Schere zwischen Bildung und Intelligenz immer größer?
Hi, habt ihr das Gefühl, dass die Schere zwischen Bildungsgrad und "tatsächlicher Intelligenz" immer weiter auseinander geht ?
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Für mich ist diese Entwicklung relativ gut zu erkennen.
Früher war der Zugang zu einem Studium oder generell zu höheren Bildungsrängen noch erheblich härter "geschützt" als es derzeitig der Fall ist.
Abitur u. Fachabitur sind in der heutigen Gesellschaft erheblich häufiger bei Schulabsolventen zu finden, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war, obwohl die Menschen nicht viel dümmer oder intelligenter geworden sind.
Diese Abschlüsse befähigen dann zu einem Studium an einer Uni/Fachhochschule, welche dann einen entsprechenden Zustrom erfahren und einen klaren Vorteil dadurch genießen, dass sich viele Studenten an Ihrer Institution aufhalten und diese im Zweifelsfall auch eher durch Studium bringen.
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Ich für meinen Teil arbeite viel mit Akademikern zusammen (ohne selbst einen akademischen Abschluss zu haben) und muss gestehen, dass die Schere zwischen denen die wirklich etwas drauf haben und denen welche nur knapp durch das Studium gekommen sind GIGANTISCH ist, was dann einen erheblich Einfluss auf die Tauglichkeit und Leistungsfähigkeit im späteren Beruf hat.
Derzeitig habe ich oftmals das Gefühl, dass man an Bachelor/Master-Abschlüsse schon als durchschnittlich intelligenter Mensch mit viel Fleiß und Schmerz dran kommt, aber dem Dr. dann aber eine immens harte Sondierung stattfindet.
Diese Sondierung hat meines Wissens nach damals im ersten Durchgang schon das Abi gemacht und spätestens bei "Master"/Diplom war dann für jeden der nicht übermäßig talentiert sowie intelligent war Schluss.
12 Antworten
Mir fehlen da ein paar Infos.
Ein Uni-Bachelor (IIRC gab's vor 20 Jahren noch keine oder gerade die ersten derartigen Absolventen, nur FH/DH (etwas mehr als Bachelor) und Uni (Diplom)) kann IMHO weniger als ein FH-/DH-Bachelor, da der Uni-Bachelor einerseits etwas kürzer ist und andererseits die Praxis fehlt.
Allerdings wird die Welt auch immer komplexer, sodass man immer häufiger nur in einem immer kleiner werdenden Teilgebiet gut sein kann.
Es kann aber auch einfach sein, dass weil die Firmen meinen immer mehr Akademiker zu brauchen[1] bzw. meinen besonders billige Akademiker zu brauchen, was früher nicht so war und die schlechten Akademiker es nur deswegen einfach nicht zu dir in die Firma geschafft haben.
notting
[1] Mein Onkel ist über eine IT-Ausbildung und Weiterbildungen IT-Leiter geworden. Als er mit >10 Jahren IT-Leiter-Erfahrung von seiner dummen Chefin gefeuert wurde, hat er nie wieder eine derartige Stelle bekommen, weil er kein Akademiker ist *facepalm*
Ein Uni-Bachelor (IIRC gab's vor 20 Jahren noch keine oder gerade die ersten derartigen Absolventen, nur FH/DH (etwas mehr als Bachelor) und Uni (Diplom)) kann IMHO weniger als ein FH-/DH-Bachelor, da der Uni-Bachelor einerseits etwas kürzer ist und andererseits die Praxis fehlt.
Wobei auch das ja schwer von der konkreten FH und wahrscheinlich auch dem konkreten Fach abhängig ist.
Ich verstehe, was du meinst, muss aber gegen die Schlussfolgerung Einspruch erheben.
Das Bildungssystem war noch nie so durchlässig wie jetzt. Das sorgt einerseits dafür, dass von den Fleißigen, also vor allem jenen, die von einem leistungsorientierten Elternhaus entsprechend erzogen wurden, jeder Depp das Abitur schafft, andererseits aber auch Leuten aus weniger leistungsorientierten Elternhäusern die Türen öffnet. Während früher also eine akademische Ausbildung fKindern, egal ob mittelmäßig oder sehr begabt, aus wohlhabenden Gesellschaftsschichten vorbehalten war, konkurrieren heute wenigstens auch intelligente Kinder aus weniger wohlhabenden Elternhäusen mit um die Studienplätze. Insgesamt sollte also die Schere zwischen Intellekt und formalem Bildungsgrad eher zusammengehen.
Es gibt tatsächlich Langzeitstudien zum dem Thema. Vor 20 Jahren war es noch so, dass zwischen Akademikern und der übrigen Bevölkerung im Schnitt etwa eine Standardabweichung lag. Beim IQ sind das etwa 15 Punkte. Zum Vergleich: 100 sind der Durchschnitt, bei über 115 spricht man von überdurchschnittlicher Intelligenz und bei 130 von Hochbegabung. Umgekehrt ist ein IQ von unter 70 der Sprung zur Intelligenzminderung.
Wie gesagt ist dieser Effekt aber schon seit etwa 20 Jahren nicht mehr zu finden. Ich nehme mal an, dass er ab einem bestimmten Bildungsgrad (bspw. bei Professoren oder Doktoren) noch immer existiert, aber das müsste ich nachschlagen.
Also ich kann dir nicht direkt auf deine Frage antworten aber ich kann es bestätigen dass ich es auch erlebe dass Menschen jetzt besonders auf den Beruf bezogen Dinge tun die deren Verantwortung liegen und die dann so in einer Art und Weise ausführen wo ich dann denke ja dass ist für keinen von Vorteil und warum macht man das so und er merkt nicht dass es nicht funktioniert.
Da siehst du auch auf allen großbaustellen: es wird jahrelang geplant gebaut und nachher dauert es dreimal so lange und es dreimal so teuer.
Erkläre mir warum? ich kann mir das nur so erklären dass es stimmt was du sagst in deinem Beitrag.
Schere zwischen Bildung und Intelligenz immer größer?
Hm, ich finde, dass du in deinem Erklärungstext schon einige Sachen korrekt beschreibst:
Viel mehr Schüler als früher machen Abitur; viel mehr als früher studieren; die Abschlüsse sind insgesamt weniger eine echte Auszeichnung.
Ich verstehe aber nicht so richtig, warum du das Bildung vs. Intelligenz nennst.
Wie du ebenfalls richtig schreibst, die absolute Intelligenz dürfte nicht viel anders sein als früher. Die Bildung geht in meinen Augen eher zurück, die formale Ausbildung in Form von Abschlüssen ist nur rein nominell gestiegen.
Ich glaube, du verwendet Bildung im Sinne von Abschlüssen -- ich dagegen sehe immer besser klingende Abschlüsse bei gleichzeitig geringerer echter Bildung.
Ich verstehe aber nicht so richtig, warum du das Bildung vs. Intelligenz nennst.
Weil Bildung und Intelligenz nicht immer miteinander korrelieren.
- Intelligenz ist ein "Wert" für das Maß an kognitiven Fähigkeiten bei einem Menschen
- Bildung hingegen bezieht sich auf den Bildungsstand eines Menschen, welcher in unserer Gesellschaft mit Abschlüssen konnotiert wird, welche man erlangt wenn man im Bildungssystem erfolgreich ist.
Man kann zwar sagen, dass in unserer Gesellschaft die Menschen mit einem höheren IQ häufig besser im Bildungssystem abschneiden, was aber nicht bedeutet, dass Sie dies immer tun.
Auch kann jemand mit einem geringeren IQ in einem Bildungssystem bestehen, welches mit der Zeit Veränderungen unterliegt.
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In DE ist absolut klar, dass in der Gesellschaft ein hoher Wert auf Bildung gelegt wird, was dazu führt dass Eltern ihre Kinder auf hohe Schulformen schicken wollen, weil dort Abschlüsse winken die deren Kinder dazu befugen höhere Aufgaben war zu nehmen und damit größeren Erfolg in der Gesellschaft erzielt werden kann.
Dies funktioniert aber nur so lange, wie diese Abschlüsse auch den Sinn erfüllen, welche diese mal hatten und zwar die Spreu vom Weizen zu trennen, heißt die Menschen mit einem hohen IQ von denen mit einem geringeren.
Und das gleich als Disclaimer, ich bin NICHT der Überzeugung, das der IQ alleine über den Erfolg eines Menschen bei seiner Profession entscheidet, aber IQ ist halt die Größe auf welcher man beschlossen hat unser Bildungssystem und unser Gesellschaft aufzubauen, weil Sie relativ einfach und zuverlässig zu messen ist.
Aus dem Grund ist Mathematik auch der größer Sondierungsfaktor in unserer Gesellschaft.
Wie du ebenfalls richtig schreibst, die absolute Intelligenz dürfte nicht viel anders sein als früher.
Das ist korrekt, Unterschiede in der IQ-Verteilung von Früher zu Heute sind zwar messbar, aber nicht so immens, dass Sie erklären, warum auf einmal die Mehrheit der Kinder Abitur macht.
Die Bildung geht in meinen Augen eher zurück, die formale Ausbildung in Form von Abschlüssen ist nur rein nominell gestiegen.
Naja, die Bildung nicht, die Kinder verbringen ERHEBLICH MEHR Zeit in der Schule als Früher.
Der Anspruch an die Kinder im Bezug auf die Leistung im Bildungssystem werden jedoch herunter geschraubt, weil mehr Wert auf etwas gesetzt wird, was eigentlich dazu gedacht war eine feste Menge an Personen zu sondieren.
Ich glaube, du verwendet Bildung im Sinne von Abschlüssen -- ich dagegen sehe immer besser klingende Abschlüsse bei gleichzeitig geringerer echter Bildung.
Das Bildungssystem ist im Endeffekt dafür da, dass dir mit einem Abschluss bescheinigt wird, dass du die Ansprüche welche das Bildungssystem an dich stellt in einem bestimmten Maß erfüllt hast.
Heißt Bildung in unserer jetzigen Definition ist im Endeffekt das erlangen von Abschlüssen nach dem vollbringen einer geistigen Leistung, welche vom Bildungssystem vorgegeben wird.
Ich denke meine Definition von Bildung im Sinne des Bildungssystems, um welches es hier geht, ist schon relativ schlüssig.