Schulische Exkursionen in KZ?
Sollten Schüler (weiterhin) ein KZ besuchen als verpflichtende Exkursion?
Das Ergebnis basiert auf 49 Abstimmungen
13 Antworten
Ich hatte leider erst lange nach Ende meiner Schulzeit die Gelegenheit, ein KZ zu besuchen. Und es war das "harmloseste" Lager, das man besuchen kann - Theresienstadt. Aber selbst das hat bereits einen wesentlich tieferen Eindruck der unmenschlichen Brutalität hinterlassen als irgend ein Lehrbuch, Film, Vortrag oder sonst ein Medium es könnte.
Aktuell haben wir in Deutschland bekanntlich wieder ein Naziproblem. Die einschlägigen Statistiken machen deutlich, dass es in Ostdeutschland vor ideologischen Nazis nur so wimmelt, und die einschlägigen Analysen sind sich einig, dass hier ein Zusammenhang dazu besteht, dass es in der DDR unter der sowjetischen Besatzung keine echte Vergangenheitsbewältigung gab, geschweige denn Friedenserziehung.
Wenn man es den Leuten selbst überlässt, ist auch die schlimmste Vergangenheit spätestens nach zwei Generationen vergessen und sie sind wieder bereit, die gleichen Fehler zu widerholen. Sieht man aktuell ja auch in den USA.
Das ist mal schlicht und ergreifend ein Fakt.
https://www.deutschlandfunk.de/die-ddr-und-ihre-neonazis-real-existierender-100.html
https://taz.de/Rechtsextremismus-in-Ostdeutschland/!5730766/
Gerade für eher unsensible Menschen und Personen, die den Geschichtsunterricht desinteressiert verfolgen, ist es besonders wichtig die Grausamkeit eines KZ hautnah vor Ort zu erleben.
Ich persönlich habe bislang noch nie ein KZ besucht. Da ich aber ein sensibler Mensch bin, reichten Texte und Bildmaterial bei mir völlig aus, um mich davon zu überzeugen, dass Rechtsextremismus menschenverachtend ist und die Nazis grausam waren.
Die Grausamkeit kann und soll niemand hautnah erleben. Das ist im übrigen auch nicht der Zweck einer Gedenkstätte. Zwar ist ein solcher Besuch durchaus emotionaler, als ein theoretischer Unterricht, doch nur für diejenigen, die sich auf die Thematik überhaupt emotional einlassen wollen. Darüber hinaus mag es durchaus junge Menschen geben, die emotional überfordert wären, was auch nicht Sinn der Sache sein kann.
Die Grausamkeit kann und soll niemand hautnah erleben. Das ist im übrigen auch nicht der Zweck einer Gedenkstätte.
Doch, genau darum geht es.
Es geht um Empathie mit den Opfern und um das Erschrecken darüber, wie grausam Menschen sein können. Ein sensibler Mensch spürt so etwas psychosomatisch und genau deswegen werden diese KZ-Besuche veranstaltet. Es geht um das (Nach-)Fühlen und (Nach-)Erleben des Grauens zur Nazizeit.
Das soll sich in die Herzen, Köpfe und Seelen der Besucher einbrennen, um die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass wir in Deutschland etwas Ähnliches nochmal erleben.
Nein, darum geht es nicht und es ist auch gar nicht möglich (glücklicherweise), oder ist es dir ein Anliegen Jugendliche zu traumatisieren?
Ein Museum ist wie eine Gedenkstätte Ort der Wissensvermittlung, der Forschung und der Erinnerungskultur. Sie dient nicht dazu, junge Menschen emotional möglichst brutal anzugehen oder zu zeigen, wie "grausam Menschen sein können". Sie zeigen und bewahren einen Teil der Lagerwirklichlichkeit und gedenken den Opfern. Ein realistisches Schreckensszenario wird aus verschiedensten Gründen nicht angeboten.
Ein "sensibler Mensch" wie du schreibst, kann so etwas nicht "psychosomatisch" spüren und soll es auch nicht. Es geht um ein tieferes Verständnis für Geschichte allgemein und den Nationalsozialismus und seiner Verbrechen insbesondere. Das ist kein Gruselkabinett mit pädagogischer Haltung!
"Einbrennen" soll sich nichts, es soll verständlich werden.
Du möchtest also nicht, dass sich soetwas wiederholt? Geschichte wiederholt sich nicht, allenfalls können ähnliche Entwicklungen passieren - Völkermord, das zeigen uns die Beispiele von Kambodscha und Ruanda, brauchen keine Konzentrationslager, es reichen schon Macheten.
Ich kann deine Haltung verstehen und dein Wunsch, durch eine besonders intensive, emotionale Auswirkung irgendetwas verhindern zu wollen. Das ist aber die falsche Herangehensweise.
Wichtig ist einen verstehenden Zugang zur Geschichte zu finden. Schockwirkungen haben keine langfristigen Wirkungen und können sich gar gegen den von dir gewünschten Effekt auswirken.
Ein KZ bietet ohnehin nicht den Effekt, den du dir erhoffst. Da ich schon viele besucht habe, kann ich dir das versichern. Im Gegenteil ist gerade Auschwitz zwar bedrückend und eindrucksvoll - gleichzeitig aber auch, wie sag ich es, .... es muss halt alles recht schnell gehen bei dem Besucherandrang. Andächtige Stille findet sich dort nicht so.
Nur zur Info, nazi steht ja für Nationalsozialisten. Mit Betonung auf Sozialisten. Die wären nach heutigen Maßstäben eher links als rechts. Das ist ein sehr weit verbreiteter Irrtum, das man denkt die nazis wären ganz rechts gewesen wären.
Nein, das war so, auch wenns keiner hören mag, weil, dann müsste man ja eventuell seine eigene Einstellung hinterfragen. Das haben die Nationalsozialisten auch selber gesagt. Die wollten ja auch den Arbeiterstaat usw.... und wie gesagt es steckt ja schon Im Namen drin, viel deutlicher geht es ja nicht mehr.
Das ist bald 100 Jahre her, wozu soll das gut sein, außer um die Kinder zu traumatisieren. Fliegen die Amerikaner ihre Kinder nach Afghanistan oder in den Irak oder an die Normandie oder in die Reinwiesenlager und machen dort Besuche? Irgendwann muss man die Vergangenheit auch mal ruhen lassen, ändern kann mans eh nicht mehr.
Wir waren selbst als Jahrgangsstufe in Dachau. Und ja, es ist dringend notwendig.
Der abstrakte und eher langweilige Geschichtsunterricht ist praktisch und zum Anfassen - viele, die den Unterricht eher desinteressiert folgen, haben an diesem einen Tag mehr gelernt als in den ganzen Geschichtsstunden über die deutsche Vergangenheit. Zudem lässt sich auch viel besser nachvollziehen, wie schlimm es eigentlich war, wenn man eine echte Uniform eines Häftlings vor sich sieht, als nur mit dem Schulbuch zu arbeiten.
Halte ich für sehr wichtig!
Halte ich für sinnvoll. Nach Möglichkeit sogar ein Vernichtungslager, dass sie das ganze Ausmaß des Schreckens jener Zeit verstehen.
dass es in der DDR unter der sowjetischen Besatzung keine echte Vergangenheitsbewältigung gab, geschweige denn Friedenserziehung.
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Dieser Bericht ist ungeheuerlich, wer so etwas für bare Münze nimmt, der unterliegt nicht nur den Versuch die DDR mit diesem Thema zu brüskieren, der legt eine glatte Geschichtsklitterung hin, die so nicht hingenommen werden kann.