Über die römische Christenverfolgung sind zahlreiche Legenden im Umlauf. Sie alle berücksichtigen nicht, dass es im römischen Reich bis zu Konstantin nie eine religiöse Verfolgung gegeben hat.
Die erste echte Christenverfolgung durch Rom gab es erst nach Etablierung des Christentums.
Warum also haben die Römer Christen verfolgt?
Dazu muss man wissen, dass es bei den römischen Heiden eine große religiöse Toleranz gab.
Alle Religionen waren anerkannt. Jeder Heide sucht sich aus, welchen Gott oder Götter er anbetet, verehrt, welchem er opfert, welchem er folgt.
Götter anderer Religionen wurden prinzipiell nicht abgelehnt - wenn man 100 Götter kennt, und andere Menschen andere Götter, dann wird es Überschneidungen geben mit verschiedenen Namen - so, wie es in jeder Sprache andere Begriffe für dasselbe gibt.
In allen heidnischen Religionen gibt es z. B. eine Göttin der Liebe, ob man die nun Venus nennt oder Aphrodite ist eine Frage der Sprache, die man verwendet.
Die Römer hatten sogar Übersetzungstabellen, mit denen die verschiedenen Namen grob einer römischen Gottheit zugeordnet wurden.
Im römischen Tempel gab es daher auch eine Nische für "den unbekannten Gott" - für den Fall, dass man irgendeinen Gott vergessen hatte, konnte man diesen nehmen.
Heidnische Götter unterscheiden sich gravierend vom Gott des Monotheismus. Götter sind Aspekte der Natur, Naturkräfte, denen man personale Eigenschaften zuwies. Die Götter sind immanent, der monotheistische Gott transzendent.
Es gab aber eine Sache, auf die die Römer großen Wert legten: ihre Steuergesetze.
Wenn die Römer neue Provinzen eroberten, übernahmen sie die dortigen Gesetze - mit einer Ausnahme: das römische Steuerrecht wurde eingeführt.
Auf Steuerhinterziehung stand die Todesstrafe, diese Straftat kam gleich nach dem Aufruhr und Widerstand gegen die römische Staatsmacht.
Zu den für römische Bürger verpflichtenden Steuern gehörte die sog. Tempelsteuer, mit der der Erhalt der römischen Tempel und deren Priester gesichert wurden.
Es gab eine Ausnahme: Juden weigerten sich, für heidnische Tempel Steuern zu bezahlen, dafür gab es eine Ersatzsteuer.
Da die ersten Christen als "jüdische Sekte" galten, traf diese Regelung auch für sie zu. Den Monotheisten, also Juden wie Christen, schlug man ansonsten vor, den "unbekannten Gott" als ihren Gott zu betrachten und im Tempel zu ihm zu beten. Denn es war kein Römer verpflichtet, bestimmte Götter zu verehren.
Dann fingen Christen an, sich gegen die Ersatzsteuer zu wehren!
Einige von ihnen stellten die Zahlung der Steuer ein - dem römischen Recht nach eine schwere Straftat. Die Römer stellten die Christen, die dies taten, vor die Wahl: Entweder, Steuern zu zahlen wie jeder römische Bürger, oder Bestrafung wegen Steuerhinterziehung.
Für Christen, die sich weigerten, drohten schwere Strafen im Wiederholungsfall, und speziell diejenigen, die zu dieser Art Steuerhinterziehung aufriefen, galten als Rädelsführer und Staatsverräter, und wer sich nicht mit den Behören arrangierte, wurde wegen Steuerhinterziehung zum Tode verurteilt.
Aus Sicht der Christen war dies eine "religiöse Verfolgung", weil dies nur Christen traf, aus Sicht der römischen Gesetzeshüter aber eine todeswürdige Straftat, nämlich Steuerhinterziehung.
In der Geschichte wurde dies von den Christen dann legendär verklärt - und es sind die Sieger, die die Geschichte schreiben.
Kh Deschner Kriminalgeschichte des Christentums 1, Die Frühzeit : von den Ursprüngen im Alten Testament bis zum Tod des hl. Augustinus (430). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 2001. Dort werden die Ereignisse so dargestellt wie beschrieben, in Einklang mit der allgemeinen Geschichtsschreibung.
Bis zu Konstantin waren Christen eine kleine Minderheit im römischen Reich. Sie wurden stets misstrauisch beäugt und galten als aufrüherisch und gegen die Staatsmacht gerichtet, weil einige wenige von ihnen zur Steuerhinterziehung aufriefen.
Die Macht Roms basierte auf dem Steuersystem, wer ein Feind der Steuern war, war auch ein Staatsfeind gegen Rom. Bis zu Konstantin gab es vielleicht 1–2% Christen, einige Quellen sprechen auch von erheblich weniger, etwa 0,2–05%.
Das änderte sich mit Konstantin, er erkannte die Macht einer einheitlichen Religion, die das Staatswesen unterstützte. Dazu war der Monotheismus besser geeignet, weil dort die Priester erheblich mehr Macht hatten.
Konstantin war in seinem Machtstreben skrupellos, er war durch die Ermordung von Verwandten an die Macht gekommen.
So bevorzugte er die Christen und erhob ihre Religion zur Staatsreligion.
Ein Dorn in seinem Auge waren die ewigen Streitereien und Uneinigkeiten der damaligen Christen, und so griff er in ihre Auseinandersetzungen ein und bestimmte, was Teil der Religion war und was nicht.
Die Trinität beispielsweise ist von Konstantin verfügt worden, der Streit, ob Jesus Mensch oder Gott war, wurde von ihm mit einem Kompromiss beigelegt: Jesus war sowohl ganz Mensch als auch ganz Gott.