Politikverdrossenheit und Ostalgie vieler Ostdeutsche - Wie kann man dies verhindern, Gefühl der Abgehängtheit?

6 Antworten

Politikverdrossenheit ist nicht verboten, und wir sind ein freies Land, in dem man fast alles tun oder lassen kann. Und ich habe durchaus recht lange mit Leuten dieser Art diskutiert. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich Erfolg hatte.

....vieler Ostdeutscher ...

Womit untermauserst du deine Behauptung? Oder ist das nur so ein Gefühl?

In meinem Umfeld ist das zumindest nicht so. Da verfolgen alle gespannt das Geschehen des Tages. Beim Begriff Ostalgie rollen wir die Augen. Das kann nur von einem Besserwessi kommen. :-))


Kleosa 
Fragesteller
 19.12.2023, 22:24

Ne selbst viele Wendehälse rudern zurück.

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BenniXYZ  19.12.2023, 22:34
@Kleosa

Noch so ein komischer Begriff. Der Wendehals ist ein unauffälliger Vogel.

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Da ist nichts mehr zu machen, sorry. Die deutsche Einheit war ein schwerer Fehler. Der Osten wird noch in 100 Jahren ein Sorgenkind sein. Wenn er nicht schon vorher Deutschland in den Abgrund reißt durch seine massive Anhängerschaft den Faschisten gegenüber.


Kleosa 
Fragesteller
 19.12.2023, 21:53

und die Austrofaschisten ?

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Rennegent  19.12.2023, 22:07
@Kleosa

Ganz richtig. Und auch in Frankreich der rassistische Front National. Wenn du es hochrechnest, Stichwahl gegen Macron, sind 40 Prozent der Franzosen Rassisten. Schweden, Niederlande, auch dort sind die Nationalisten stark. Italien mit seiner Rechtsregierung. Westdeutschland ist so ziemlich die letzte Hochburg der toleranten demokratischen Kräfte. Deshalb auch der Hass der Ostler. Sie wollen gar keine Freiheit, die vielen Jahre DDR Diktatur haben den Charakter der Menschen scheinbar unumkehrbar geprägt. Somit wenden sie sich der Extrempartei zu, die ebenfalls die deutsche Demokratie beseitigen will.

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Kleosa 
Fragesteller
 19.12.2023, 22:23
@Rennegent

Französische Resistance auch für Deutschland nötig, Resistance d'Allemagne ?

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Rennegent  19.12.2023, 22:33
@Kleosa

Eine gute Frage. Wäre Widerstand gerechtfertigt, wenn die AfD die Macht ergreift und die freiheitlich demokratische Grundordnung beseitigt? Soweit wird es hoffentlich niemals kommen. Aus meiner Sicht aber ganz klar ein Fehler, das nicht längst ein Verbotsverfahren gegen diese Partei durchgeführt worden ist. Appeasement hat noch nie funktioniert, diese Feigheit könnte sich irgendwann rächen.

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cas65  19.12.2023, 21:54

Ach wie schön, wenn man es immer auf die Ossis schieben kann... ^^

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Rennegent  19.12.2023, 22:16
@cas65

Aktuellen Umfragen zufolge käme die AFD in Thüringen derzeit auf 34 Prozent. Stärkste Partei. Mit dem braunen Höcke im Landesvorsitz. In NRW 18 Prozent schlimm genug. Aber noch hinter CDU und SPD. Gut, dass der Osten bevölkerungsmäßig eine Schrumpfregion ist. Sonst müsste man sich wirklich um den Fortbestand unseres freiheitlich demokratischen Staates Sorgen machen.

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cas65  20.12.2023, 10:45
@Rennegent

Ursachen sind für dich offenbar irrelevant.

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Rennegent  20.12.2023, 11:08
@cas65

Die Ursache ist mir schon klar. Man kann Leuten, die so lange unter einer Diktatur und Planwirtschaft gelebt haben nicht einfach von heute auf morgen die Freiheit, DMark und Marktwirtschaft geben und sagen, das macht ihr schon. In den Jahren nach der Wende haben viele Ostler ihren Arbeitsplatz verloren und sind in ein Loch gefallen. Wer konnte ist abgewandert und hat im Westen Arbeit gefunden. Die Verbitterung darüber ist immer noch da. Die Fehler sind von der damaligen Kohlregierung gemacht worden. Es hätte eine lange, weiche Anpassungsphase geben müssen. Nicht einfach alle Unternehmen sofort dichtmachen, die nicht wettbewerbsfähig sind. Es war ein hartes Aufschlagen in der Realität des kapitalistischen Westens und dieses Trauma hallt bis heute nach.

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cas65  20.12.2023, 11:36
@Rennegent

Da ist was Wahres dran. Dazu kommen aber auch noch andere Aspekte. Einer davon - man spricht (u.a. in Schulen) den Ossis schlicht ihr eigenes Leben ab. Das habe ich mehrfach von jungen Leuten aus dem Westen persönlich so erfahren - und das waren keine Dummen, das waren gebildete junge Leute. Die DDR wird nur dargestellt als Konglomerat aus Mauer und Stasi. Und das wird verinnerlicht. Dabei gab es noch unendlich viel mehr Facetten - und nicht wenige davon wären bis heute vorbildhaft. (Bildung, Gesundheit etc.)

Dann: NIEMAND spricht bis heute darüber, dass die Ossis bis zur Wende Reparationen an die SU bezahlt haben. Der Westen hingegen hat Geld bekommen über den Marshallplan. Schon hier betragen die Differenzen in die Zehntausende /Kopf zwischen Ost und West.

Über 60% der ostdeutschen Biografien sind gebrochen. Das ist etwas, was sich kein Wessi bis heute auch nur annähernd vorstellen kann.

Bis heute werden die Ostdeutschen oft als Menschen zweiter Klasse behandelt. Egal was sie wählen; entweder werden sie als "ewig Gestrige" oder eben als "Nazis" verunglimpft. (Ich selber wähle übrigens generell links und war selbst fast 10 Jahre in der SPD).

Auch das Gejammer über "fehlende Fachkräfte" kann ich persönlich nicht mehr hören. Ich habe zwei Berufsabschlüsse und ein 1,5er Abitur; gehe (in TZ) in leitender Funktion mit Personal- und Budgetverantwortung mit nicht mal 1200 netto nach Hause. Der Unmut gegenüber denen, die dann ohne jede Gegenleistung hierher kommen und (ob nun tatsächlich oder eingebildet) mindestens dasselbe bekommen, mag dann bei vielen besonders hoch sein.

Zudem sehe ich Ostdeutsche als durchschnittlich kritischer denkend an als Westdeutsche, obwohl - oder WEIL sie - eben in einer "Diktatur" lebten und die Zeichen HEUTE vielleicht deutlicher wahrnehmen als Wessis, die noch immer ernsthaft ihrer Illusion eines "freiheitlich-demokratischen Staates" nachhängen, der wir definitiv nicht sind. (Kapitalismus KANN nicht demokratisch sein. Denn in ihm folgt die politische Macht der ökonomischen Macht, und diese war zu keiner Zeit wirklich demokratisch legitimiiert in der BRD, wenn man von Spartengewerkschaften mal absieht. Das lässt sich vielfach von kommunalen Ebenen bis hinauf zur EU beobachten.)

Dazu kommen noch soziologische Ursachen. Die Abwanderung nach Westen betraf vor allem Frauen; zurück bleiben oft genug weniger ausgebildete Single-Männer - und was aus materieller Unsicherheit ZUZÜGLICH sozialer Unerfülltheit resultiert, kann man sich leicht ausrechnen. Eine Radikalisierung ist da nur folgerichtig.

Fazit: Die Ursachen für das politische Jetzt im Osten liegen sehr tief und reichen Jahrzehnte zurück - und sind beileibe nicht nur im Osten selbst zu suchen. Eine WIRKLICHE Aufarbeitung lässt bis heute auf sich warten. Und ich zweifle, ob sie wirklich gewollt ist. Denn die, die in dieser "Demokratie" die Macht haben, sehen - wie schon vor 90 Jahren - einen Nazi-Staat eben als kleineres Übel. Denn selbst Nazis stellen nicht die Eigentumsfrage (von einzelnen Gruppen - damals die Juden - mal abgesehen). Das tun nur Kräfte, die den Kapitalismus als das sehen, was er ist; abgewirtschaftet und nicht zukunftsfähig. Und das muss verhindert werden - und zwar um JEDEN Preis. Was die Mehrheit des Volkes aber nicht erkennt.

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Ostdeutsche wirtschaftlich stärken (nicht als billige, verlängerte Werkbank von Westkonzernen) , mehr deren Bedürfnisse verfolgen, dafür ist der Staat ja da, sonst kannste den Staat auch gleich abschaffen und nur die UNO verwalten lassen!

Garnicht.

Einfach Verständnis haben.

Der goldene Westen hat sich als Mogelpackung entpuppt. Also wird die Politik ignoriert, dann fühlt es sich weniger schlimm an.


Kleosa 
Fragesteller
 19.12.2023, 22:04

Also links liegen lassen, mit dem Fuß nachtreten, statt hochziehen ?

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dvdfan  19.12.2023, 23:36
@Kleosa

Unsinn.

Mit Verständnis begegnen und nicht bevormunden und zwingen.

Wenn sie etwas wollen oder brauchen, dann soll es von ihnen ausgehen.

Alles was man ohne ihrem Wunsch tut (zwangsweise "Hochziehen"), fühlt sich nach Entmündigung an.

So kommst du nicht an sie ran, weil sie dann kein Vertrauen aufbauen können.

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