Nicht-gläubig sein "besser" als den Glauben zu verlieren?

10 Antworten

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Ich war als Kind "gläubig". Ich habe an Gott geglaubt weil alle in meinem Umfeld an Gott geglaubt haben und ich das nie hinterfragt habe. Aber je älter ich wurde, umso mehr Angst hatte ich vor Gott.

in meiner Familie gab es häufiger Auseinandersetzungen aufgrund von Religion, die Familie meines Vaters ist muslimische, die Familie mütterlicherseits christlich. Mein logischer Schluss als Kind war dementsprechend, dass eine Hälfte meiner Familie in die Hölle kommt.

Als ich etwas älter war (11 - 13 oder so) hatte ich Angst dass Gott meine Gedanken liest (was er laut meinen religiösen Familienmitgliedern ständig tut). Ich fand das Gefühl nicht schön, ständig unter Beobachtung zu stehen. Ich hatte zu dieser Zeit viele Ängste und Sorgen aber von Gott habe ich nie etwas gehört. Mit 13 war ich dann in einem Bibelkurs und während dem Lesen habe ich dann gemerkt, dass das für mich jetzt nicht so wahnsinnig überzeugend klingt.

für mich war der Verlust des Glaubens eher eine Erleichterung. ich bin mir sicher, dass der Glauben vielen Menschen Hoffnung gibt, für mich war das allerdings überhaupt nicht so. meiner meinung nach ist Glauben nicht für jeden das richtige. jeder sollte etwas für sich finden, dass Hoffnung und ein gefühl von Geborgenheit gibt, aber die menschen sind unterschiedlich und nur weil du nicht glaubst heißt das nicht, dass du diese Gefühle nicht erleben kannst.

Und ich frage mich, ob das ein Punkt ist, der mich trösten kann. Diesen Schmerz, den April nun spürt, den werde ich in dieser Intensität nie spüren müssen. Ich laufe nichtmal Gefahr, sowas spüren zu müssen.

Ich weiß zwar nicht worum es in der Folge im Detail geht, aber auf diesen Teil hier möchte ich als Glaubender, der mal versucht hat seinen Glauben zu verlieren, eingehen und einen Vergleich machen:

Stell dir vor ob es dich tröstet, dass wenn Du niemanden liebst, kannst Du auch niemals Liebeskummer spüren, ja Du läufst ja nicht einmal Gefahr Trennungsschmerz zu empfinden.

Kann das einen darüber hinwegtrösten, das man nicht liebt?

Alle Menschen sollten sich bedingungslos geliebt, beschützt und begleitet fühlen. Unabhängig davon, ob und an was sie glauben.

Auf jeden Fall.


stescope  26.03.2024, 21:42
Stell dir vor ob es dich tröstet, dass wenn Du niemanden liebst, kannst Du auch niemals Liebeskummer spüren, ja Du läufst ja nicht einmal Gefahr Trennungsschmerz zu empfinden.
Kann das einen darüber hinwegtrösten, das man nicht liebt?

Ja sicher, darum geht es ja. Deine Frage impliziert ja, dass der Antwortende den Verlust bewerten kann. Doch derjenige, der aus gleichen Gründen nicht liebt, kennt die Vorzüge nicht und findet somit selbstverständlich den Trost darin, nicht zu lieben.

Nachtkindchen 
Beitragsersteller
 26.03.2024, 19:28

In der Folge geht es darum, dass sozusagen zu viele Menschen sterben. Ein dunkelhäutiges Kind wird von Polizisten angeschossen, eine schwangere Frau bekommt ein Kind, ein Mann um den April sich gekümmert hat - alle sterben. Und April findet keine Antworten auf diese Ungerechtigkeiten. Um es mal ganz runterzubrechen, worum es ging.

Ich verstehe Deinen Vergleich und hatte ihn auch im Kopf. Ob ich was vermisse, was ich nie hatte - Ja. Ich für mich habe gemerkt, dass das geht. Dass meine Mutter mich nicht geliebt hat und nicht liebt tut mir mehr weh als alle Vergewaltigungen zusammen. Ich vermisse eine Mutter, obwohl ich nicht weiß, wie es ist, eine zu haben.

Aber...und das ist nicht böse gemeint...Gott ist für mich was, was man.. spürt. Für mich existiert das alles ja nichtmal. Es ist was Spürendes. Die Liebe einer Mutter kann man ja zumindest bei anderen Kindern beobachten. Das ist, für mich, was Greifbares. So wie ich eine Katze liebe. Das ist greifbar. Gott und das Drumherum ist für mich was rein Emotionales. Deshalb finde ich den Vergleich absolut logisch, aber emotional nicht haltbar.

Ergibt das Sinn?🙈

Also,

Deine Frage ist eigentlich ein Vortrag. Es wäre sinnvoller, daraus drei Fragen zu machen.

Das wichtigste ist das wohl, dass Du wissen willst, ob es besser ist ein Atheist zu sein, als den Glauben zu verlieren.

Ja!

Das ist so, das steht sogar in der Bibel.

ABER ich möchte trotzdem kein Atheist sein, weil ich ja vor meiner Krise was mit Gott erlebt habe. Gott hat mir geholfen, versorgt, geschützt usw.

Es ist in etwa so, wenn einer sagt: Es ist besser immer ein Arbeitsloser zu sein, also ein Millionär, der dann seine Millionen verliert.

Ich möchte lieber mal eine Zeit lang in Wohlstand schwelgen, als immer nur arm zu sein.

Ich hatte auch mal den Glauben verloren und dann es wieder nach 3 Jahren wieder aufgenommen, weil ich gemerkt habe, dass es ohne Glauben es kalt in meinem Herzen ist. (dabei hatte ich damals sogar Geld und Gesundheit). Aber es war trotzdem die unglückliche Zeit.

Hoffe, es war hilfreich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Viele Jahre eine Christin

Nein, wenn Du den Glauben verlierst, warst Du vorher schon nicht gläubig!


Nachtkindchen 
Beitragsersteller
 02.04.2024, 22:16

Das hat so ähnlich tatsächlich ein Rabbi einige Folgen später auch so zu April gesagt!😊

Naja, die Folge ist sicherlich von Atheisten geschrieben worden, die keine Ahnung haben, was Glauben überhaupt ist.

Beispiel. DU begegnest morgen Außeriridischen 1:1 - dann bist du gläubig. Das bedeutet es biblisch.

Glauben ist kein Zusammenreimen von Fakten sondern das Erleben von Fakten.

Du begegnest einem Dämon = gläubig

Du fühlst, dass jemand / etwas böses in deinem Raum ist und alles wird mit Dunkelheit/ Trennung oder Bosheit gefüllt = Glauben

jemand betritt den Raum und du spürst Zuversicht, Frieden oder gar Liebe im ganzen Raum = Glauben

Glauben kann über sehen, hören oder fühlen eintreten.

Ich habe Dinge gesehen, wo selbst Christen mir einen Vogel zeigen würden. Aber ich habe sie gesehen. das Festhalten = Glauben - Wenn ich irgend eine erst beste Erklärung von Unbeteiligten Glauben würde z.B. du warst unkonzentriert, hast Halluziniert, wäre es kein Glauben.

z.B. Hiob trifft auf seine Freunde. Alle sind gläubig. Seine Freunde wollen Hiob einreden, dass er gesündigt hat und deshalb leidet (menschliche Wissenschaft), aber Hiob weiß in seinem Herzen: ich habe nicht gesündigt (Er weiß aber auch wovon er redet) - dann hat Hiob Recht. Er fühlt den Glauben, die Wahrheit. Er kann es nicht beweisen, fühlt es aber = Glauben

Warum sage ich, dass der Autor dieser Folge keine Ahnung hat, was Glauben ist? Weil Christen alle zusammen, egal aus welcher Richtung der Glaube kommt eine Neugeburt erlebt haben. Dies ist ein MUSS. Sonst ist man kein Christ. Man hat also eine Phase erlebt, in dem man erkannt hat, dass man Böse ist (sonst ist man kein Christ) und wurde von Gott persönlich begleitet (sonst ist man kein Christ) ans Kreuz von Golgatha und zur Auferstehung (sonst ist man kein Christ - wirst du keinen Widerspruch von echten Christen hören) und in der Praxis zog der Heilige Geist in den Körper des Christen ein (kein Widerspruch von echten Christen).

Klar kann ich mich als Christ verloren fühlen, aber ich kann meinen Glauben nicht verlieren. Das geht einfach nicht, denn dein Glauben hält Gott selbst.

Glauben kann Leid überwinden.


Nachtkindchen 
Beitragsersteller
 26.03.2024, 20:08

Ich verstehe leider nur die Hälfte von dem, was Du geschrieben hast.

Aber ich glaube, verstanden zu haben, woran Du Glauben festmachst und das kann ich auch nachvollziehen. Das klingt für mich verständlich und besser hätte ich das auch nicht erklären können.

Ich teile deine Ansichten fast alle. Und bewundere deine Reflexionsfähigkeit und wie du das sprachlich rüber bringst. Erkenne aber bitte den Unterschied zwischen einer sexuellen Orientierung, die hochgradig genetisch vorgegeben ist(und nur wenig von was anderem mitbestimmt) und dem Glauben-können .

Glauben-können ist nicht genetisch festgelegt, sondern letztlich eine autosuggestive Kompetenz. Sie kann anerzogen bzw. antrainiert werden, ebenso wie der Wille dazu, glauben zu wollen.

Dein treat hier bei gutefrage.net ist nur äußerlich geschlossen, aber vieleicht interessierte dich dieser Hinweis dennoch ?


Nachtkindchen 
Beitragsersteller
 11.04.2024, 08:51

Natürlich interessiert mich das dennoch! Und ich verstehe, was Du meinst. Ich hab mich da falsch ausgedrückt. Du hast Recht.

Ich wollte eigentlich sagen, dass ich das Gefühl habe, dass man keinen Einfluss darauf hat, ob man gläubig ist oder nicht. So wie man keinen Einfluss auf seine sexuelle Orientierung hat. So meinte ich das.

Atheisten können halt an sich glauben, sich vertrauen (Selbstwirksamkeit), Mitmenschen und dem Leben an sich, dass es eher zum Guten verläuft, als zum Schlechten (Optimismus). Das kann halt geben, ähnlich wie bei religiösen Glauben.

Hm. Das Empfinden ist bestimmt sehr individuell.

Die Frage klingt als machst du einen Unterschied zwischen "nie gläubig gewesen" und "ungläubig geworden".

Bei mir war der Weg zum Atheismus ein schleichender Prozess. Ich hatte keine Sinnkrise.


Nachtkindchen 
Beitragsersteller
 26.03.2024, 19:37

Ja klar mache ich da einen Unterschied. Wenn jemand 30 Jahre lang geglaubt hat und dann nicht mehr glaubt, oder ob jemand nie geglaubt hat, ist für mich schon ein Unterschied.

Darf ich fragen, wie es Dir heute damit geht, nicht mehr zu glauben? Du schreibst, Du hattest keine Sinnkrise (vielleicht wird das in Serien und Filmen ja auch übertrieben dargestellt? Ich weiß es nicht). Wie genau schleicht sich sowas ein? Warst Du schon immer gläubig oder war das auch ein schleichenden Prozess?

Pervicacia  26.03.2024, 19:58
@Nachtkindchen

Ich hatte das mit dem "Unterschied machen" erwähnt, weil ich glaube, da hätte es auch ein Missverständnis geben können.

Als Kind hab ich schon an Gott geglaubt. Rückblickend wirkt das abstrakt, aber ich kann mich gut daran erinnern, dass ich durchaus geglaubt habe, dass Gott wütend ist wenn draußen ein Gewitter herrscht.

Der Glaube hat aber ansonsten nie eine besonders große Rolle gespielt.

Ich glaube der Prozess zum Atheisten lief ungefähr parallel zum Erwachsenwerden. Ich hab nicht alles hingenommen. Ich wollte schon immer Begründungen (was Erwachsene auch nicht gerne haben wenn sie dir sagen was du tun sollst).

Bei Gott waren die Begründungen aber dürftig. Irgendwann kamen im Gegensatz dazu gute Argumente dazu, die gegen Gott sprachen.

So kam es dazu, dass ich Gott für immer unwahrscheinlicher hielt. Bis ich die Wahrscheinlichkeit von Gott prozentual mit einer 1 weit hinter dem Komma einstufte.

Nachtkindchen 
Beitragsersteller
 26.03.2024, 20:01
@Pervicacia

Ich finde das nicht abstrakt. Ich bin Erzieherin und die Logik von Kindern ist eine andere als die von Erwachsenen.

Deinen Prozess kann ich gut verstehen und nachvollziehen. Danke, dass Du davon erzählt hast 💜

Die meisten Menschen finden eher in Krisen zu Gott, als das ihr Glaube an ihn sie in eine Krise stürzt. Aber klar, grundsätzlich meidet man diesen potentiellen Schmerz, wenn man gar nicht erst glaubt. Das kann man wohl auf einiges im Leben anwenden. Sinn macht das natürlich nicht. Wenn ich sämtliche Krisen vermeide, um nicht verletzt zu werden, kann ich nicht wachsen.


Nachtkindchen 
Beitragsersteller
 26.03.2024, 19:34

Ich verstehe, was Du meinst und bin übrigens auch ganz bei Dir, was Vermeidungsverhalten und die Konsequenz angeht (man kann nicht wachsen), glaube aber, dass da was falsch rüberkam.

Ich schrieb ja, dass Glaube für mich keine Entscheidung ist. Entweder glaubt man oder nicht. Das heißt, ich kann es mir so oder so nicht aussuchen, ob ich in diesem Thema "vermeide" oder nicht.

Und ich habe mich phasenweise immer wieder mit dem Glauben beschäftigt. War auch in Kirchen und so, um nachzuspüren, wie es mir da geht. Also ich habe mich immer wieder damit auseinandergesetzt. Aber ich bin nicht gläubig.

Mir treibt sich nur die Frage rum, bei allem was der Glaube den Gläubigen gibt, was ich so nicht habe, ob ich mich damit trösten kann...darf...dass wenigstens diese Art der Sinnkrise und des Schmerzes erspart bleibt.

SirFragesteller  26.03.2024, 19:39
@Nachtkindchen

Das denke ich nicht. Wie gesagt, viele Menschen finden erst in Krisen zu Gott. Wenn man sonst keine Hoffnung hat, klammert man sich an etwas übernatürliches, das Gutes verspricht. Das bedeutet, dass der Glaube nicht im Menschen verankert ist, wie zB die Sexualität, sondern durch bestimmte oder unbestimmte Situationen oder auch eine Menge an Situationen ausgelöst wird.

Ich denke das bedingt auch ein großer Einfluss in der Kindheit, denn jedes Kind kommt erstmal religiös, mit dem Glauben an etwas Größeres, zur Welt.

Darfst du. Aber, wie gesagt, Sinn macht das nicht. Jeder Mensch hat seine eigene Probleme. Natürlich kann man sich glücklich schätzen, keine Glaubemkriese zu durchlaufen. Man kann sich auch glücklich schätzen nicht gelähmt zu sein.

Naja, wenn du sterben würdest und dann plötzlich vor Gott stehst, würdest du dann nicht auch plötzlich alle deine Werte verlieren? Man ist in diesem Thema eigentlich nie davor sicher…

PS: Ich habe mich nie von Gott verarscht/verlassen gefühlt

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ein von Gott erretteter Christ

Nachtkindchen 
Beitragsersteller
 26.03.2024, 19:22

Ich selbst bin nicht gläubig und glaube deshalb auch nicht, dass ich dann vor Gott stehe. Deshalb kann ich mit dem Gedankengang nichts anfangen.

Mir geht ja um die lebenden Gläubigen, sie ihren Glauben verlieren.

Und es ist schön, dass Du Dich nie von Gott verlassen oder verarscht gefühlt hast💜