Mobbing-Abhilfe in pädagogischen Einrichtungen und am Arbeitsplatz?
Mobbing stellt ein zentrales Problem in sämtlichen Einrichtungen dar, in denen größere Gruppen unterschiedlicher Menschen zusammen betreut werden oder gemeinsam arbeiten. Es ist für Opfer einer der großen Demotivationsfaktoren. Schon im Kindergarten lässt sich feststellen, dass ein paar wenige Verhaltensauffällige dazu ausreichen, anderen das Leben erheblich zu erschweren, und schon dort kann man sehen, wie unsouverän Erzieher damit umgehen und das Problem verniedlichen, indem Totschlagfloskeln à la „gehören immer zwei dazu“ und „regeln Kinder untereinander“ für die Täter Bestätigung und für die Opfer blanker Hohn sind. Richtet sich die Verhaltensauffälligkeit der Systemsprenger nämlich gegen Erzieherinnen und Lehrer, wird sehr konsequent pädagogisch und mit deutlicher Sanktionierung durchgegriffen.
Wie kann man hier, in Kindergärten, Schule und Berufsumfeld, konsequenter Störer des Gemeinwesens der Einrichtung verweisen und für die sich normal verhaltenden Menschen Ruhe und Ordnung durchsetzen? Gelten besondere Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS, Soziopathie, elterliche Defizite und Aggressionsprobleme zu oft als Rechtfertigung für die Täter und die Vorgesetzten, zu lasch oder – wie oft – erst gar nicht durchzugreifen?
Gehören Dinge wie die erst in den letzten Jahren aufgekommenen so genannten „Selbstbehauptungskurse“ in Kinderhände, in denen gezielt auch Gewalttäter und Problemschüler weiter ihr Problem gegen Schwächere und gegen Autoritätspersonen „spielerisch einüben“ können?
2 Antworten
Ich habe heute gerade erst folgendes zum Thema "Arbeitsklima" im sozialen Bereich geschrieben:
"... Dort hat die Bereichsleitung ein Mobbing-System laufen gehabt. Es hat das ganze Team letztendlich zerstört! So unschön es war, ich habe das Positive daraus mitgenommen - zu lernen wie mensch damit umgeht, wie er widerstehen kann - ich war der "The Last Person Standing", (Die letzte Person aus dem ursprünglichen Team, dass durch dieses Mobbing-System zerlegt werden sollte.)
Das Mobbing-System lief über zwei Jahre, hat zu vorzeitigen Kündigungen geführt, das Personalkarussell immer schneller drehen lassen, bis die Bereichsleitung selbst wg. "Erfolglosigkeit" aufgab, aber vom Overheadbereich "weggelobt" wurde. Danach brach ihr System zusammen, ihre "willfährigen Systemlinge" begannen einen Kleinkrieg untereinander, ein richtiges Hauen und Stechen, mit dem Ergebnis, das keiner dieser Gestalten mehr dort arbeitet...
Lösungsansatz ist ergo, diese Auswüchse bis zur Selbstzerstörung des Betriebs "gedeihen" und die Täter erst andere, dann sich selbst zerlegen zu lassen? Jedenfalls hört es DANN auf. 🙂
Das ist eine sehr interessante Frage. Das Problem ufert wirklich aus. Neulich im TV einen Bericht gesehen, dass Mobbing und auch Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen eines der größten Probleme ist, sich negativ auf Leistungen und Selbstvertrauen auswirkt und Depressionen und Suizidgedanken hervorruft und die Zahlen sind steigend.
Ich würde als Erzieherin bei sowas immer eingreifen und das jeweilige Kind deutlich in die Schranken weisen, nichts verniedlichen, nicht die Kinder sich selbst überlassen, denn die Zahlen der Auffälligkeiten steigen und es fängt immer früher an, da müssen Erwachsene gegenwirken und wenn die Eltern das nicht tun, muss/sollte es die Kita tun. Auch den Eltern im Gespräch dringend ärztliche Hilfe nahelegen, Diagnostik, Therapien und zur not auch Medikationen. Das Kitapersonal ist ohnehin schon komplett überlastet, da zu wenig Personal und das Selbe gilt in Schulen, nur mit dem Unterschied, dass dort Leistungen gefordert werden und dort der Grundstein fürs spätere Arbeitsleben gelegt wird, man will ja doch später keine kranken Jugendlichen, die nicht belastbar sind und oft im Job ausfallen. Wenn man hier nicht schon frühzeitig gegensteuert, werden die nächsten Generationen immer kranker und auch diese ziehen irgendwann Kinder groß...
Zum Ausschließen von Kindern aus der Kita: Da Kita kein Zwang ist und kein Kind in die Kita muss im Gegensatz zur Schule, denke ich, dass man im Notfall ausschließen kann und sollte. In der Schule wird das nämlich nicht mehr einfach so gehen, insofern leisten Kitas eine wichtige Vorarbeit.
Gehören Dinge wie die erst in den letzten Jahren aufgekommenen so genannten „Selbstbehauptungskurse“ in Kinderhände, in denen gezielt auch Gewalttäter und Problemschüler weiter ihr Problem gegen Schwächere und gegen Autoritätspersonen „spielerisch einüben“ können?
Es braucht entsprechend geschultes pädagogisches Personal in Kursen, die sowas gut im Auge haben und den Kindern erklären, dass die Selbstbehauptung gegenüber Erwachsenen nur dann genutzt werden sollte, wenn außergewöhnliche "komische" bedrohliche Situationen entstehen, nicht bei alltäglichen Situationen die in Schulen normal und alltäglich sind, nur weil dem KInd was nicht passt. Aber leider ist die Grenze da sehr oft fließend, nicht immer kann man das einfach so unterscheiden, gerade Kinder nicht. Eigentlich sollten entsprechende psychologische Tests für alle pädagogischen Kräfte in Kitas, Schulen, Vereinen etc. verpflichtend sein, die gezielt sowas abfragen, denn wenn Kinder erstmal Opfer geworden sind, können sie später auch selber Täter werden, das sollte möglichst vermieden werden.
Zu dieser „Selbstbehauptung“ gibt es eine zweistellige Anzahl an Kritikpunkten, die schon vor Monaten sehr kontrovers erörtert worden sind (s. Link). Die ökonomischen Folgen von Mobbing über Gewalt bis Burnout wären hier außerdem wirklich sehr interessant.
https://www.gutefrage.net/frage/sollen-selbstbehauptungskurse-fuer-kinder-verboten-werden