Opfer/Täter?

Das Ergebnis basiert auf 21 Abstimmungen

Opfer 57%
Beides 38%
Täter 5%

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Opfer

Ich denke eher Opfer. Man kann aber auch nich ausschließen, dass man unterbewusst mal Täter wurde/war - gerade wenns vielleicht eher kurz war zeitlich und man irgendwo "Mitläufer" war oder nichts dagegen sagte. Das kann ganz schnell mal passieren.

Aktuell läuft ein Anime über einen Jungen der Ballett macht - wo ein anderer Schüler an die Schule hinzukommt (der auch Ballett macht und noch besser ist) der sehr ruhig ist und nicht auf andere reagiert. Da hat man auch nochmal gut gezeigt, wie sowas anfangen kann.

Bei so ruhigeren/scheuen Leuten kann sowas auch als "Arroganz" rüberkommen wenn man mit den andern nicht redet, etc. und die mobben dann deswegen und suchen sich so jemanden als Opfer raus.

Banderine  28.04.2022, 21:30

Wie heißt der Anime?

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Survivor265  22.01.2023, 08:18

Dass man selber Mal zum (Mit)täter wird kann leider leicht passieren (insbesondere da dauerhaftes Mobbing einen selber für Empfindungen) sehr abstumpfen kann. Ich selbst habe sehr lange Mobbing erlebt (7.- 13. Klasse, war davor aber schon das "Schubsekind") und obgleich ich es demnach eindeutig besser gewusst habe, muss ich heute rückblickend erkennen, dass ich ein paar Mal auch zusammenmitgemobbt habe.

Das Problem ist halt auch, dass die eigentlichen Taten gar nicht so schlimm sein müssen: Ich fand das Mobbing an mir am Anfang auch noch lustig (die Kommentare waren es). Leider geht die permanente Wiederholung und die Tatsache, dass einem NIEMAND beisteht und man sich irgendwann, durch die permanente Anspannung tatsächlich als Versager erlebt (ich hab angefangen zu stottern... Das fanden meine Klassenmitinsassen aber mega lustig) dann an die Substanz (und ich hab mich auch selber mitgemobbt "hab Dich nicht so, die Aussagen sind gar nicht schlimm).

Der Punkt ist: Mensch ist ein Herdentier: Eine Wir-Erfahrung wird mit Glückshormon belohnt (AUSGRENZUNG mit psychischem Schmerz).

Von daher hat es etwas sehr Tückisches, wenn sich die Gruppe dann einer Einzelperson "zuwendet". Denn umgekehrt wirkt sich allein dieser Moment der Aufmerksamkeit, die die Gruppe einem Einzelnen spendet und bei der die Erwartung in der Luft liegt, das Mengenverhältnis zu den eigenen Gunsten auszunutzen, auf die Einzelperson, speziell wenn das Mobbing in dieser Konstellation seit einiger Zeit schon schön in Fahrt ist, extrem einschüchternd aus ... Mitunter friert man ein ... Was für das Selbsterleben in dem Moment zusätzlich sch.... ist.

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Opfer

In der Schule wurde ich sehr wegen meines Aussehens gemobbt. Ich hatte Sommersprossen und rote Haare. Auch war ich etwas pummelig und bin nicht die hellste Kerze auf der Torte. Ich wurde als "Pumuckl", "Feuermelder", "Leuchtturm" oder "Rotkäppchen" oder "Flecki" (wegen der Sommersprossen) bezeichnet. Auch wurden meine Haaare als Stroh, dass mir aus dem Kopf wächst bezeichnet. Ich wurde auch oft auf dem Schulweg oder Schulhof verprügelt. Wenn ich nach dem Grund für das alles fragte, wurde mir gesagt: "weil Du hässlich bist" oder "weil Du dumm bist". Da ich sehr schüchtern, ängstlich und unsicher war und mich sehr geschämt habe, habe ich das alles über mich ergehen lassen und niemandem davon erzählt!

Survivor265  22.01.2023, 08:34

klingt für mich - LEIDER - wie ein mustergültiger Mobbing-Erfshrungsbericht 😔.

Meine Angst war immer - und das hat sich mit Blick auf Mitschüler, die auch gemobbt wurden, bestätigt: Fragst Du nach dem Warum (und es ist eigentlich bitter, dass man in die Lage gerät, als geschädigte Person in die Situation zu kommen nach dem Anlass für all die Respektlosigkeiten zu fragen), kriegst Du dafür um so mehr eine reingewürgt. "Weil Du dumm bist" kenn ich 1:1 als Reaktion. Weiter noch könnte ich Schuldumkehr beobachten: wenn jemand in die Gegenwehr ging - oder gar ausgerastet ist, wurde die Person ggf gemeinschaftlich richtig vermöbelt, zumindest würde lautstark proklamiert, dass die Person ja eindeutig aggressiv sei und deswegen ihr Verhalten vollkommen gerechtfertigt sei...

Was keiner, auch man selber nicht, in dem Moment absehen kann, ist, was das langfristig mit einem machen kann...

Solch eine Erfahrung kann das ganze Leben prägen, selbst wenn die eigenen Werte ganz anders sind. Intuitiv oder unterbewusst bewertet man sich mitunter selber danach ... Das ist zB mit Blick auf Partnersuche ein "toller" Cocktail.

Meinen Glückwunsch, wer mit entsprechenden Glaubenssätzen für sich brechen kann!

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Weder noch - ich war und bin die Verteidigerin der Opfer. Ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden bei gleichzeitig gutem Selbstbewusstsein haben mich schon zu Schulzeiten in diese Rolle gebracht.

Survivor265  22.01.2023, 08:36

Wow!!! Meinen tiefen Respekt, wenn Du dabei bleibst und das durchhältst, denn Verteidiger bieten sich der Gruppe geradezu als Zielscheibe an (meine Beobachtung)

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HappyMe1984  22.01.2023, 12:03
@Survivor265

Mmh, nee, eher nicht, meiner persönlichen Erfahrung nach. Wer sich bewusst auf die Seite des Schwächeren stellt, hat in der Regel ein gutes Selbstbewusstsein - im Sinne des Bewusstseins über die eigenen Stärken und Schwächen und genug Erfolge im Bereich der Stärken, um sich nicht durch die Schwächen "runterziehen" zu lassen. Genau das macht einen dann ziemlich schwer angreifbar. Und genau das spüren auch die Angreifer, die in der Regel ein wesentlich geringeres Selbstbewusstsein haben, da sie sich über ihre Angriffe ja selbst aufzuwerten versuchen. Zumindest in meinem Fall haben die sich das dann einfach nicht getraut bzw. sind mit ihren ersten, kleinen Versuchen einfach so abgeprallt, dass sie es aufgegeben haben. Und das hat rein gar nichts mit körperlicher Überlegenheit oder so zu tun.

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Survivor265  22.01.2023, 22:21
@HappyMe1984

An meiner Schule (v.a. meiner Klasse) war es, nach meiner Beobachtung, meistens psychologisch greifendes Mobbing. Von daher hatte ich den Aspekt körperlicher Überlegenheit gar nicht auf dem Schirm (macht aber durchaus Sinn).

Ich hatte halt mal in einem Artikel gelesen, dass so gesehen jeder Mobbingopfer werden kann, egal wie ausgeprägt Selbstvertrauen und -Wert sind. Und aus eigener Erfahrung weiß ich LEIDER zu gut, wie nachhaltig es einen zermürbt.

Leider kann ich deine Darstellung bisher - und v.a. aus der Schulzeit - dergestalt nicht (oder halt theoretisch logisch schon) nachvollziehen, als dass sich bei mir jetzt überhaupt Mal ein intuitives Abgrenzen einstellt. (Von daher war ich damals ein willkommen gefundenes Fressen.)

Für mich haben sich in der Oberschule im Klassenverband 1-2x Mitschüler eingesetzt, haben es aber schnell sein lassen ("ach, willst Du mit DEM befreundet sein")... und sich lieber auf die sichere Seite gesellt ...

wenn ich jetzt so drüber nachdenke, waren die dem Großteil meiner Mobber zwar körperlich überlegen, vermutlich psychisch aber nicht gewachsen. Naja mit 14, 15 ist man am Schwinmen.

Aber gut: Meine Erfahrung ist eine - und gilt nicht allgem. Schön, dass es anders gehtn - daher noch Mal: meine Anerkennung, großes Lob und Respekt.

Für einen Betroffenen ist es ungemein relevant Rückhalt zu erfahren.

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Opfer

Obwohl viele Menschen mich als selbstbewusst empfinden, bin ich das immer nur, wenn es um andere geht.

Ich kann mich an keine Arbeitsstelle erinnern, an der ich nicht früher oder später gemobbt wurde. Ich habe meistens einen Weg da raus geschafft, aber ich habe sehr gelitten. Auch heute passiert das noch, obwohl ich schon 58 bin. Ich selbst habe nie gemobbt, sondern mich stets mit den Opfern angefreundet und ihnen den Rücken gestärkt.

Täter

Ich habe Asperger. Ich kann Emotionen weder erkennen noch nachvollziehen. Und generell sind meine Sozialkompetenzen sehr niedrig. Daher bin ich oft sehr verletzend, ohne es zu wissen.

Genauso197 
Fragesteller
 25.04.2022, 17:38

Der Unterschied ist aber dass du es unbewusst tust.. andere machen es extra und die können so ziemlich was dafür

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HappyMe1984  25.04.2022, 17:41

Mobbing ist es aber erst, wenn du es bewusst und systematisch über längere Zeiträume in Richtung einer bestimmten Person machen würdest, um diese bewusst und gewollt fertig zu machen. Versehentlich verletztend aufgrund von Asperger zu sein, ist doch kein Mobbing!

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