10 Mein Sohn, wenn Sünder dich verleiten wollen, lass dich nicht darauf ein. (Sprüche 1:10, NW)
Ist das heute noch möglich? Wer oder was kann klar definieren, was Sünde ist und was nicht?
Welcher Sünde denkst du denn, kann man heute nicht entweichen?
Eitelkeit ; - )?
Ist Eitelkeit denn eine Sünde? Was ist Sünde überhaupt?
Könnte unter Hochmut fallen.
Eher Stolz…nicht dasselbe wie Hochmut. Aber was genau ist Deine Nachfrage?
12 Antworten
Die Frage ist nicht echt suchend, sondern eine gestellte Einleitung zur indirekten Verkündigung. Sie soll. Sie stammt aus dem sogenannten Tagestext der Sondergemeinschaft „Zeugen Jehovas“.
Hier der ganzen Tagestext von 12.06.2025 Quelle Seiter der Zeugen Jehovas:
Wenn Sünder dich verleiten wollen, lass dich nicht darauf ein
Lerne aus den Fehlern von König Joas. Er geriet nach dem Tod des Hohen Priesters Jehojada an die falschen Freunde (2. Chr. 24:17, 18). Joas entschied sich, auf die führenden Männer von Juda zu hören, die Jehova nicht liebten. Am besten hätte er einen großen Bogen um sie gemacht, doch stattdessen befolgte er ihren schlechten Rat. Es kam so weit, dass er seinen Cousin Sacharja, der ihn wieder auf den richtigen Weg bringen wollte, umbringen ließ (2. Chr. 24:20, 21; Mat. 23:35). Was hat ihn nur dazu gebracht?! Joas hatte so einen guten Start, doch dann wurde aus ihm ein grausamer Mörder und ein Abtrünniger. Am Ende töteten ihn seine eigenen Diener (2. Chr. 24:22-25). Wie anders wäre sein Leben verlaufen, wenn er weiter auf Jehova und dessen treue Diener gehört hätte.
Der Text wirkt auf den ersten Blick wie eine harmlose Bibelandacht. Tatsächlich ist er ein subtiler Machttext, der:
- Zweifel delegitimiert
- Kritik als geistig gefährlich darstellt
- und den Gehorsam gegenüber der Organisation als Lebensschutz verpackt
Analysieren wir die versteckte Manipulation:
1.) Dualismus: Gut (Jehova) vs. Böse (alle anderen)
„Wenn Sünder dich verleiten wollen...“
„treue Diener Jehovas“ vs. „führende Männer, die Jehova nicht liebten“
- Die Welt wird in zwei Lager geteilt: Gehorsame und Sünder. Die Welt wird auf schwarz und weiss vereinfacht
- Es gibt keine legitime Grauzone: Wer nicht „treu“ ist, ist Verführer, Sünder oder Abtrünniger. Zweifel, Kritik oder andere Bibelauslegung werden so moralisch entwertet. Nur das was die Führung sagt ist gut alles andere böse
Trick: Klassisches Friend-Foe Framing keine Sachebene, nur Loyalitätszuweisung.
2.) Emotionales Beispiel mit Abschreckungseffekt
„Joas hatte so einen guten Start, doch dann wurde aus ihm ein grausamer Mörder und ein Abtrünniger.“
- Wer auf „falsche Freunde“ hört (implizit: Abtrünnige oder Weltmenschen), wird selbst zum Mörder!
- Das ist eine emotionale Überladung, mit der ein natürlicher Denkprozess (z. B. Zweifel, neue Sichtweisen) als Gefahr für das eigene Heil dargestellt wird.
Trick: Fear Conditioning Denkprozesse werden mit Schuld, Tod und Ablehnung assoziiert.
3.) Indirekte Gehorsamsforderung durch Umkehrschluss
„Wie anders wäre sein Leben verlaufen, wenn er weiter auf Jehova und dessen treue Diener gehört hätte.“
- Wer ist damit gemeint? treue Diener = Führung der Zeugen Jehovas , die sogenannte Leitende Körperschaft.
- Wer also nicht auf Führer hört, läuft Gefahr, „wie Joas“ zu enden.
Trick: Autoritätsersetzung – „Gott“ wird gleichgesetzt mit „Organisation“(„weiter auf Jehova hören“ = „weiter auf uns hören“).
4.) Sündenübertragung durch Näheverbot
„Am besten hätte er einen großen Bogen um sie gemacht.“
- Die ZJ-Mitglieder sollen sich nicht nur von „Sündern“ trennen, sondern auch von denen, die „Gottes Maßstäbe nicht vollständig teilen“. Also indirekt auch ein Hinweis auf die Ächtung (ehemaliger Mitglieder) die Zeugen Jehovas systematisch betreiben
- Implizit: also Ausschluss von Kritikern, Ehemaligen, Zweiflern selbst Familienmitgliedern.
Trick: Kontaktsperre durch moralische Schuldumkehr
(„Wenn du dich täuschen lässt, bist du selbst schuld.“)
5.) Ersetzung von Reflexion durch vorgegebene Interpretation
- Kein Aufruf zur Selbstprüfung, keine Frage, ob Joas vielleicht berechtigte Zweifel hatte.
- Die Erzählung dient ausschließlich der Stützung eines Gehorsamsnarrativs.
Trick: Storytelling zur Normsetzung biblische Geschichte wird als Modellhandlung für heutige Unterordnung genutzt.
Das Ganze ist theologisch nichts anderes als:
- Gottes Wille = Das, was die Organisation/Führung sagt.
- Wer anders denkt oder handelt = verführt, sündig, gottfern.
- Wer nicht gehorcht = wie Joas: zuerst abweichend, dann abtrünnig, dann tot.
Kurz gesagt:
- Organisation/ Führung = Gott
- Kritik = Sünde
- Abkehr = geistiger Tod
Danke dir, Rudolfo, für das positive Feedback. Ich bin zwar akademisch ausgebildet, aber in einem anderen Bereich.
Das Theologische und Philosophische ist bei mir eher ein persönliches Interesse genau wie die Auseinandersetzung mit den Zeugen Jehovas. Da habe ich privat starke Berührungspunkte.
Sie stammt aus dem sogenannten Tagestext der Sondergemeinschaft „Zeugen Jehovas“.
wer hätte das jetzt gedacht ...
Christen sehen Sünde nicht nur als Gesetzesübertretung, sondern als Herzensproblem: ein Zustand der Trennung von Gott. Deshalb brauchen wir Vergebung, nicht nur Gehorsam.
Die Bibel zeigt nicht nur, was Sünde ist – sie zeigt auch, wer sie getragen hat: Jesus Christus.
Durch seinen Tod und seine Auferstehung bietet Gott Vergebung und neues Leben aus Gnade (Epheser 2,8-9).
Ein Christ wird nicht durch Gesetzestreue gerettet, sondern aus Glauben – und aus Liebe zu Gott folgt er seinen Geboten (Johannes 14,15).
Fazit:
Sprüche 1:10 bleibt ein wertvoller Rat – aber die Kraft, Versuchungen zu widerstehen, kommt nicht aus eigener Leistung, sondern aus einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus, der uns verändert.
Einfach selbst entscheiden? Wäre das nicht klug? Dann kann es durchaus sein, dass es für mich keine Sünden gibt! Sondern nur unsere Gesetze, an die man sich halten kann.
Ist das heute noch möglich?
Klar ist das möglich. Man muss sich nicht auf alles einlassen. Und vielmehr ist das, was Jesus gelehrt hatte, eine recht gute Grundlage, um sich selbst zu schützen und anderen ein positives, liebevolles, hilfsbereites und wenn nötig auch vergebungsbereites Beispiel zu sein. Ein solches sehe ich aber nicht in jenen, die Fans der NWÜ sind, um es mal so auszudrücken, denn gerade die Hilfsbereitschaft gegenüber jenen die sie am geringsten achten, daher auch die Liebe (siehe auch 1. Kor. 13,1-7) und Vergebungsbereitschaft jenen gegenüber, ist bei denen alles andere als dem entsprechend, was der Bibel nach Jesus gelehrt hat, und das obwohl er diese den Evangelien nach als die wichtigsten Eigenschaften darstellte.
Wer oder was kann klar definieren, was Sünde ist und was nicht?
Wozu dies neu definieren, wenn Jesus das schon als Sohn Gottes und damit als beste auf Erden gelebte Quelle bereits getan hat? Wer als auf Erden lebende Person wäre besser qualifiziert, als der Sohn Gottes selbst?
(Ich weiß schon jetzt, dass dazu wieder Negativbewertungen kommen und mir ist auch völlig klar, von Anhängern welcher Gruppe diese kommen, aber jenen, die diese Negativbewertungen abgeben, ist die Lehre Jesu herzlich egal, sondern für jene ist nur die verfälschte Ansicht der leitenden Körperschaft wichtig.)
Eins sollte Dir klar sein: Die NW ist ein Buch……deren Nutzer sind nicht per se anzuklagen.
Und vom Ausmaß deren Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und Vergebungsbereitschaft scheinst Du nichts zu verstehen - vielleicht bist Du Falschmeldungen erlegen?
Sünde: Die Mehrzahl der Antworten auf diese Frage zeigt, dass das „Konzept“ Sünde nicht unumstritten zu sein scheint.
Und warum sollten Negativbewertungen kommen? Du möchtest das Richtige tun, allein der Vorsatz ist lobenswert.
holeri
Und vom Ausmaß deren Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und Vergebungsbereitschaft scheinst Du nichts zu verstehen - vielleicht bist Du Falschmeldungen erlegen?
Falsch. Ich habe es selbst mehrfach miterlebt. Das sind Tatsachen.
Was das Ausmaß von Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Vergebungsbereitschaft angeht, so lasse ich mir von einem Zeugen Jehovas garantiert nicht erzählen, was angemessen ist, und was nicht (zumal dieses schon hinreichend in der Bibel beschrieben wird und ich die entsprechenden Schriftstellen nicht ohne Grund in meiner Antwort verlinkt habe), denn so wie Zeugen Jehovas mit Hinterfragenden und Aussteigern umgehen, hat mit den drei genannten Begriffen rein gar nichts zu tun. Und ja, genau das, habe ich durch persönliche Bekannte miterlebt und genau das ist so ziemlich das Unchristlichste, das ich je miterlebt habe. Alle Berichte von Aussteigern dahingehend sind daher keine Verleumdung, sondern offensichtliche Tatsache. Und das wird in einem Interviewvideo, wo aktive Zeugen Jehovas befragt wurden und die Aussagen im Video ungeschnitten sind, auch bestätigt.
Und warum sollten Negativbewertungen kommen? Du möchtest das Richtige tun, allein der Vorsatz ist lobenswert.
Weil die Vergangenheit dies hier immer wieder von Zeugen Jehovas gezeigt hat, wenn man die Wahrheit geschrieben hat, denn genau damit kommen Zeugen Jehovas hier nicht klar. Im Übrigen, nehme ich mal an, wenn schon zu meiner vorherigen Antwort eine solche nicht folgt, wird dies wohl spätestens jetzt kommen, und das aus demselben Grund, weil ZJ mit der Wahrheit Probleme haben.
Sünde: Die Mehrzahl der Antworten auf diese Frage zeigt, dass das „Konzept“ Sünde nicht unumstritten zu sein scheint.
Sünde ist das, was gegen die Gebote verstößt und was als Tat gegen das verstößt, was Jesus laut Evangelien einer seriösen Bibelübersetzung lehrte und die NWÜ ist keine seriöse Bibelübersetzung.
"Sünde/sündigen" ist ein künstliches Konstrukt der Religionen, um die Gläubigen zu kontrollieren/manipulieren und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Als bekennender Atheist muß ich sagen, dass das sehr gut analysiert wurde! 👍👍👍
Frage bist du Philosophisch oder Theologisch gebildet?