Warum unterscheiden sich Kampfsport und Kampfkunst so sehr?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

In den Kampfsportarten hat man die gefährlichsten Techniken reglementarisch rausgenommen oder gewisse werden bei Anwendung sanktioniert, Tiefschlag im Boxen beispielsweise. Das liegt einzig am Verletzungsrisiko. Dafür geht es um Punkte und um den Sieg. Da geht man anders rein, um Punkte zu sammeln und um zu Gewinnen. Der Einsatzwille ist höher, damit auch das Verletzungsrisiko, wenn man die geährlichen Techniken weiter drin lässt.

Kampfkünste hingegen sind sog. tradiert. Man betreibt sie aus Tradition und will gerade auch alle Techniken, vor allem jene vom Schlachtfeld, drin behalten um sie weiter pflegen zu können. Dafür hat man sie manchmal so abgeändert, dass das Verletzungsrisiko minimiert wird. Den auch in den Kampfkünsten geht es nicht darum, jemanden zu verletzen, sondern die Technik zu lernen und zu üben. Dazu muss man niemanden verletzen.

Woher ich das weiß:Hobby – betreibe seit bald 30 Jahren Aikido; 4. Dan-Grad
tenno5034  20.12.2023, 06:32

Gibt vielleicht noch zu ergänzen: Auf Techniken aus traditionellen Kampfkünsten kann man noch immer anwenden, wie sie seinerzeit auf dem Schlachtfeld angewandt wurden. Das ist ja das Tolle daran. Man kann selber dosieren. Das tut man natürlich mit Fortgeschrittenen, dass man sich an die Originaltechnik herantastet, ohne sie durchzuziehen. So hat man das graduelle Mass der Ausführung jeder Technik zusätzlich im Lernsortiment - von der Übungsform bis zum Original.

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tenno5034  26.12.2023, 13:12

Danke für den 🌟

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Von Experte martialarts1234 bestätigt

Hat es nicht wirklich... Im Sport gibt es halt Techniken, die sich bewehrt haben, die Kunst umfasst halt alles, ohne Wettkampfgedanken (außer gegen sich selbst). Ich hatte die große Ehre, lange bei einem Bundestrainer im Karate (multipler Weltmeister) trainieren zu dürfen und nur weil er Wettkämpfer war, ich nicht, war er nicht mit weniger Techniken ausgestattet, als ich.

Es war erleuchtend und ich würde es immer wieder tun.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Karate Trainer, Trainerscheine, ehem. Leistungssportler

Die Unterscheidung ist relativ deutsch, denn im englischen Sprachraum redet man über Martial Arts.

Dennoch macht die Unterscheidung irgendwie Sinn.

Sagen wir mal so: Sport erlaubt Wettbewerbe. Wenn du ins Gym gehst, kannst du mit den Resultaten theoretisch irgendwelche Wettbewerbe machen, egal ob nur Muskeln vorzeigen, Powerlifting, Strongman, ... In Ballsportarten misst man sich fast zwangsweise gegen andere Teams, im Klettern kann man an Wettbewerben teilnehmen, beim Laufen, Schwimmen, ... kann man an Wettbewerben teilnehmen... In einigen Sportarten ist es fast ein Muss, in anderen ein Kann. Der Wettbewerbscharakter macht ja auch Schach oder Computerspiele (eSports) zu Sport, auch wenn der Kalorienverbrauch nicht so hoch ist (dennoch: Auch das Hirn braucht hier ordentlich Kalorien) und definitiv keine Muskeln aufgebaut werden.

Und so ist es im Kampfsport. Man hat relativ klar definierte Regeln, an denen man Punkte (wie im Boxen) vergeben kann oder nach denen ein Gegner kampfunfähig ist (K.O. im Boxen, festgelegt beim Judo, ...).

Ein Kampfsport isoliert dabei relativ stark einzelne Bereiche, wie Judo und Ringen die Würfe und das Festlegen, Karate oder Tae Kwon Do Schläge und Tritte, Boxen Schläge, Schwertkampf/Fechten/Kendo Schwert/Degen/Säbel (ein Katana, das im Kendo aus Sicherheitsgründen durch das Bambusschwert ersetzt wird, ist gekrümmt und somit eher ein Säbel). Eine Ausnahme mag MMA sein, wo man ziemlich viel wieder zusammengekippt hat.

Eine Kampfkunst ist relativ vielseitig und auch oftmals auf alten Systeme basiert, wie Kung Fu von den Shaolin, Aikido von den Samurai oder die Ninjutsu-Artigen wie Bujinkan, Genbukan und Jinenkan auf einen Mix aus Ninja (wo nicht viel überliefert ist) und Samurai. Da lernst du aber auch von vorne bis hinten alles, teilweise auch inkl. Waffentraining (Stock, Katana oder ähnliche Schwerter/Säbel...), aber auch nicht kampfrelevante aber für die allgemeine Beweglichkeit und Konzentration (die im Kampf helfen können) Akrobatik-, Dehn- und Meditationsübungen. Man verzichtet hier auf Wettbewerb, aus "Gründen". Oftmals wird angeführt, dass die Techniken teilweise so gefährlich sein können, dass man so etwas nicht in Wettbewerben erlauben könnte, sondern nur kontrolliertes Training/Sparring machen kann. Das mag dem "Bullshido"-Gehabe von "wir sind die geilsten/besten/tödlichsten" geschuldet sein, am Ende ist es aber wohl eine Mischung aus Tradition im Sinne von "früher gab es auch keine Wettbewerbe und wenn, dann fanden die auf dem Schlachtfeld statt und waren tödlich", über "lässt sich aufgrund der Vielfalt nicht bewerten, vor allem, weil alles gegen alles eingesetzt werden kann" über einem gewissen Ehrencodex wie "Wir brauchen uns nicht zu messen und der Gürtel hält die Jacke zu" bis hin zu dass einige Techniken (die man aber per Regel vom Wettbewerb ausnehmen könnte) im Eifer des Gefechtes tatsächlich zu gefährlich sein könnten und schwere bis tödliche Verletzungen zuführen können, alles sein. Es ist wohl ein bisschen aus vielen Gründen.

Bei Selbstverteidigungssystemen wie Krav Maga und Systema geht es in der Tat nur um pure Verteidigung, hier wäre ein Wettbewerb in der Tat recht gefährlich, andererseits weil ein Wettbewerb halt Regeln unterliegt, damit die Gefahr berechenbar bleibt, auch behindernd darin, etwas so zu lernen, dass man einen Gegner auch auf der Straße ausschalten kann. Da macht das Sinn.

Bei den Kampfkünsten mag es immer eine Mischung aus Gründen mit bestimmten Gewichtungen sein - aber nie das gute Bullshido-Motto "Wir sind die gefährlichsten und deshalb würden Wettbewerbe tödlich enden" vergessen. Aber egal, wie die Gründe sind, unsere Sprache erlaubt die Differenzierung (Englisch würde es auch erlauben, dann müsste man Kampfsport halt Martial Sports nennen, aber das ist kein etablierter Begriff) und als Kunst, die man ausübt für Kampfkunst und als Sport, in dem man auch in einen Wettbewerb gehen kann für Kampfsport, macht das irgendwie auch Sinn, egal, warum man sich für oder gegen Wettbewerbe entschieden hat.

RagingDemon  19.12.2023, 14:46

Würde dir weitestgehend zustimmen, bis auf eine Sache:

Bei Selbstverteidigungssystemen wie Krav Maga und Systema geht es in der Tat nur um pure Verteidigung, hier wäre ein Wettbewerb in der Tat recht gefährlich, andererseits weil ein Wettbewerb halt Regeln unterliegt, damit die Gefahr berechenbar bleibt, auch behindernd darin, etwas so zu lernen, dass man einen Gegner auch auf der Straße ausschalten kann. Da macht das Sinn.

Es macht auch da keinen Sinn und unterliegt genauso dem von dir benannten Bullshido-Motto.
Auch in Selbstverteidigungssystemen gibt es Sparring und wo es Sparring gibt, kannst du auch Wettkämpfe durchführen. Techniken die "so gefährlich" sind dass man sie nicht im Wettkampf anwenden kann, kannst du auch nicht im Sparring anwenden. So gesehen kannst du sie auch nicht wirksam trainieren was sie quasi nutzlos macht überhaupt in ein System zu integrieren.

Übrigens gibt es im englischen den Begriff "Combat Sports" der ein spezifisches Regelwerk in dessen Rahmen man eine Kampfkunst anwenden kann beschreibt. Judo wäre also eine "Martial Art" während der Kampf nach den Regeln der IJF als "Combat Sport" bezeichnet würde. Was auch eine deutlich sinnvollere Unterscheidung ist als die inoffizielle deutsche Variante in Kampfkunst und Kampfsport.

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Die Unterscheidung kenne ich nicht. Aber vielleicht ist es ja auch eine neue Definition.

Es gibt Wettkämpfe. Schägerisch, Wurfmäßig, Showmäßig oder künstlerisch und vieles ander mehr.

Und eben Personen und Sportarten, die das nicht machen. Fitness, Selbstverteidigung, Harmonie etc.

Augen auf. Begrifflichkeiten sind da m.E. der falsche weg. Die Vielfalt ist groß.

Ja, man kann versuchen die Welt zu kategorisieren und es gibt sogar eine Wissenschaft oder wissenschaftliche Bezeichnung dafür. Aber mal ganz ehrlich ...

petravermohlen  27.12.2023, 02:39

Versuch mal alle Gegenstände in deiner Wohnung zu kategorisieren. Man kann nicht alles nach allen Kriterien sortieren. Eine andere Person wird es zudem anders machen. Ein Zollstock muss keinen Zollmaßstab haben, oder wie soll er heißen. Klar gibt es Leute , deren Hobby definition und Streit um Begrifflichkeiten sind, ich könnte mir aber etwas besseres vorstellen: z.B. Sport und ganz viele andere Sachen. Zitronenfalter mmüssen keine Zitronen falten

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Im Sport konzentriert man sich auf die effektivsten Techniken und entwickelt sie weiter. Wenn man bei einer uralten Technik drei Flick Flacks macht und danach zwischen den Beinen in die Hände klatscht, mag das zwar elegant aussehen, aber es ist nicht unbedingt effektiv.

Außerdem geben im Kampfsport Regeln einen Rahmen vor, sodass zum Beispiel ultragefährliche Techniken verboten werden.