Ist eine Auslebung des „Chrislam“ als Mischung aus Christentum und Islam überhaupt möglich?

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Die Idee eines sogenannten „Chrislam“, also einer Vermischung von Christentum und Islam zu einer gemeinsamen Glaubensform, wirkt auf den ersten Blick versöhnlich. Sie scheint ein Weg zu sein, Brücken zu bauen, Gemeinsamkeiten zu betonen und religiöse Spannungen abzubauen. Doch aus evangelisch-christlicher Sicht, nüchtern betrachtet, halte ich diese Bewegung für theologisch nicht tragfähig. Es geht nicht um Mangel an Dialogwille oder Respekt gegenüber dem Glauben anderer, sondern um die fundamentale Unvereinbarkeit zentraler Glaubensinhalte beider Religionen.

Im Zentrum steht das Gottesbild: Der Islam bekennt einen strikten Monotheismus – Gott ist einzig, ungeteilt, ohne Sohn. Im christlichen Glauben hingegen ist Gott dreieinig: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese Trinitätslehre ist nicht optional oder nebensächlich, sondern das Herzstück unseres Glaubensverständnisses. Sie lässt sich nicht mit einem Gottesbild vereinbaren, das jede Form von Gottessohnschaft strikt ablehnt.

Auch im Blick auf Jesus Christus, der im Islam zwar als Prophet verehrt wird, aber eben nicht als Sohn Gottes, wird die Unvereinbarkeit deutlich. Im Islam wurde Jesus laut Koran nicht gekreuzigt, nicht auferweckt, ist nicht das fleischgewordene Wort Gottes. Das Christentum hingegen steht und fällt mit genau diesen Aussagen. Jesus ist nicht einfach nur ein moralisches Vorbild oder ein Lehrer – er ist der Erlöser, der am Kreuz den Tod besiegt hat und den Zugang zu Gott ermöglicht. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich“ (Joh 14,6) – diese Aussage Jesu schließt synkretistische Glaubensformen schlicht aus.

Hinzu kommt, dass der Islam den Vorwurf erhebt, Juden und Christen hätten ihre Schriften verfälscht. Das betrifft direkt unsere Bibel, also die Grundlage unseres Glaubens. Dieser Vorwurf wurde bis heute nicht offiziell zurückgenommen. Ein echter religiöser Dialog auf Augenhöhe wird dadurch erschwert, weil er die Glaubwürdigkeit des christlichen Zeugnisses von vornherein infrage stellt.

Auch auf der Ebene der Praxis wird die Unvereinbarkeit deutlich: Christliche Feste wie Weihnachten (Gottes Menschwerdung), Karfreitag (Kreuzigung) und Ostern (Auferstehung) widersprechen grundlegenden Aussagen des Islam. Umgekehrt würde ich als Christin aus Überzeugung keine islamischen Feste wie den Ramadan oder das Opferfest religiös mitfeiern, weil sie ein anderes Gottes- und Erlösungsverständnis voraussetzen.

Chrislam versucht, Gegensätze zu überdecken, die nicht einfach lösbar sind. Er lässt sich als Idee gut vermarkten, bietet aber keine tragfähige Grundlage für einen gemeinsamen Glauben, wenn man die Substanz beider Religionen ernst nimmt. Wer beides zu vereinen versucht, muss zwangsläufig Kompromisse eingehen, die den einen oder anderen Glauben verwässern. Und genau das kann aus Sicht einer bibeltreuen Christin wie mir nicht der Weg sein. Jesus Christus ist entweder der Sohn Gottes, der den Tod überwunden hat – oder er ist es nicht. Beides zugleich geht nicht.

Ein friedlicher und ehrlicher Dialog zwischen Christen und Muslimen ist wichtig, und auch möglich. Doch der Versuch, durch theologische Vermischung eine scheinbare Einheit zu erzeugen, geht an der Tiefe des Glaubens vorbei. Deshalb bleibe ich dabei: Respekt – ja. Religiöse Vereinigung unter einem Dach – nein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Nervensäge vom Dienst.💆‍♀️🐴🌈😸✌️

Bibelfeind  31.05.2025, 13:45

Oder in die nächste Dimension!

Abstand vom Glauben hin zum Verstand!!

Mich interessiert, wie realistisch oder stimmig dieses Konzept überhaupt ist.

Überhaupt gar nicht, da sich beide Religionen in fundamentalen Punkten widersprechen.

Ein einfaches Beispiel von vielen: Hat Gott/Allah einen Sohn? Christentum sagt: ja. Islam sagt: nein. Hier gibt es keine Kompromissmöglichkeit, man muss sich für eine Seite entscheiden und die andere verwerfen. Ähnlich sieht es z.B. bei Punkten wie der Trinität, der Erbsünde oder der Frage, welchen seiner Söhne Abraham opfern wollte, aus.

Dieser "Chrislam" wäre also eine völlig neue Religion, die Elemente von Christentum und Islam kombiniert und gleichzeitig Teile der jeweiligen Theologien verwirft. Das ist an sich auch gar nicht schlimm, denn solche Entwicklungen hat es in der Geschichte immer gegeben. Sowohl Christentum als auch Islam sind auf ähnliche Weise entstanden.

Aber wir sprechen dann eben von einer Neuschöpfung, nicht von einem parallelen Ausleben zweier Religionen.

Kommt auf den Abstraktionsgrad an. Abstraktion kommt von ab-trahere, also wegziehen oder absehen von. Mit anderen Worten, man sieht von immer mehr ab und dann hat man das theologische Niveau von Kleinkindern erreicht, und auf diesem abstrakten Niveau kann man sich dann treffen und von "Chrislam" daherschwatzen.

Im Ernst, Islam ist DIE christliche Häresie überhaupt, er ist für Christen die Mutter aller Häresien. Welche Gemeinsamkeit? Dass es gute Menschen unter den Muslimen gibt? Klar gibt es die. Daß manche von ihnen eine Treue zu ihrem Glauben haben, vor der ich großen Respekt empfinde? Ja, ja, ja. Aber das alles löst das zentrale Problem nicht, dass der Islam aus christlicher Sicht häretisch ist. Was ist so schlimm daran? Nun, wer einer Häresie folgt, ist kein Christ mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Gläubiger Katholik

Sehr schwierig, da es zu viele Unterschiede zwischen dem Allah des Koran und Gott, der sich uns in der Bibel offenbart, gibt.

Der Allah des Koran:

  • hat keinen Sohn;
  • hat nicht in seiner eigenen Schöpfung gelebt und
  • ist nicht stellvertretend zur Vergebung unserer Sünden gestorben.

Der Gott der Bibel aber schon. Weil Er uns liebt:

  • "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat" (Johannes 3,16).

Empfehlenswert zur Frage ist auch die logisch aufgebaute Argumentation der folgenden Seite: http://www.islamseite.de

Von daher wäre es besser, bei Jesus und der Bibel zu bleiben und keine Mischreligionen zu erfinden...

Wie widerspruchsfrei kann man Chrislam tatsächlich praktizieren

Auf die grundlegend unterschiedliche Betrachtung der Person Jesus hast Du ja schon hingewiesen, aber auch ganz praktisch gibt es enorme unterschiede. zB was muss ich tun um in den Himmel zu kommen? Oder zu wem bete ich? Da fallen die Antworten jeweils fundamental anders aus.