

Der Begriff "Arbeiter und Angestellte" taugt längst nicht mehr für eine sozialpolitische Diskussion, denn sie stammen weit aus dem letzten Jahrhundert und haben einen Standesunterschied definiert.
Heute sind ein Facharbeiter, eine Handwerksgesellin und ein Fachangestellter auf dem gleichen Niveau angesiedelt wie eine Beamtin des Mittleren Dienstes. Der Riss verläuft also nicht mehr zwischen den Beschäftigtengruppen, sondern geht horizontal durch sie hindurch und verläuft zwischen denen, die einen passablen Job mit anständiger Bezahlung haben (gut, auch darüber kann man trefflich streiten), und denen, die in prekären, befristeten, schlecht bezahlten Beschäftigungsverhältnissen versuchen, ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Diese Gruppe ist weitaus näher an den Empfängern von Bürgergeld dran als an den solide Beschäftigten. Und der gleiche Riss verläuft auch zwischen normal und gut situierten Rentnern/Pensionären und denen, bei denen die Rente nicht zum Leben reicht.
Eine Volkspartei sollte eigentlich ihre Ohren an allen Bevölkerungsgruppen haben, auch an denen, die den Laden organisieren und Leitungspositionen innehaben. In diesem Sinn sollte sich eine Partei für Solidarität zwischen allen Bürgerinnen und Bürgern einsetzen und nicht auf der Neidwelle surfen.
Solidarität einzufordern, klingt meist sehr wohlfeil und ist schön anzuhören, aber Solidarität zu leisten, ist etwas ganz anderes.
In diesem Sinn kann ich eigentlich nur zwei Parteien ausmachen, die das am wenigsten vertreten: die AfD, die ihre Klientel auf Kosten der noch Schwächeren befriedigen möchte, und die FDP, der jedes Mittel recht ist, das Wohlstandsgefälle zugunsten ihrer Klientel aufrechtzuerhalten.