Was hältst du vom Begriff "Wokeness"?
54 Stimmen
9 Antworten
Da sich heute alles nur noch darum dreht, möglichst “woke” sein zu müssen (aus dem englischen: politisch bewusst, wach, erwacht, soll aber bedeuten: gegen Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Unterdrückung), was dann aber bedeutet nur ja nirgends anzuecken, besser keine konträre Meinung haben, einfach auf den aktuellen Zug mit aufspringen ohne kritisch zu sein. Da spielt es dann auch keine Rolle, wenn bspw. halbnackte Transmänner ihre Shows vor Kindern aufführen. Ist doch woke. Hauptsache diese Minderheiten sind geschützt. Dagegen ist Hetze gegen Andersdenkende, Kritiker, sogar gegen alle Deutschen, die Weissen, besonders die heterosexuellen Männer, durchaus erlaubt und sogar erwünscht. Ich persönlich nenne sowas Scheinheiligkeit.
Moritz 19, selbst schwul, ausdrücklich distanziert von LGB+++***, kritisch und selbst denkend
Wobei derjenige (der "woke" ist) ja offenbar durchaus aneckt (zumindest eckt er bei dir an, das hast du dargelegt).
"Dagegen ist Hetze gegen Andersdenkende, Kritiker, sogar gegen alle Deutschen, die Weissen, besonders die heterosexuellen Männer, durchaus erlaubt und sogar erwünscht. "
Naja, ich kann aus meinem Umfeld nicht behaupten, dass das die Regel wäre.
Auf Social Media bin ich nicht.
Gegenseitiger Respekt und Toleranz sind wichtig, aber man kann es auch übertreiben. Soll jeder machen, was man will, aber man muss es nicht ständig in den Vordergrund stellen. Bin auch kein Fan vom Gendern und sonstigem.
Ich lese ständig dieses ist woke, jenes ist woke. Alles ist immer woke, woke, woke, aber keiner kann mir erklären was genau das Wort überhaupt bedeuten soll. Wenn jemand sagt "das ist woke", dann weiß ich schon dass derjenige nur irgendetwas plappert und selber nicht weiß was er meint.
Stimmt, das ist ein Platzhalter für "gefällt mir nicht".
Es gibt viele solcher Platzhalter in Debatten:
"Ihr müsst endlich aufwachen." (= Nur ich habe Ahnung, und ihr nicht.)
"Du vertrittst eine Ideologie." (= Ich weiß zwar nicht, wie das Wort definiert ist, ich weiß aber, dass es etwas Schlechtes sein muss.)
"Ich hinterfrage alles" (= Ich kritisiere den Mainstream, auch wenn ich von der Sachlage keine Ahnung habe. Hinterfragen wird auch gerne mit "alles abstreiten, was mir nicht passt" verwechselt)
"Meinungsfreiheit" (Manche Menschen nutzen das Wort, um damit auszudrücken, dass sie selber einem anderen alles an den Kopf werfen wollen, was ihnen gerade durchs Gehirn huscht. Die umgekehrte Richtung wird nicht bedacht.)
"Neutralität" (Manche Menschen nutzen das Wort, um damit extreme Gedanken zu relativieren, also als prägnantes Beispiel: es müssen halt auch immer ein paar Rechtsextreme dabei sein, sonst ist das Gremium ja nicht mehr "neutral")
Da steckt eine gewisse Paradoxie dahinter, wenn jemand gegen "Wokeness" ist, aber zugleich dieses (englische!) Wort benutzt für seine Beurteilung. Einerseits möchte er gerne beim Althergebrachten bleiben (wogegen ja erstmal nichts zu sagen ist), andererseits übernimmt er aber brav diesen vorgegebenen Begriff.
Alleine schon die Wortwahl "woke" ist ein Trend - und diesem läuft er hinterher, anstatt sein Anliegen komplett auf Deutsch zu formulieren. Ich denke: entweder man ist altmodisch, dann sollte man aber auch konsequent sein und dieses englische Wort nicht benutzen, oder eben nicht.
Das ist auch so beim "Canceln". Das ist ebenfalls eine Wortwahl, die mir schon aus sprachlichen Gründen missfällt.
Mir persönlich ist es egal, ob mich Leute als w oder nicht-w einsortieren, ich verwende lediglich das Wort nicht (oder besser gesagt: nicht gerne. In der aktuellen Frage muss ich es ja verwenden). Ich "cancle" auch niemanden, und ich "feiere" auch niemanden. Und schon gar nicht rede ich davon, dass jemand in Deutschland "die Macht ergreift" (die fürchterlichste Wortwahl überhaupt!).
Ich habe nichts gegen diesen Begriff; aufmerksam zu sein ist gut.
Wie dieser aktuell verwendet wird ist aber einfach nur traurig; man bekommt ja beinahe das Gefühl, ein Gespenst ginge um in Europa! (leider ist das nur eine Phantasie. Es gab mit dem Erfolg der Grünen eine Welle von praktischer politischer Macht so denkender Menschen, aber das ist ja schon lange wieder rückläufig und hat nicht auf eine mal ein solches Verständnis in Menschen hervorgerufen).