Mir gefällt dieser Youtubekanal zum Klavierüben sehr gut:
https://www.youtube.com/@torsten-eil-klavier/videos
Der Lehrer erklärt auch, warum Schüler bestimmte Fehler beim Üben machen. Oft sind es Missverständnisse zwischen Schüler und Lehrer oder der Schüler hat eine bestimmte Vorstellung im Kopf, die er nicht äußert, die ihn am Üben hindert.
Mir (Geige) hat es sehr geholfen, Profis und fortgeschrittene Schüler beim Üben zu sehen (da gibt es auf YT auch zig Videos, die man finden kann). Ich hatte auch die Vorstellung, leichte Stücke muss ich schnell durchgehen, damit ich weiterkomme, damit darf ich mich nicht aufhalten, ich muss immer das ganze Stück durchspielen, ich habe nicht genug Zeit, um einzelne Abschnitte zu üben. Ich habe quasi so geübt, als ob immer jemand hinter mir stünde, der sich darüber lustig macht, dass ich noch nicht weit/ gut genug bin.
Es hat extrem lange gedauert, bis ich ohne Stress üben konnte. Ohne Scham, ohne das Gefühl, nach einem Fehler NOCH schneller spielen zu müssen, um den Fehler endlich loszuwerden.
Ich würde dir raten, dich mental auf das Üben vorzubereiten. Schreibe dir einen Übeplan. Schreibe dir verschiedene Übungen auf. Bspw. "Takt 1 sehr langsam spielen, Note für Note, aber in korrektem Tempo. Dann mit korrekter Artikulation."
Ggf. auch nur zwei Noten nacheinander so lange üben, bis die perfekt sind. Stück oder erste Zeile einmal durchspielen, notieren, WAS du verbessern möchtest und WIE und dich dann erst mal auf das WIE konzentrieren. Schwierige Stellen immer wieder isoliert üben, ggf. auch bei jeder Übunssession am Anfang und am Ende. Also, du bleibst nicht bei der schwierigen Stelle hängen, sondern übst sie über Tage immer wieder isoliert, bis sie gut klappt und gehst parallel im Stück weiter.
Du fängst also nicht am Klavier an zu üben, sondern mit einem Blick in deine Notizen: Was ist heute dran?
Mit einer Entspannungsübung - bewusst den gesamten Körper entspannen, ruhig atmen.
Ggf. schaust du vorher ein Video, bei dem jemand langsam eine Stelle übt und verbessert - täglich das gleiche, bis du das wirklich verinnerlicht hast.
Dann setzt du dich ans Klavier und spielst dich erst mal ein! Je nach Lernstand kann das auch nur ein Ton sein, den du ein paar mal im exakten Rhythmus wiederholst oder eine ganz einfache Tonleiter. Danach am besten eine Tonleiter in der Tonart des aktuellen Stückes. Es gibt ganz Bücher (und sicher auch Artikel und Videos) zum Thema "Übungsaufbau". Man muss da von den Profis nicht alles übernehmen, weil die sich oft eine ganze Stunde einspielen, aber man kann Anregungen holen.
Wenn du merkst, dass du abschweifst, mache kurz Pause und nimm dir dann vor ZWEI Töne korrekt zu spielen. Wenn das gut geht, hänge die nächsten beiden an. EINEN Takt. Einen kurzen Abschnitt. Wiederhole den langsam und konzentriert so lange, bis du ihn kannst.
Wenn das mit der Konzentration gar nicht klappt, stelle deinen Handytimer auf 2 min. Übe 2 min einen Takt oder notfalls 2 Töne. In diesen 2 min ist nichts anderes wichtig. Das machst du so viele Male oder Tage hintereinander, bis du diese 2 min konzentriert schaffst. Das ist beim nächsten Mal deine Einspielsektion. Und dann hängst du 2 min und 2 weitere Töne an.
Schraube alles so lange runter, bis du es konzentriert üben kannst. Höre immer auf, wenn du merkst, dass du abschweifst oder verkrampft wirst. Mache dann kurz etwas andres (hole dir ein Glas Wasser oder stelle eine Maschine Wäsche an) und komme dann zum Klavier zurück.
Suche dir ganz einfache Übungen und mache die jeden Tag, bis du sie entspannt und konzentriert durchführen kannst. Ziel ist nicht die Übung an sich, nicht, am Klavier besser zu werden, sondern erst mal diese Entspannung, diese Haltung zu verinnerlichen.
Bedenke: Man lernt leider auch die Haltung mit!
Ich hatte nach einer längeren Pause ohne Lehrer wieder mit der Geige angefangen mit ganz einfachen Etüden. Und ich kam nicht weiter. Das Schwerste war immer die erste, super einfache Etüde, die jeder Schüler nach maximal 4 Wochen hätte spielen können. Täglich übte ich die, und immer verhaspelte ich mich und jedes Mal wurde ich verkrampfte, am Ende schon, wenn ich nur daran dachte.
Ich habe dann einen Cut gemacht und diese Etüde wirklich extrem langsam Ton für Ton mit dem besten Ton gespielt, den ich hinbekommen habe und es so nach und nach geschafft, da wieder durchzukommen. Der Fehler war gewesen, dass ich gar nicht die Etüde geübt hatte, sondern (unbewusst) geübt hatte, mich bei der Etüde total zu verkrampfen, zu stressen, da durchzuhasten und zu hoffen, dass s irgendwie besser würde. Gelernt habe ich dann das Stressen und das Verkrampfen, nicht das Besserwerden.