An Atheisten/Humanisten: Genesis nennt Erkenntnis Sünde– seid ihr einverstanden?
Bewusstsein ist kein Geschenk, sondern ein Makel. Mutter aller Probleme. Ein Dorn im Fleisch des Daseins. Erkenntnis offenbart nicht Wahrheit, sondern Sinnlosigkeit, oder schlimmer: Ekel. Wie der Wurm im Apfel, auf den man sein Augenmerk legt, der verdirbt. Denken führt nicht zur Erlösung, sondern zur Qual der Klarheit. Wir sind zur Reflexion verdammte Tiere und je mehr wir begreifen, desto weniger lässt sich ertragen. Leben.
Die Genesis erzählt: Mit dem Biss in die Frucht der Erkenntnis verloren wir das Paradies. Wir erkannten uns und verloren die Unschuld, die Liebe, die Einheit. Bewusstsein als Absturz in die Zeit, Denken als Sünde.
Heute gebt ihr Humanisten und Atheisten euch rational fortschrittsgläubig, rational und doch glaubt ihr an universelle Moral, nur ohne Gott. Ihr habt die Bibel entsorgt, aber ihre Struktur behalten. Und ihr seid seltsam optimistisch: Ihr meint, die Welt sei messbar, formbar, vollständig quantifizierbar– als könnten wir sie nach unseren Bedürfnissen gestalten. Als wären wir ihr Autor (Spoiler: Es gibt kein „Wir“),
Doch schlussendlich: Weisheit war der Sündenfall.
Ist Erkenntnis Verderbnis für euch?
18 Antworten
Was interessier den Atheisten was in der Bibel steht.
"Sünde" ist ein Begriff der nur im religiösen Umfeld eine Bedeutung hat.
Denken führt nicht zur Erlösung, sondern zur Qual der Klarheit.
Eine Erkenntnis bekommen, da muss nicht unbedingt ein Gedankengang dahinter stecken, sondern kann auch ein Erlebnis sein oder wie im Fall des Paradieses das essen einer bestimmten Frucht.
Ich bin kein Humanist, und auch kein Atheist (mehr) Aber ich war letzteres über 13 Jahre lang bis ich ein Erlebnis hatte, welches mir eine andere Sichtweise gab.
Aber in jener Zeit habe ich bitter lernen müssen das Erkenntnis schlimm sein kann. Denn ich war davor in einer Sekte. Ich wollte das unbedingt, weil ich Menschen kannte die da drin waren und denen gings scheinbar gut. Die konnten Dinge, wie zB on Point Bibelverse aufschlagen oder rezitieren. Ich wollte das auch können und zwar genau dann wenns gebraucht wurde. Ich gab mich also mit diesen Leuten ab und wurde eine von denen.
Ich erlernte also die Kenntnisse das zu tun. Erst nach meinem Weggang aus dieser Sekte hatte ich die Erkenntnis, das das nicht in Ordnung war und hab sogar negative Dinge zurück behalten. Ich erhielt also diese Erkenntnis durch eine gewisse Handlungsweise. Nach der Erkenntnis kam der Wunsch die Zeit zurück zu drehen. Aber das geht natürlich nicht.
Es gibt so ein schönes Lied von Reinhard May. In dem Liedtext heißt es:
Das Fell wird dünner und leerer der Becher
Der Zaubertrank wirkt nur noch schwer
Der Kummer ist tiefer der Trost scheint schwächer
Und es heilt nicht alles mehr
Wo ist meine Sorglosigkeit geblieben
Was machte Erkenntnis daraus
Manchmal wünscht ich es wär nochmal viertel vor sieben
Und ich wünschte ich käme nach Haus
Nehmen wir mal an, den Sündenfall gabs wirklich und es ist keine Metapher. Wie waren Adam und Eva vor dem Sündenfall? Sie waren sorglos. Wie Kinder. Sie wussten nicht was Sünde ist, was Tod ist, was Krankheit ist, was Sorgen sind, was Kummer ist.... usw. Das alles gab es für sie nicht. Sie waren wie Kinder sozusagen. Bei Kindern dauert es lange bis aus der Sorglosigkeit bitterer Ernst wird. Bei schlechten Eltern gehts schneller bei guten Verhältnissen kommen Erkenntnisse mit der Zeit.
Erst ihre Tat machte aus der Sorglosigkeit eine Erkenntnis. Ob das was mit Denken zu tun hat weiß ich nicht. Wenn ein Denkprozess vorhanden war, dann die Neugierde. Aber Gier kannten sie eigentlich auch nicht. Bei Kindern ist es so wie im Liedtext beschrieben, das Fell wird dünner und leerer der Becher. Dazu braucht es Zeit und Denkprozesse und Erlebnisse. Bei Adam und Eva war das von jetzt auf gleich. Sie haben nicht gedacht, sie haben nur reagiert.
Denken führt zur Qual der Klarheit
Ich denke nicht das es bei Adam und Eva so war, sondern eher die Sorglosigkeit die zu einer Gedankenlosigkeit führte.....
Wenn man das denn ernst nimmt, und nicht als Metapher.
Inteligente Menschen sind häufig weniger glücklich, weil ihnen halt vieles bewusster ist. Das lässt sich aber auch nicht wirklich ändern, also muss man da mit leben.
Nein, bin ich nicht. Erst die spätzeitliche Auslegungstradition legte Begriffe wie Sünde und Unschuld hier hinein. Adam und Eva verspielten ihre Lebensgrundlage und mussten flüchten.
In der Paradiesgeschichte geht es auch nicht um Schöpfung, sondern um die neolithischen Umwälzungen der menschlichen Lebens- und Wirtschaftsweise. Der Garten Eden lag in einem der wichtigsten Zivilisationsherde der Welt, Südmesopotamien. Die meisten frühen Zivilisationen bildeten sich um Tempelanlagen (siehe auch Göbekli Tepe), die auch als Bäume bezeichnet wurden. Auch der ,,Baum der Erkenntnis" war wohl so ein Tempel. Das mit ,,essen" übersetzte Wort bedeutet verbrauchen, genießen und meint kein Anknabbern, sondern komplettes Aufbrauchen. Bei den ,,Früchten" handelte es sich um wichtige Ressourcen wie Energiequellen, die von befugten Personen (,,Elohim") verwaltet und von Adam und Eva aufgebraucht wurden, was die Lebensbedingungen dramatisch verschlechterte. Die Vertreibung bzw. Flucht aus dem Garten Eden war die einzige Überlebenschance.
Buchtipp: ,,Auch Adam hatte eine Mutter" von Paul Hengge
Weisheit war der Sündenfall.
Was für ein Unsinn.
Genesis nennt Erkenntnis Sünde
In der ganzen Paradieserzählung kommt das Wort Sünde nicht vor, das ist erst spätere, christliche Deutung.
Man könnte auch sagen: als der Mensch sein Denken in die eigenen Hände nahm ("ich weiß schon, wie ich hier mit einer Schlange und einem Baum umgehen muss"), löste er sich aus dem (unreflektierten) Vertrauen an Gott und machte sein eigenes Ding.
Folglich muss er nun auch selber sehen, wie er klar kommt (und arbeiten, und Mühen ertragen usw. - das steht da ja auch).
Ja, nur beantwortet das genau was? Mit Freiheit, Individualismus und Erkenntnis zerstören wir die Welt. Das ist die Message, die man aus der Genesis ziehen kann.
Der Mensch kann die Dinge nur sehr limitiert und in engstem Raum und selbst da kritisch "Dinge in die Hand nehmen".
Der Mensch als zum scheitern verurteiltes Wesen. Wie Gott auch, der schlechte Handwerker.
Wenn man es so sehen möchte, kann man das tun. Klingt aber nun irgendwie sehr pessimistisch (der Mensch scheitert, aber Gott kriegt es auch nicht toll hin).
Ist keine Meinungssache. Kopernikus, Darwin und Freud sprechen eindeutige Sprache, was die "Selbstbestimmtheit", die darausfolgende Autonomie und den Selbstzentrismus der gleichgültigen Welt anbelangt. Und das ist nur die Spitze des Eisberges.
Humanisten deuten Darwin so, als gäbe es "Fortschritt". Dabei sind Humanisten entgegen der Selbstbehauptung keine Naturalisten. Naturalismus und Humanismus widerspricht sich.
Hm, interessant. Also ich habe nun nicht Philosophie studiert. Aber man muss den Naturalismus ja nicht so deuten, als haben menschliche Werte keine Bedeutung. Übrigens haben auch manche Tiere soziale Strukturen, die sind nicht partout "rücksichtslos", sondern auch hilfreich und kooperativ.
Adam und Eva wurden überdrüssig, weil dies schlichtweg das Naturell des Menschen ist, dass selbst ein Paradies für ihn langweilig wird,
Klingt als würdest Du diese Erzählung für eine wahre Begebenheit halten. Das kann ich nicht nachvollziehen.
Wärst du dem lesen mächtig, würdest du merken, dass ich die Geschichte anders deute
Nein, ist kein Unsinn. Adam und Eva wurden überdrüssig, weil dies schlichtweg das Naturell des Menschen ist, dass selbst ein Paradies für ihn langweilig wird, und somit wurde der Mensch mit Bewusstsein geboren, der sich eines Tages nackt, kalt und sich seiner Entbehrungen schmerzlich bewusst wurde.
Oder religiös formuliert: Adam und Eva aßen von der verbotenen Frucht und verloren die gabe, göttlich zu lieben. Undifferenziert. Die Diferenz, die Reflexion schritt ein.