Die Physik und der freie Wille?
Liebe gf Community, hat der Mensch einen freien Willen oder ist alles nur eine Folge von dem Zusammenspiel von Atomen, Molekülen, Zellen... und in unserem Leben spielt sich das ohne wirkliche Willensfreiheit ab.
Bei irgendwas gab es auch zwei Zustände, die sich erst durch das beobachten festlegen, also spricht das für den freien Willen oder hat das nicht miteinander zu tun? Ich glaube aber das waren Photonen und das wäre ja was ganz anderes, oder?
Danke für alle Antworten!
Allen noch einen schönen Tag!
Das Ergebnis basiert auf 23 Abstimmungen
20 Antworten
In der klassischen Physik gibt es keinen freien Willen. In der Quantenphysik vielleicht schon.
Die Quantenwelt ist entweder probabilistisch oder deterministisch. Wenn sie tatsächlich deterministisch ist, dann ist das Ergebnis dasselbe wie in der klassischen Physik.
Wenn man die Ausgangssituation kennt, kann man das Ergebnis des Systems genau vorhersagen. Wenn man beispielsweise einen Gegenstand wirft, hat er keinen freien Willen. Er entscheidet nicht, wo er landet. Vielmehr ist der Ort, an dem er landet, aufgrund der Ausgangsbedingungen vorbestimmt (wo er geworfen wurde, wie schnell er geworfen wurde, in welche Richtung er geworfen wurde).
Das versteh ich, nur die Quantenphysik in unseren Zellen, also dass die auf den freien Willen Auswirkungen hat, der Zufall sozusagen. Keine Seele
Aus meiner Sicht gibt es einen freien Willen, der allerdings einer Vielzahl von Beeinflussungen ausgesetzt ist.
Insofern ja, es gibt ihn, denn als letztes Glied in der Kette steht die Entscheidung.
Nur die Physik ist ja deterministisch, wir können nur nicht alles perfekt berechnen, weil die Systeme zu komplex sind.
Dadurch hätte sich dann ja der freie Wille erübrigt, oder?
In der Willensfreiheitdebatte geht es vornehmlich um die Frage, ob wir in unseren Entscheidungen frei sein können, auch wenn sie von vornherein determiniert sind. In einer ( kausal) determinierten Welt ist jedes natürliche Ereignis durch die vorhergehenden Ereignisse eindeutig festgelegt, sodass ein Ereignis mit einer ( naturgesetzlichen) Notwendigkeit auf die vorhergegangenen Ereignisse folgt und nicht anders eintreten kann als von diesen vorherbestimmt. Die deterministische Weltsicht wurde zwar Anfang des Jahrhunderts durch die Quantenphysikangegriffen, jedoch nicht in einer für die Willensfreiheitsdebatte relevanten Art und Weise, sodass sie auch heute noch eine ernsthafte Herausforderung für die Willensfreiheitsthese darstellt (Hoefer, 2016).
Falls alle Ereignisse durch vorherige Ereignisse determiniert wären, gälte dies ebenfalls für alle Bereiche des menschlichen Lebens: Ein Mensch in einer determinierten Welt wäre unfrei, weil alles was er tut und alles wofür er sich entscheidet bereits durch die vorhergegangenen Ereignisse festgelegt worden wäre. Die philosophische These, dass Willensfreiheit und Determinismus unverträglich sind, heißt Inkompatibilismus (Beckermann, 2005). Es ist eine Besonderheit von Arthur Schopenhauer, dass er sowohl den Determinismus als auch den Indeterminismus (d.h. die These, dass es die Willensfreiheit gäbe) in einem kompatibilistischen Ansatz miteinander vereint. Dies gelingt Schopenhauer unter Rückgriff auf seine Lehre von der doppelten Natur der Welt: In der Welt als Vorstellung – der Erscheinungswelt – gibt es keine Willensfreiheit; in der Welt als Wille – der Welt wie sie wirklich ist – gibt es sie. Der Mensch, als Teil der Erscheinungswelt, ist zwar in seinem Handeln unfrei und jeder seiner Willensakte ist kausal determiniert. Jedoch ist er als Ausdruck des Willens als des Dinges an sich, d.h. seinem Wesen nach, frei.
Wir sind ultimativ Sklaven der Biologie des Urinstinktes des Willens zum Leben und vieles verläuft nicht nach bewusstem Plan, wenngleich wir einiges an Handlungsspielraum haben. Oder dies glauben zu tun, da schließlich Systemzwänge hinzu kommen.
Nur dieser Handlungsspielraum sind ebenfalls nur biologische Folgen, die wiederum durch die Chemie und die durch die Physik losgetreten werden.
Somit sind wir wirklich nur Beobachter, selbst im perfekten Musterstaat.
Entweder ist unsere Welt deterministisch oder indeterministisch, man sagt vom Zufall bestimmt. Weder in dem einem noch im anderen Fall ist für den freien Willen Platz.
Ich glaube, dass wir uns das nicht aussuchen können. Aber wir können ja mal so tun als ob Elementarteilchen eine Entscheidungsfreiheit hätten, die wir Zufall nennen.
Diese Frage ist noch nicht beantwortet und hängt eng mit der Frage zusammen, was Bewusstsein ist.
Am ehesten würde ich noch bei Schopenhauer mitgehen der in etwa gesagt hat dass man zwar tun kan was man will, aber nicht wollen kann was man will.
Kann der freie Wille der Quantenphysik sich irgendwie auf unser Gehirn übertragen lassen oder spaltet sich das davon ab?