Kann ich einen Durchschnitt von 1,0 erreichen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Kürzlich hörte ich mal, dass ein großer Fehler beim Lernen wäre, sich auf das Aufnemzuhmen der Lerninhalte zu konzentrieren statt auf das Wiedergeben.

Man liest ein Kapitel, macht die Aufgaben und am nächsten Tag muss man erst mal überlegen, was man da gelesen hatte und wie man an die Aufgaben herangeht. Oder noch schlimmer: Man liest ein Kapitel, schaut sich die Fragen oder Aufgaben am Kapitelende an und hat keine Ahnung, was die mit dem gerade Gelesenen zu tun haben.

Daher würde ich jeden Tag Spickzettel schreiben oder eine Route (Gedächtnistraining) mit den wichtigsten Lerninhalten des Tages erstellen. Die Route könnte man dann auch in Leerzeiten (Badezimmer, Bus, Pause etc.) noch mal durchgehen und so die Lerninhalte viel präsenter halten. Wenn man sehr geübt in der Technik ist und einige Routen fest im Kopf hat, kann man mal probieren, eine Stunde lang nicht mitzuschreiben (außer dem, was gefordert wird) und sich den Inhalt nur über die Route zu merken und so zu testen, wie viel man spontan aufnehmen kann.
Macht man das regelmäßig (ggf. mit eigenen Notizen), behält man automatisch auch mehr vom Unterrichtsinhalt.

Auch sollte man in Abständen wiederholen, also am WE den Stoff der Woche, am Monatsende den Stoff des Monats etc.

Ebenso sollte man eine kleine tägliche Einheit zum reinen Üben reservieren, also zum Aufgaben Durchgehen. Das muss nicht immer schriftlich sein, man kann auch im Kopf üben. Man kann Vokabellisten im Kopf durchgehen oder Fachbegriffe und deren Bedeutung oder Anwendung. Diese kann man auch auf eine Route legen und geht dann pro Routenpunkt den Fachbegriff, die Bedeutung und die Anwendung/ Relevanz (wann und wie brauche ich das) durch.

Ich würde mich erst mal darauf konzentrieren, eine gute Routine zu finden und einen Flow beim Lernen (genau zu wissen, was ich wie gut lerne, wie ich dabei vorgehe und das auch zu einer festen Zeit am Tag zu machen, damit man automatisch dann "Lust zu lernen" bekommt).

Eines solltest du bedenken, dass den Erfolg erheblich beeinflussen kann, in jede Richtung:

Jede Schulstufe ist erheblich anspruchsvoller als die darunter stehende. Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Ausbildung, Studium. Die Lernanforderungen sind jeweils deutlich größer als in der Stufe darunter, sowohl bezogen auf den Umfang der Inhalte als auch auf die Leistungsansprüche. Im Studium bspw. lernen einige für ein Semesterende bzw. eine Klausur so viel wie für die Abiprüfungen, die damals immens erschienen. Irgendwann sind sie daran gewöhnt.

In der Ausbildung ist es genauso - der vorherige Abschluss ist oft nichts gegen die normalen Klausuranforderungen.

Du solltest dich also darauf einstellen, erst mal intensiver, länger und disziplinierter lernen zu müssen. Vielleicht auch, nicht alles auf Anhieb zu verstehen und mehr recherchieren oder üben zu müssen.

Sobald du dich darauf eingestellt hat und bereit bist, diese Zeit und das Engagement aufzubringen, wird dann das Lernen langsam zum Selbstläufer und dir kommt der Unterricht oder die Klausuren nicht mehr anspruchsvoller vor als vorher.

Es ist wichtig, in den ersten Monaten diese Disziplin besonders gut aufzubringen, dann schafft man auch das angestrebte Ziel.

Es wäre gut, die Lehrer vor den ersten Klausuren zu fragen, was sie konkret erwarten. Zu bitten, mal eine Beispielklausur durchzugehen, um zu verstehen, wie man die Aufgabentypen angehen soll, wie man dafür lernt, worauf man besonders achten muss. Oft gibt es unausgesprochene Erwartungen. Formulierungen, auf die man achten soll, Dinge, die man automatisch erklären soll, auch wenn es in der Aufgabe nicht direkt gefordert ist, Formalien, die man einhalten muss. Das muss man vorher wissen.

Analysiere am Anfang jede Klausur, die du wiederbekommen hast: Was wurde gefordert, was hast du gedacht, was hast du missverstanden oder nicht bedacht, wie hättest du anders dafür lernen können.

Mir hat es zB. in den Naturwissenschaften geholfen, eine komplette Fachbegriffsliste + Definitionen auswendig zu lernen. Wenn ich bei einer Aufgabe gar nicht wusste, was ich machen sollte ("das haben wir doch gar nicht durchgenommen?!"), bin ich die Liste durchgegangen und meist hat dann ein Begriff/ Konzept/ Thema gepasst und ich konnte damit die Aufgabe bearbeiten.


Gute0ser 
Fragesteller
 19.08.2023, 11:19

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die hilfreichen Tipps! Es gibt einiges, was du erwähnt hast, das mir bereits bekannt war, aber es gab auch viele Informationen, die neu für mich waren.

Ich bin wirklich engagiert, wenn es ums Lernen geht, und gebe täglich mein Bestes. Tatsächlich gibt es Tage, an denen ich bis zu drei Stunden am Stück lerne, ohne es zu merken. Manchmal gerate ich in einen “Flow”, auch wenn ich mir dessen nicht immer bewusst bin. Lernen bereitet mir tatsächlich Freude!

Was die Klausuren betrifft, war mir das meiste nicht bewusst. Dein Vorschlag, vor den ersten Klausuren bei den Lehrern nachzufragen, was konkret erwartet wird, finde ich besonders wertvoll. Ich werde versuchen, das in die Tat umzusetzen.

Was meinst du genau mit “Erfolg”? Beziehst du dich dabei auf Beiträge, die man für die Klasse leistet, oder eher auf persönliche Errungenschaften?

Eines solltest du bedenken, dass den Erfolg erheblich beeinflussen kann
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Tasha  19.08.2023, 16:30
@Gute0ser

Damit meine ich vor allem die Noten, also eigentlich alles, was zu Noten führt, sowohl Unterrichtsbeiträge, Referate, Hausaufgaben, Klausurvorbereitung. Man kann in die Falle tappen zu sagen, "ich weiß ja schon, wie ich am besten lerne und wie viel ich tun muss, ich bleibe einfach dabei" - das kann dann schief gehen. Oder man kann sagen "ich bin jetzt in einer etwas anspruchsvolleren Schulform, ich muss mich reinhängen".

Dann ist es meist so, dass man die ersten Wochen oder Monate ziemlich intensiv arbeitet und sich danach an das Pensum gewöhnt hat und einen Gang runter schalten kann (weil man weiß, was man genau machen muss und schon etwas mehr Vorwissen hat).

Allg. finde ich es sehr motivierend, sich bei Youtube mal Videos von Medizinstudenten anzuschauen über deren Lernorganisation.

Fast keiner muss SO VIEL lernen, aber bei ihnen kann man schauen, wie man das schafft. (Tipps zu Apps oder anderen kostenpflichtigen Leistungen würde ich dort ignorieren.)

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Wie realistisch dein Vorhaben ist kann ich natürlich nicht sagen, da ich dich nicht kenne. Bei einem Hauptschulabschluss mit 2,4 denke ich aber, dass ein Realschulabschluss mit 1,0 schon ein sehr ambitioniertes Ziel ist. Es ist schon richtig, sich Ziele zu setzen, aber sie sollten auch erreichbar sein. Wenn man sich zu sehr unter Druck setzt, wirkt sich das oft eher kontraproduktiv aus.

Ist gut so Zielstrebig an die Sache heranzugehen. Würde Aktive Mitarbeit empfehlen und viel üben von Aufgaben vor den Arbeiten. Viel Erfolg bei deinem Ziel

eher unwahrscheinlich, wenn es in der Hauptschule mit ordentlich Lernen nur für 2,4 gereicht hat. Es ist ehrenwert, sich ordentlich anstrengen zu wollen, du solltest dich aber nicht so unter Druck setzen.