Warum gab es im Kaiserreich mehr Ordnung und Sicherheit als in der heutigen BRD?
12 Antworten
Weil es zu Lasten der Freiheit des durchschnittlichen Menschen gegangen ist.
Sicherheit gab es für die, die ganz auf der Linie des Adels wandelten und ihm ehrfürchtig dienten. Die seine Weisungen nie in Frage stellten. Die brav die verrücktesten Steuern bezahlten. Die das Denken und Handeln den Mächtigen überliessen.
Als einfacher Bürger, der auch mal den Staat kritisieren darf, ist es mir jetzt wohler. Die Freiheit, die ich schätzte, hatten viele Menschen damals nicht.
Klar, wenn ich damals zum reichen Adel gehört und die Gunst der damals Mächtigen gehabt hätte, würde es anders aussehen.
Und was war mit Haarmann und seinem berühmten "Hackebeilchen"? :)
Ich bin ja dafür, die Dinge zu konkretisieren. Also Wilhelm II. regierte von 1888 bis 1918. Und es gab damals zahlreiche morbide Geschichten, da wird man bei einer Recherche leicht fündig. Auch damals gab es Serienmorde, ein bekannter Serienmörder war Karl Denke (geboren 1860), ca. 30 Tote gehen auf ihn zurück.
"Seinen ersten bekannt gewordenen Mord verübte Denke am 21. Februar 1903. Von diesem Zeitpunkt bis zu seiner Festnahme am 22. Dezember 1924 tötete er mindestens 30 Menschen."
Ein gewisser Carl Großmann (geboren 1863) ist womöglich für bis zu 100 Todes- und Vermisstenfälle verantwortlich gewesen. "In den Jahren 1918 bis 1921 fand man im Engelbecken und im Luisenstädtischen Kanal immer wieder Leichenteile von Frauen, die von der Polizei insgesamt 23 Opfern zugeordnet werden konnten."
Berühmter ist wohl Fritz Haarmann - dessen Mordserie begann zwar nach 1918 (weil er den ganzen Ersten Weltkrieg über im Knast saß), aber er war schon 1905 und später durch 17 Verurteilungen aufgefallen (damals "nur" Einbruch und Diebstahl).
"Warte, warte nur ein Weilchen,
bald kommt Haarmann auch zu dir,
mit dem kleinen Hackebeilchen..."
Karl Hopf wurde 1914 zum Tode verurteilt (passt wieder besser zur Zeit Wilhelms II.). "Bei der Verhandlung kam ans Licht, dass Karl Hopf seinen Vater, seine erste Frau, einen unehelich geborenen Säugling und seine Tochter Elsa aus der zweiten Ehe mit Gift ermordet hatte."
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Denke
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gro%C3%9Fmann
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haarmann
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Hopf_(Serienm%C3%B6rder)
Und es geht noch weiter.
Peter Kürten (der "Vampir von Düsseldorf") "Am 25. Mai 1913 verübte er den ersten eindeutig ihm zuzuordnenden Mord." Allerdings wurde er damals noch nicht gefasst, erst nach einem weiteren Mord im Jahre 1929 wurde er verurteilt.
Friedrich Schumann (* 1. Februar 1893 in Spandau; † 27. August 1921 im Strafgefängnis Plötzensee) war ein deutscher Serienmörder. "Der auch „Massenmörder vom Falkenhagener See“ genannte Schumann wurde für sechs Morde rechtskräftig verurteilt, obwohl er vermutlich weit mehr Menschen getötet hatte. (...) "Im Mai 1917 tötete Schumann einen Nachtwächter in Falkenhagen, im Juli 1917 zwei Falkenhagener Gendarmen."
Das sollte eigentlich genügen (und in Wikipedia steht auch nicht jeder Kriminalfall von 1900 drin, nur die besonders gravierenden Serienmörder). Vor allem muss man bedenken, dass auch damals nicht jeder Fall aufgeklärt werden konnte (heute geht das sogar besser, dank DNA Tests).
Auch damals gab es Vermisstenfälle, bei denen man nicht wusste, was aus den Leuten wurde. Kürten hatte nach dem ersten Mord noch ca. 15 oder 16 Jahre weiter gemacht, und vermutlich sind während des 1.WK etliche Leute gefallen, die zuvor das ein oder andere Verbrechen begangen hatten, was dann zur Folge hatte, das nichts herauskam. Haarmann hatte das Glück, den 1.WK im Knast zu überleben. Das war aber Pech für seine (späteren) Opfer.
Weil fast das gesamte Volk damals den Kaiser verehrte und die Regierung akzeptierte.
Ich weiß das von meinen Urgroßeltern (beide Jahrgang 1893), die jedes Jahr am 27. Januar (Geburstag von Kaiser Wilhelm II) die Kaiserhymmne sangen und danach auf den Kaiser angestoßen haben. Dieses Ritual fand bis 1977 statt.
Es tut mir leid, dass ich es so sagen muss, aber die Frage hört sich ein bisschen nach "Wann wird es endlich wieder so, wie es noch niemals war?" an.
Die These ist aus meiner Sicht einfach nicht richtig. Damals gab es viel Gewaltkriminalität. Das ist auch kein Wunder. Es gab in Grundzügen zwar bereits einen Sozialstaat, der aber längst noch nicht so stark ausgebaut war. Es gab z.B. kein Arbeitslosengels, welches erst in der Weimarer Republik eingeführt wurde.
Dadurch gab es große soziale Ungleichheit. Dies ist immer auch ein Nährboden für Gewaltkriminalität.
Die Zeiten haben sich geändert, so einfach ist das.
Derartige Vergleiche ziehen zu wollen, ist schon fast lächerlich.