Ist Wokeness wichtiger geworden als Wahrheit?

12 Antworten

Wer gegen Wokeness hetzt, hat meist selber ein gebrochenes Verhältnis zur Wahrheit oder versteht darunter am liebsten seine eigenen Wahrheiten.

Bei Achtsamkeit geht es nicht um wahr oder unwahr, sondern um Blickwinkel auf die Dinge des Lebens. Wie bei so vielen Strömungen kann auch das manchmal übertrieben sein.

Ein deutliches Beispiel ist die sogenannte "kulturelle Aneignung" beispielsweise durch Indianerkostüme im Karneval. Ich wüsste nicht, welche Wahrheit hier verletzt würde, denn letztlich geht es in der Diskussion nicht um den Fakt, dass sich Europäer in die vermeintlichen Gewänder der amerikanische Prätieindianer hüllen, sondern um die negative Bewertung dieser Handlungen und die moralinsauere Forderung, das doch nicht mehr zu tun.

Gegner dieser Einstellung sind hier aber immer sehr schnell mit der Behauptung, man wolle den Karnevalisten diese Verkleidung verbieten. Das wiederum hat mit der Wahrheit oder Wirklichkeit nichts zu tun.

Schnitzelverbot und vegane Zwangsernährung, das sind die Schlagworte, die mich weit mehr irritieren als die Forderung, den Fleischkonsum aus gesundheitlichen, ökologischen und Tierschutzgründen zu reduzieren.

In diesem Zusammenhang frage ich mich schon, wer da fahrlässiger mit der Wahrheit umgeht.

Ob Wokeness wichtiger als Wahrheit geworden ist, ist 'ne knifflige Sache.

Wokeness heißt ja, auf soziale Ungerechtigkeit zu achten und dagegen anzukämpfen. Das Problem ist, dass manchmal persönliche Erfahrungen über Fakten gestellt werden, Gerechtigkeit wichtiger als die genaue Wahrheit sein könnte, und die Cancel Culture die Meinungsfreiheit und die Wahrheitssuche behindert.

Wahrheit ist aber mega wichtig für unsere Gesellschaft, Faktenchecken und kritisches Denken auch. Es geht nicht darum, dass Wokeness die Wahrheit ersetzt, sondern um 'nen guten Mittelweg: Ungerechtigkeit sehen und gleichzeitig offen und faktenbasiert diskutieren. Gerechtigkeit und Wahrheit sollten zusammenarbeiten, nicht gegeneinander.

Liebe 🌞 Grüße

"Es schließt sich nicht aus"
"Es ist kein Wiederspruch"

Es ist aber nun mal kein direkter Zuspruch, und ergänzt sich nicht unbedingt.
Dass man hier Wokeness auf so einer Ebene verteidigt, dass man sie hier auf die selbe Ebene wie Wahrheit steckt, zeigt doch schon, dass Wokeness in vielen Augen wichtiger ist, als Wahrhaftigkeit und Wissenschaft.

(es kann gar keine direkte Übereinstimmung geben, da Wokeness auf einer ganz anderen Ebene und Art und Weise fungiert, als die Wahrheit)

Nein, ist es nicht. Und genausowenig ist "dagegen sein" wichtiger als die Wahrheit.

Es schließt sich ja auch nicht zwangsläufig aus.

Was ist der Unterschied?

Woke („aufgewacht, wach; aufmerksam, wachsam“) ist ein im afroamerikanischen Englisch in den 1930er Jahren entstandener Ausdruck, der ein „wachsames“ Bewusstsein für mangelnde soziale Gerechtigkeit und Rassismus beschreibt

Laut Duden: in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung

Vielfach wird woke zur Bezeichnung von Menschen genutzt, die sich intersektional gegen Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Unterdrückung engagieren.

Man verfolgt aufmerksam das Geschehen in der Welt und will Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Gewalt, Umweltzerstörung, Massentierhaltung und andere Übel daraus entfernen, indem man seine Stimme erhebt, in den Massenmedien und in den sozialen Medien, auf der Straße und auf den Plätzen, in Schulen, Hochschulen und Unternehmen.

Zudem wird der Ausdruck woke inzwischen von Konservativen und Rechten als anti-wokeness politisch instrumentalisiert und – wie die Ausdrücke politische Korrektheit, Cancel Culture, Gutmensch und Social Justice Warrior – mit negativer Konnotation zudem häufig sarkastisch verwendet, um Linke und ihre Ziele abzuwerten.

Auf der linken Seite des politischen Spektrums wird der Ausdruck mitunter ebenfalls abwertend gebraucht, um z. B. ein aggressives, rein performatives Vorgehen zu kritisieren. Die Selbstbeschreibung als woke ist indessen rückläufig

Quellen: Wikipedia, Gabler Wirtschaftslexikon, Friedrich-Ebert-Stiftung