentum zurückgefordert. Unser Nachbarhaus war so ein Fall.

Ich merke in meinem Umfeld nichts davon, dass Menschen derzeit verzweifelt sind. Die Leute fahren in den Urlaub, vielleicht etwas kürzer und billiger als sonst. In der Gastro feiert man große Familienfeste. Die Vereine sind rappelvoll. Und keiner sitzt auf der Straße.

Bin ich froh, dass die DDR unterging. Dort wurden meine Großeltern enteignet. Und das empfand ich als Kränkung.

Ich kenne einige reiche Geschäftsleute aus dem Osten, die nach der Wende erfolgreich waren. Da muss man sich eben durchbeißen.

Nicht der Westen ist am Dilemma schuld, sondern 40 Jahre sozialistische Misswirtschaft.

Ja, Rente und Löhne sind im Osten niedriger. Aber deshalb gehe ich nicht unter.

Kritik am Osten ändert auch nichts daran, dass viele der Probleme durch den Westen verursacht wurden.

Die Unzufriedenheit im Osten liegt auch daran dass sich für die Ostdeutschen 1990 alles geändert hat während sich für die Westdeutschen (fast) nichts änderte.

Die Westdeutschen haben heute Angst, dass die Grünen sie deindustrislisieren und sie alle arbeitslos werden. Genau das haben die Westdeutschen 1990 mit den Ostdeutschen gemacht.

Über 30 Jahre nach der Wende haben die Ostdeutschen immer noch geringere Löhne, weniger bis kein Vermögen und ihre Chefs kommen aus dem Westen. Klar dass die frustriert sind.

Hessen001 
Fragesteller
 14.09.2023, 23:03

Aber dann könnte man doch z.B. eine ostdeutsche Partei gründen, die sich für ostdeutsche Belange einsetzt. Sowas wie die CSU für Bayern. Stattdessen wählt man eben eine rassistische Partei, die gegen Minderheiten hetzt.

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JayCeD  14.09.2023, 23:04
@Hessen001

Gab es mal nannte sich PDS und später Die Linke. Dann kam irgendwann die AfD, hat mehr Krawall gemacht und so mehr unzufriedene eingesammelt.

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Hi! Es gibt sehr gute Sozialstudien, weshalb in Ostdeutschland die AfD so stark ist. Long story short: es ist der Schaden, den die Wende hinterlassen hat: der Osten ist ausgenommen, sozial vernachlässigt und westdominiert worden. Das wird immer mit „ihr hättet doch …“ gekontert - doch die Wahrheit ist, es gibt bestimmte gesellschaftliche und soziale Strukturen, die so stark diskriminieren, dass man nicht einfach dagegen aufstehen kann. Zb strukturelle Verarmung. Oder infrastruktureller Rückbau. Oder starke vermännlichung der Gesellschaft (statistisch kann nur jeder 3. Mann im Osten eine dauerhafte Partnerin finden, weil die westabwanderung so heftig war und der gesellschaftliche Stand (zb Einkommen) so schlecht). Zudem haben alle anderen Parteien auch kaum ostsozialisierte Personen als Kandidaten aufgestellt, haben ihre regionalen Büros reduziert, uvm… und dieses Wahlverhalten ist Ausdruck von Empörung.