Liebe ehem. DDR-Bürger, nahmen sich DDR-Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten als heute im Westen, wo sie Patienten eher durchhecheln als behandeln (müssen)?
5 Antworten
Von einem Arzt aus meinem früheren Bekanntenkreis habe ich gehört, dass die Ärzte damals Zeitvorgaben bekamen, Er sagte: "Für jeden Patienten bekomme ich nur 7 Minuten, in dieser Zeit hat mancher noch nicht einmal erzählt, was ihm fehlt". Er sagte, dass er sich nicht daran halten wollte. Die Ärzte bekamen damals Festgehalt. Und bei guten Ärzten war das Wartezimmer immer voll. Meine Mutter hat eine Zeitlang als Zahnarzthelferin gearbeitet,.Sie erzählte, dass es in ihrer Gemeinschaftspraxis eine Zahnärztin gab, die Termine eintrug für Patienten, die es gar nicht gab bzw., die gar keinen Termin wollten. So verschaffte sie sich etwas Luft zum Arbeiten.
Wie es bei niedergelassenen Ärzten mit der Bezahlung aussah, weiß ich leider nicht. Ich kann mich an zahlreiche Praxen erinnern, allerdings wurden die meisten von Älteren betrieben, auch unsere Hausärztin war schon älter. Daher weiß ich nicht, ob es sich für Jüngere nicht lohnte, eine eigene Praxis zu eröffnen oder ob es von vornherein nicht erwünscht war. bzw. keine Genehmigung erteilt wurde.
Das hängt wohl nicht von der Gesellschaftsordnung ab, sondern vom Arzt, ob er sich für die Patienten Zeit nimmt, wirklich daran interessiert ist ihnen zu helfen oder ob er nur Arzt geworden ist, weil man damit viel Geld verdienen kann. Das war auch schon zu DDR-Zeiten so, dass Ärzte viel Geld verdient haben.
Ich habe in der DDR gelebt. Ich war damals bei unserer Betriebsärztin. Die hatte nicht so viel
Ahnung. Ich hatte damals Bauchschmerzen wo man ewig nicht rausgefunden hat was das ist. Mein Chef hat dann dafür gesorgt, dass ich zu dem Arzt gehen konnte, wo seine Frau als Sprechstunde nhilfe gearbeitet hat. Der war Medizinalrat und hatte mehr Ahnung.
Nach der Wende hatte ich einen ganz tollen Hausarzt. Der war fachlich ein Könner und war auch menschlich phantastisch. Man konnte mit ihm über seine Probleme reden, er hat dann versucht, einem zu helfen, gute Tipps zu geben usw. .
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, bei keinem meiner jetzigen Ärzte habe ich das Gefühl durchgehechelt zu werden.
Im Gegenteil, egal ob Hausarzt, Zahnarzt, Dermatologe, Urologe oder HNO Arzt, jeder nimmt sich ausreichend Zeit für mich so das ich mich stets gut aufgehoben fühle.
Problematischer sehe ich eher, überhaupt an einen zeitnahen Termin bei einen Facharzt zu kommen.
Bei meiner damaligen Hausärztin in der DDR war es damals IMMER unglaublich voll. Die hatte auch schon damals nicht die Zeit, sich lange um den Einzelnen zu kümmern. Weil es bei allen anderen Ärzten ganz genauso voll war, machte es keinen Unterschied, zu wem man ging. Die hatten alle keine Zeit.
Zu dieser Ärztin bin ich ca. 20 Jahre lang gegangen. Mit ihrem Sohn ging ich in die gleiche Schule, aber wir waren nicht in einer Klasse. Wir kannten uns nur flüchtig. Später ist er auch Allgemeinmediziner geworden und hat seine Praxis genau in dem Ort eröffnet, in dem ich heute wohne. Jetzt hat seine Tochter die Praxis übernommen. Vor ein paar Wochen war ich zum ersten Mal bei ihr. Sie wusste nicht, wer ich bin und natürlich habe ich sie gefragt, wie es ihrer Oma geht. Diese Frage hat sie hellhörig gemacht und von da an hatte sie sehr viel Zeit für mich.
Ärzte waren in der Regel Angestellte des Staates. Der Staat hat ihnen die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und auch die Materialien und die Bezahlung des Personals übernommen.
Es gab aber auch einige wenige niedergelassene Ärzte, die in eigenen Praxen tätig waren. Diese Ärzte waren aber sehr wenige. Oft waren die schon sehr alt, weil sie ihre Praxis bereits in der Zeit der Nazis eröffnet hatten. Die allermeisten waren jedoch Angestellte des Staates.
Die Wartezeiten damals waren noch länger als heute.
Wieviel Zeit sich ein Arzt nimmt, ist unterschiedlich.
War die DDR-Ärztin selbständig?