Wäre es möglich, ein 1300km langen Kanal zu bauen, als Suez alternative?

9 Antworten

Rein technisch machbar? Ja.

Wäre es praktisch machbar und wirtschaftlich? Nein.

Die praktische Machbarkeit scheitert an zwei wichtigen Faktoren: Politik und Topographie.

Einmal ist der Nahe Osten ein politisches Pulverfass. Die einen können nicht mit jenen, diese wollen jene vernichten... Im Grunde ist jeder gewaltbereit und es kann jederzeit ein Krieg ausbrechen. Da dies auf religiösen Ideologien beruht, hätten auch die Chinesen äußerst geringe Chancen, dieses Gebiet zu befrieden - außer in einer repressiven Kolonialherrschaft, wie sie aber Europa und Amerika niemals dulden würden, weil es China die Kontrolle über strategisch bedeutsame Öllieferanten gäbe. Außerdem sichert sich China gerade schon seinen Einfluss auf den Suezkanal, d.h. braucht nicht noch einen Kanal. Sprich: Es ist nicht realistisch, drauf zu hoffen dass dort mal 20 Jahre Frieden herrschen, die du bräuchtest um so ein Projekt umzusetzen.

Zweitens die Topographie. Ja, durch Mesopotamien hindurch ist das Land erstmal flach. Aber auch die niedrigste Stelle in Nordsyrien ist wenigstens 300 m hoch. Zum Vergleich: Der Panama-Kanal überwindet einen Höhenunterschied von 26 m, also nichtmal ein Zehntel! Und das in Syrien ist eine Hochebene von 100-200 Kilometern; kein einzelner Berg den du nur für ein kurzes Stück durchschneiden müsstest wie der Culebra-Cut des Panamakanals. Du bräuchtest also nicht nur "viele", sondern eine astronomische Zahl an Schleusen in deinem Kanal. MIttsamt der Frage, woher denn das Wasser kommen soll, mit dem du diese Schleusen befüllst. Normalerweise würde man dafür ein wasserreiches, höher gelegenes natürliches Gewässer anzapfen... kannst nach einem solchen ja mal suchen, in der Gegend.

So, und selbst wenn du diese Schwierigkeiten überwunden bekämst, wäre es nicht wirtschaftlich. Die Baukosten wären so gigantisch, dass du sie selbst mit exorbitant hohen Durchfahrtsgebühren nicht mehr reinwirtschaften könntest.

Und für die Schiffahrt würde die Nutzung dieses Kanals auch nur dann Sinn ergeben, wenn der Suezkanal mal dicht ist... denn wie du ganz richtig sagst, würde man zwar 1000 km Strecke sparen, aber man tauscht dafür 2000 km Seeweg gegen 1000 km Kanal aus. Auf dem Seeweg können die Schiffe ein hohes, wirtschaftliches Tempo fahren; im Kanal wäre zwangsweise ein Tempolimit, sodass diese kürzere Strecke länger dauern würde. Sprich, deine Gebühren, mit denen du den teuren Kanal refinanzieren wollen würdest, könntest du gar nicht erheben weil kaum Schiffe kämen.

Kurzum: Vergiss es.

Wäre es möglich, ein 1300km langen Kanal zu bauen, als Suez alternative?

Technisch ist so ein Bauprojekt, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen durchaus umsetzbar und sinnvoll, wie der Vorfall mit der Ever-Given-Havarie zeigte, der den Welthandel zum Erliegen brachte.

Allerdings stimmen hier nicht die politischen Rahmenbedingungen, weil Dschibuti als Einfahrt zur Suez-Kanal-Route zu einem strategischen Umschlagplatz der Container-Linie 5 ( China-Europa-CL5- BRT-stärkste CL) von China ausgebaut wird. China unterhält deshalb in Dschibuti auf Obock eine Marine-Basis (Obock- 7 KM Entfernung zur US-Marine Basis Camp Lemonnier-Dschibuti) und baut dazu einen Weltraum-Bahnhof.

DP-World wurde politisch aus dem Port-Dschibuti rausgedrängt, betreibt nun in der Nähe in Berbera/Somaliland einen Hafenausbau als Alternativ-Projekt mit internationalen, auch EU-Ländern als Investoren.

Dschibuti wird von China ausgebaut, Berbera/Somaliland ist eine nicht anerkannte Region Somalias mit Terrorismus.

DP World Berbera | Multipurpose Port and Terminal

China's Military and Economic Prowess in Djibouti

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

"...für einen zweiten Kanal vom Iraq durch Syrien (evlt. auch Libanon)..."

Perfekt! Sollen wir uns noch mehr von dem P... abhängig machen? Die dann den Kanal öffnen und schließen wie sie wollen? Vielleicht noch ein kleiner Umweg über die Türkei damit Erdo auch noch abzockt?

Du solltest vielleicht nicht die Straßenkarte hinterlegen, sondern die Topographie.

Danach wäre eine Idee, mit welchem Wasser der Kanal (Schleusen sind erforderlich) gespeist wird, für das Grundkonzept unabdingbar.

Insgesamt wäre die wirtschaftliche Betrachtung für Reedereien interessant.

Im Suezkanal ist ja eine Geschwindigkeitsbeschränkung.

Wäre blöd, wenn dieser Kanal auch eine hätte :-)

Das ist das KO-Kriterium. Die Fahrt dauert zu lange.

RedPanther  05.11.2023, 10:10

Jeder Kanal hat eine Geschwindigkeitsbeschränkung, um Kollisionen zu vermeiden und die Ränder vor allzu großen Wellen zu schützen. Man müsste einen Kanal mehrfach größer bauen, wenn die Schiffe da mit 16-17 Knoten durchdüsen sollten.

Die Geschwindigkeitsbeschränkung in Kanälen stört auch niemanden, weil man sich damit normalerweise weite Seewege spart und dementsprechend auch mit einem sehr restriktiven Tempolimit einen deutlichen Zeitvorteil bekommt.

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DietmarBakel  05.11.2023, 15:11
@RedPanther

Deine Erkenntnisse hast Du ja in Deiner Antwort bestens ausformuliert. Mit dem gleichen Fazit:

Kurzum: Vergiss es.
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