Warum bilden sich Arme nicht fort?
Also ich finde, egal wie alt man ist (ob 18, 27 oder 35) - man kann sich immer fortbilden (zB Abitur nachholen, Computer- oder Sprachkurse besuchen etc). Schließlich ist Bildung der effektivste Weg, um der Armut zu entfliehen
7 Antworten
Ich stimme dir grundsätzlich zu aber bis zur Einführung des Bürgergeldes, bzw. bis jetzt zum 01.07. gab es den Vermittlungsvorrang im SGB II.
Es war wichtiger die Leute in Arbeit und aus dem Leistungsbezug zu bekommen als vernünftig zu qualifizieren und so dafür zu sorgen, dass die Chance geringer ist, dass sie wieder bedürftig werden.
Aber alles steht und fällt mit dem Eigenantrieb, der ist bei jedem mehr oder weniger stark ausgeprägt. Es gibt nunmal die Fraktion von Menschen, die auf gar nichts Bock hat, die kriegst du auch nicht abgeholt, egal was du anbietest.
Sich fortzubilden ist aber immer auch mit zeitlichem und auch finanziellem Aufwand verbunden, seien es Lehrmittel, Fahrtkosten oder auch nur der zuverlässige Internetzugang und ein Endgerät.
Unbildung ist nicht nur die Folge von zu wenig Geld.
Hier bei gf gibt's doch dutzende Anfragen, wie man durch Nichtstun reich wird. Weitere dutzende haben zu nichts Lust und für nichts Interesse. Aber eines haben sie reichlich: Langeweile.
Ich denke, die natürliche Neugier von Kindern muss gefördert werden, aber unfähige Eltern und Großeltern setzen sie vor die Glotze oder geben ihnen ein Smartphone in die Hand, damit sie sich berieseln lassen und die Klappe halten.
Das verhindert die Entwicklung des Gehirns und ist nie wieder gut zu machen. Auch nicht mit Geld.
Nicht jeder hat die notwendige Intelligenz um Abi zu machen.
Zudem kosten solche Angebote nicht nur Geld, sondern auch massig Zeit.
Als Vollzeitschüler ist das noch komfortabel, hat man hingegen einen wirklich anstrengenden Job, was bei den nicht gut bezahlen ja oft der Fall ist, fehlt aber vielen einfach die Kraft dann abends noch was für eine Abendschule zu tun. Kommen dann noch Kinder hinzu oder die Pflege von älteren Angehörigen, ist es gänzlich unmöglich für viele.
Zudem fehlt oft auch das Wissen, was es für Angebote gäbe und wie man ggf Beihilfen beantragen kann. Selbst die zuständigen Ämter beraten da sehr unterschiedlich von der Qualität her.
Eine Freundin von mit ist Kassiererin, sie wollte gerne einen Abendschulkurs besuchen um bessere Chance zu bekommen und den Job zu wechseln. Der Kurs ging aber von 19-22 Uhr (plus je eine Stunde Fahrtzeit hin und zurück), ihre Schicht regelmäßig bis 21 Uhr (oder wenn Frühschicht ab 5:30, regelmäßig Schichtwechsel) und dem Arbeitgeber war das herzlich egal. Der sah nicht ein auf ihre privaten Probleme Rücksicht zu nehmen. Einfach kündigen ging aber auch nicht, zum einen konnte sie keine Sperre bei Arbeitslosigkeit riskieren da keine großen Rücklagen plus laufende Kosten für Miete und Co. und offene Stellen in der Gegend im Verkauf hatten ebenso unpassende Arbeitszeiten.
Also selbst denen die wollen wird es nicht einfach gemacht.
Schließlich ist Bildung der effektivste Weg, um der Armut zu entfliehen
Das stimmt - der Haken daran ist: Bildung gibt's nicht für lau. Abendschulen, Computer- und Sprachkurse kosten schlichtweg Geld.
Also, die Antwort auf die Frage
Warum bilden sich Arme nicht fort?
ist: weil Arme oftmals zu arm sind, um sich Bildung leisten zu können.
weil Arme oftmals zu arm sind, um sich Bildung leisten zu können.
Das halte ich für eine Ausrede.
Es gibt so viele kostenlose Angebote, es gibt Gutscheine und Vergünstigungen für alles und jedes. Wenn man will, findet man da auch was.
Es besteht in diesen Kreisen wenig Verständnis dafür, dass Anstrengung sich lohnen kann. Oft ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten einfach zu gering, um diese positiv für sich zu nutzen.
Einen interessanten Einblick in die Gedankenwelten gibt das Buch "KEIN Pausenbrot, KEINE Kindheit, KEINE Chance" von Jeremias Thiel.