Sind Muslime die Minderheit, die am meisten diskriminiert wird?

12 Antworten

Von Experte ACBRE bestätigt

Klingt vielleicht böse, aber ich würde eher sagen, sie sind die Gruppe, die am meisten diskriminieren und das sage ich ohne auch nur ansatzweise respektlos zu sein.

Mein Sohn ist Konvertit und hat aus seiner Perspektive auch derartige Tendenzen, bis hin dazu, dass er meine Partnerin (nicht seine Mutter) einfach nicht in allgemein-respektvoller Art behandeln will.

Sicher, es mag in den religiösen Kreisen seines Glaubens verpönt sein, z.B. einer Frau die Hand zu schütteln, aber außerhalb derselben ist es ein Gebot der Höflichkeit, das zu tun und dort nimmt man auch mal ihre Hand und geleitet sie in Gentleman-manier an den Tisch oder schiebt ihr den Stuhl unter das Gesäß wenn sie sich an den Tisch setzt. Das gehört sich nun mal - zumindest in gewissen Nuancen, wenn man sich zu benehmen weiß. Und mit ihr reden will er schon gar nicht, geschweige denn, sie ansehen, wenn sie ihn anspricht...

Man hat auch mal außerhalb der Religion Spielregeln der Gesellschaft zu respektieren und kann nicht erwarten, dass alle Welt sich auf einen einstellt während man selbst genau dazu nicht bereit ist und selbstredend jedes bisschen Konfrontation mit dem eigenen Verhalten als religiöse Diskriminierung hinstellt, nur damit man die eigentlich saumäßigen Manieren, die man an den Tag legt blos in irgendeiner Form unangreifbar macht. Genau diese Haltung gegenüber den hierzulande üblichen Sitten ist es auch, die eine Integration von sich derart selbstüberhöhenden Muslimen in die Gesellschaft nahezu unmöglich erscheinen lässt.
Diese Reduzierung einer Frau auf ihr Frau sein und die Aberkennung des Mensch seins ist es, die eben die eigentliche Diskriminierung ist. Insbesondere in einer säkularen Gesellschaft hat man sich den allgemeinen Spielregeln unterzuordnen, insbesondere, wenn man sich nicht im eigenen "Betschuppen" aufhält.
Ich kenne keine Gesellschaft, die jeder Form von Religion so viel Raum bietet wie die unsere. Und dennoch bedeutet der gegebene Raum nicht, dass sich die Gesellschaft dann irgendeiner Religion zu unterwerfen oder anzupassen hat, ganz im Gegenteil. Gerade dieser großzügige Raum, seiner jeweiligen Religion zu huldigen macht es erforderlich, dass sich die Gesellschaft als Ganzes davon abgrenzt, eine Leitreligion anzunehmen, sonst würde man dem Anspruch nicht mehr gerecht, allen ihren jeweiligen Raum zu bieten. Das ist so einfach, wie nachvollziehbar.

Und ja, es mag ja sein, dass man es in seinen Kreisen als besondere Form des Respekts betrachtet, sich so zu gebahren, aber jenseits muslimischer Kreise ist es nun mal ganz offenkundig das krasse Gegenteil und gehört sich einfach nicht.

Wer sich dann derartigen Differenzen zwischen religiösen und weltlichen Verhaltensnormen hingibt (und das tut man definitiv - vor allem als Konvertit - freiwillig und im Wissen, dass es vielleicht nicht leicht ist, das hinzubekommen) muss eben den Spagat schaffen, jedem Gegenüber individuell zu agieren, wenn er nicht auf der einen oder anderen Seite anecken will. Oder - und das ist die finale Konsequenz - er kann eben in unserer Gesellschaft niemals wirklich ankommen und sollte sich einer Gesellschaft (in einem muslimischen Land) anschließen, die dieses Gebahren als akzeptabel betrachtet und dementsprechend auch andere Erwartungshaltungen an das jeweilige und situative Benehmen einer Person hat.

Es ist eben gerade NICHT Aufgabe der Gesellschaft, sich allem und jedem anzupassen, der unter dem Schild der Religionsfreiheit ihre Grundnormen ablehnt. Das hat auch nichts mit Diskriminierung zu tun sondern schlicht und einfach damit, dass gewisse allgemeine Grundlagen für ein vernünftiges und jedem gerecht werdendes Zusammenleben obligatorisch sind. Wenn das jemandem nicht passt bzw. sich jemand konsequent dem verweigert funktioniert ein Zusammenleben eben nicht.
Deshalb wird allerdings kaum die Gesellschaft als Ganzes ihre etablierten Werte und Normen aufgeben sonder derjenige der diese ablehnt wird eben die Gesellschaft wechseln bzw. aufgeben müssen um irgendwie dann mal anzukommen. Klingt hart, ist aber nun mal so.

Und nur um das mal ganz deutlich klarzustellen: Es geht mit mit diesen Aussagen NICHT darum, Muslime an den Pranger zu stellen, ganz im Gegenteil...
Wären es Juden, Christen, Buddhisten, Hinduisten oder Angehörige anderer Religionen oder auch einfach nur anderer Nationalitäten ohne religiösen Kontext, die sich so gegen die Annahme der Verhaltensnormen der Gesellschaft, in der sie ja freiwillig leben oder deren Akzeptanz als Grundlage für ein Zusammenleben stellen würden wären meine Worte genau die gleichen.
Man kann in unserer Gesellschaft alles kritisieren, alles hinterfragen, darf seine eigene Sicht der Dinge kundtun und vertreten und wenn jemand etwas nicht weiß bekommt er jede Gelegenheit, es zu lernen und sich zu informieren, aber die Bereitschaft, DAS zu tun und sich - zumindest außerhalb der eigenen Bubble - darauf einzulassen, wie es hier nun mal läuft muss schon mal aus einem selbst kommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Zwergin712  30.03.2024, 08:56

Was für klare und wahre Worte. Danke sehr!

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ACBRE  30.03.2024, 09:14

Besser kann man es nicht sagen!

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LordofDark1981  30.03.2024, 09:29

Ich will noch etwas ergänzen.
Es sind doch auch die Muslime, die einfach noch nicht verstanden haben bzw. verstehen wollen, dass in unserer Gesellschaft ein gewisses Maß an freundschaftlichem Necken, Satire und auch Witze über "die Anderen" Teil der Respektkultur sind und jede Gruppe von Menschen - auch und GERADE, wenn ihre Lebensart eben vom "normalen Durchschnitt" abweicht - eben auch mal ein wenig Abarbeitung der übrigen Gesellschaft in Form von Witzen hinnehmen muss.
Die Ostfriesen haben es begriffen und machen sogar mit, die Sachsen haben es akzeptiert, die Christen haben es verstanden, selbst die Juden trotz der historisch - nennen wir es mal "speziellen" - Beziehungen zwischen ihnen und unserer Gesellschaft und auch die Türken etc. schaffen es mit ihren deutschsprachigen Kabaterristen sogar, sich selbst "auf die Schippe zu nehmen".
Alle kontern so etwas mehr oder weniger selbstbewusst und halten dann mit dagegen und zahlen es mit gleicher Münze zurück. Am Ende lachen alle "miteinander übereinander" und klopfen sich gegenseitig auch mal freundschaftlich einen auf die Brust oder Schulter.
Nur die Muslime nehmen dann - wieder einmal - eine Sonderrolle ein und sprengen stattdessen die Räume von Satiremagazinen in die Luft, weil sie den Sinn, genau dieser Satiere eben einfach nicht begreifen und akzeptieren wollen.
Jaa, ich weiß, es sind nicht alle und die Mehrheit auch dieser Gruppe verurteilt das und distanziert sich davon.
Trotzdem... Ich möchte gar nicht wissen, wie z.B. ein Film wie "American Pie", der nun die jügische Lebensart absolut "auf's Korn" nimmt in vielen Aspekten und in definitiv gekonnter Weise - wenn er im im Kontext islamischer Lebensweisen produziert würde und deren kleine "Spezialitäten" humoristisch auf's Korn näme beantwortet würde...

So etwas muss man einfach mal aushalten, umgekehrt tun es ja auch alle.

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Es gibt nicht "die diskriminierteste Gruppe", und Phänomene sind immer wechselwirkend und zweiseitig und es gibt definitiv soetwas wie eine Reibung verschiedener Kulturkreise und einhergehende Probleme mit Integration und Migration.

Trotzdem kann man gefestigt sagen, dass vor allem spätestens seit dem 11. September Muslime oder generell Araber, unter Generalverdacht gestellt werden.

Es gibt das Bild des "aggresiven" Moslem oder Araber. Der Moslem ist der heutige Sündenbock.

Siehe Video:

https://www.youtube.com/watch?v=a9KSlBRYnCs

ACBRE  30.03.2024, 09:19

Wenn Muslime heute „Sündenböcke“ sind, dann deshalb, weil sie sich nie in der Öffentlichkeit von islamistischen Terrorakten, die im Namen ihrer Religion verübt wurden, distanziert haben, weder bei 9/11, noch bei Charly Hebdo, noch in Madrid oder Moskau, noch bei den Überfällen der Hamas, noch irgendwann anders. Aus den deutschen Moscheen immer nur Schweigen.

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SchopinHauer  30.03.2024, 09:23
@ACBRE

Haben "sie" teilweise. Nur du bekommst nicht alle "Distanzierungen" mit. Jüngst erst bei dem versuchtem Amoklauf in einer Kathedrale in Deutschland.

Wenn du es ganz offiziell willst, selbst Rechtsschulen haben sich vehement vom IS distanziert etc PP.

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SchopinHauer  30.03.2024, 09:28
@ACBRE

Ist die Realität. Realexistierende Probleme habe ich bereits in meiner Antwort mit

Phänomene sind immer wechselwirkend und zweiseitig und es gibt definitiv soetwas wie eine Reibung verschiedener Kulturkreise und einhergehende Probleme mit Integration und Migration.

abgedeckt.

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Unabhängig von der Religion sind Menschen mit Migrationshintergrund die Gruppe, die am Meisten ausgegrenzt werden.

Erst auf dem zweiten Platz kommen muslimische Gemeinschaften.

Jetzt finde ich nur leider nicht mehr die Quelle zu dieser Untersuchung, die ich neulich gelesen habe.

Auf Platz waren, glaube ich, Behinderte und dann kamen die LGBTQ-Gemeinschaft. Was mich überraschte, dass auch noch Roma und Sinti unter den ersten fünf waren. Vielleicht kann ich mich deswegen noch daran erinnern, da mich das echt verblüffte.

Finde die Fragestellung viel zu ungenau.

  • Diskriminiert von wem? Vom Staat, von der Gesellschaft?
  • Geht es nur um religiöse Gruppen oder auch um andere Minderheiten wie beispielsweise sexuelle oder ethnische Minderheiten?
  • In welchem Raum? Geht es um Deutschland, die DACH-Region, Europa, Weltweit?
  • Wie misst man das Maß der Diskriminierung überhaupt?

Unabhängig von diesen Fragen, muss man in jedem Fall festhalten, dass eine bedeutende Anzahl der Muslime selbst auch andere Gruppen diskriminiert, aufgrund von Religion, sexueller Orientierung oder dem Geschlecht.

Da wäre dann die Frage gilt die "Brutto-Diskriminierung" (also die erlittene Diskriminierung) oder die "Netto-Diskriminierung" (erlittene Diskriminierung abzüglich der selbst durchgeführten)? Beim Netto-Wert würde ich sogar behaupten, dass je nach Region die Muslime sogar einen negativen Wert haben, also mehr diskriminieren als selbst diskriminiert werden. In diesem Kontext möchte ich auf das Toleranz-Paradoxon hinweisen.

Nein. Auch wenn es einem mit AfD & Co so vorkommen kann.

Ich sag jetzt mal etwas dreist, daß es Atheisten sind. Denn die werden von Juden, Christen, Muslimen, ... diskriminiert. Irgend wie scheinen alle Religionen sich da einig zu sein :-(

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Bodesurry  30.03.2024, 07:53

Ja, das ist wirklich dreist. Ich wüsste nicht, wo Atheisten in Europa oder weltweit durch Christen diskriminiert werden. Wo sollte das sein? Hast Du Beispiele?

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wickedsick05  30.03.2024, 09:31
@Bodesurry

Tanzverbot, Abtreibung, Sterbehilfe...usw. alles wogegen sich die Kirche stellt.

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Bodesurry  30.03.2024, 11:08
@wickedsick05
Wenn ein Mensch selbstbestimmt sterben will, darf ein anderer ihm dabei helfen. Beihilfe zum Suizid ist in Deutschland nicht strafbar. Soll die organisierte Hilfe zum Suizid verboten werden? Die Evangelische Kirche sagt dazu, Ziel müsse immer sein, Menschen zum Leben zu ermutigen und von der Selbsttötung abzuhalten.
https://www.evangelisch.de/themen/sterbehilfe

https://www.ekd.de/abtreibung-ekd-fuer-teilweise-streichung-paragraf-218-80911.htm

Für mich als gläubigen Christen ist das genaue Gegenteil der Fall. Atheisten bestimmen mehrheitlich, was bei der Abtreibung, bei der Sterbehilfe und in anderen Bereichen geschieht. Die Mehrheit der Christen im Land wird diskriminiert.

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matmatmat  30.03.2024, 13:01
@Bodesurry
Ich wüsste nicht, wo Atheisten in Europa oder weltweit durch Christen diskriminiert werden. 

In Deutschland zum Beispiel.

Ich zahle Steuern mit denen eine katholische Grundschule zu 100% staatlich finanziert wird, kann aber mein Kind nicht vom Religionsunterricht abmelden.

Ich kenne Eltern persönlich die wieder in die Kirche eingetreten sind, nur wegen solcher Schulen und weil keine Alternative zu finden war.

Meine Frau ist Atheist und kann daher Bewerbungen bei 50% der Arbeitgeber in Ihrem Feld direkt vergessen. Hier und da wird mal drüber weg gesehen, weil Mangelberuf, aber die Kirchen dürfen einer Pflegekraft wegen sowas kündigen. Dort wo drüber weg gesehen wird hat man oft keine Chance auf Karriere, wieder in 100% staatlich finanzierten Betrieben.

Ich hatte mehrfach an Karfreitag das Ordnungsamt am Hals, weil Tanzveranstaltungen verboten sind, Filme wie "Das Leben des Brian" verboten sind... auch wenn der Gesetzgeber diesen Unsinn langsam lockert.

Selbstbestimmtes sterben, da werden gerade alle Bemühungen es den Betroffenen zu erleichtern mit religiös motiviertem Unsinn blockiert. Und versteh mich da nicht falsch, wenn jemand aus Religiösen Gründen lieber noch eine Woche länger vor Schmerzen schreien will (Der Todesengel von Kalkutta aka Mutter Theresa war ja ein Verfechter davon Leuten Schmerzmittel vorzuenthalten um das Leiden Jesu nachzufühlen), darf er/sie das gern tun, aber doch bitte nicht Menschen verbieten die drum bitte?

Auch bei der Abtreibung oder einfachen dingen wie eine Bluttransfusion ... das etwas erlaubt ist bedeutet nicht, daß es einem religiösen Menschen gegen deren Willen aufgezwungen wird. Aber immer wieder mußten grundlegende Rechte gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen in Deutschland erkämpft werden.

Homosexualität ist auch so ein Ding. Klar verstehe ich, warum eine Ideologie wie die Katholische sich "damit" schwer tut, aber warum es andern Menschen vorhalten und sie deswegen diskriminieren?

... und das ist in Deutschland. Es gibt Länder, da werden Atheisten mit dem Tod bedroht, steht dort im Gesetz.

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GenosseAndrej  30.03.2024, 09:11

Ich als Atheist werde eigentlich von den meisten in ruhe gelassen bis auf paar Ausnahmen die wollen das Allah mich vernichtet obwohl es Allah nicht gibt oder mich mit Terroristen Gleichstellen

Ich finde am meisten werden Juden diskriminiert und das seit Jahrhunderten und jetzt wieder vorallem von Muslime

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VeryBestAnswers  30.03.2024, 09:33

Zwischen den Religionen gibt es genauso Spannungen wie zwischen religiösen Menschen und Atheisten. Atheisten sind aber im Vergleich zu Muslimen weitestgehend akzeptiert. Hast du als Atheist schon mal Diskriminierung erlebt? Ich nämlich nicht.

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