Racial Profiling bei der Polizei - Richtig oder falsch?

Racial Profiling ist falsch und zu unterlassen 52%
Racial Profiling ist richtig und erhöht unsere Sicherheit 48%

33 Stimmen

7 Antworten

Sagen wir es mal so. Manchen Menschen in Kontrollen anders zu behandeln als andere Menschen ist meiner Meinung nach nicht in Ordnung. Das bedeutet beispielsweise eine unhöflichere Art zu sprechen oder eine offene Abwertung der Personen.

Ich finde den Begriff Racial Profiling unpassend, da der Begriff suggeriert Entscheidungen der Beamten würde nur aufgrund der „Rasse“ / Ethnie eines Menschen getroffen werden.

Das ist so aber nicht korrekt.

Polizeiarbeit besteht daraus zu kategorisieren und Menschen in „Schubladen“ zu stecken. Das tut jeder Mensch und das ist nötig um die Menge an Einflüssen in seiner Umwelt überhaupt verarbeiten zu können.

Bei Polizisten kommt dies natürlich verstärkt zum Einsatz, weil sie sich deutlich mehr auf ihre Umgebung und die Menschen, welche sich in ihr bewegen, konzentrieren.

Nachdem man also kategorisierst hat, mit welchen Menschen man zutun hat (Alter, Geschlecht, Kleidung, Auftreten etc), muss der Beamte eine Entscheidung treffen, welche dieser Personen kontrolliert wird.

Dies entscheidet der Beamte aufgrund seiner Wahrnehmung, der kriminalistischen Erfahrung und des konkreten Grunds der Kontrolle (Verkehrskontrollen, Messerkontrollen etc)

Daraus ergibt sich ein Profil an Menschen, welche am ehesten gegen eine bestimmte Verordnung verstoßen oder einer Kontrolle würdig sind.
Das können jetzt Jugendliche, Männer oder beispielsweise auch offensichtlich Drogenabhängige sein.

In manchen Bereichen aber auch augenscheinlich ausländisch aussehende Menschen.

lg


TechnikSpezi 
Beitragsersteller
 18.08.2025, 20:49
Manchen Menschen in Kontrollen anders zu behandeln als andere Menschen ist meiner Meinung nach nicht in Ordnung. Das bedeutet beispielsweise eine unhöflichere Art zu sprechen oder eine offene Abwertung der Personen.

Genau das passiert aber leider, wenn man sich zumindest mal die Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum anschaut. Und auch meine persönliche Erfahrung legt das nahe, ich kann es aber natürlich nie 1:1 mit etwas anderem vergleichen. Dass ich aber mit Mitte 20 schon 8 Mal kontrolliert wurde und ich nicht einen einzigen Freund habe, der überhaupt 2 Mal kontrolliert wurde, ist schon auffällig genug. Egal ob mit einem alten Golf oder einem brandneuen Skoda oder einem sportlichen Fahrzeug. Ständig fahre ich einfach nur die Straße entlang und sofort wenden die Beamten und halten mich an und wollen meinen Kofferraum nach Drogen durchsuchen, obwohl ich absolut nichts gemacht habe und man auch nie einen konkreten Verdacht nennen konnte. Dieses Verhalten trifft wie du sagst aber natürlich nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund, man kann wahrscheinlich auch einfach aussehen wie ein Hippie und schon geht das ähnlich los.

Dennoch macht das etwas mit mir, wenn man den Eindruck hat, nicht nur Menschen auf der Straße, sondern selbst oder gerade die Polizei denkt wegen deinem Aussehen direkt, dass du nicht koscher bist. Das tut gewissermaßen weh, weil mir dabei jedes Mal klar wird, dass das nicht nur die Polizei von mir denkt, sondern jeden Tag Menschen, die mich auf der Straße sehen. Das ist unfair und den Beamten offensichtlich nicht wirklich bewusst, weil es sie selbst natürlich fast nie betrifft. Und genau dieses Gefühl führt auch dazu, dass es mir mit jeder Kontrolle schwieriger fällt, freundlich zu bleiben. Mittlerweile brodelt es in mir sofort und eigentlich würde ich am liebsten aussteigen und eine politische Diskussion führen, so sehr triggert und beschäftigt es mich danach. Da müsste nur einer ein falsches Wort sagen und ich würde steil gehen. Finde ich selbst nicht schön, aber das ist eben das Ergebnis des Ganzen. Wenn ich dann hören muss, dass der Innenminister sagt "Das gibt es gar nicht, weil es verboten ist", ist endgültig Schluss. Wenn der Staat es legitimiert, dass seine eigene Exekutive gegen unser GG verstößt, aber genau diese Exekutive mir an den Kofferraum will und sich an lächerlichsten Stellen platziert und in den Ferien blitzt wo nichts los ist, dann fällt es mir immer schwerer, den hohen Respekt den ich eigentlich habe, auf dem Level zu halten.

Ich kann es auch verstehen, wenn Racial Profiling betrieben wird. Was ich aber gar nicht ab kann sind Heuchler. Und genau das tut der Staat hier in meinen Augen. Ich interpretiere auch deinen Text eindeutig so, dass Racial Profiling dazu gehört, ob dir der Begriff gefällt oder nicht, es trifft die Definition. Wenn der Staat sich aber selbst nicht an das GG hält, muss er sich nicht wundern, dass Menschen den Respekt verlieren, Regeln selbst beginnen zu definieren und den Staat teils in Frage zu stellen.

Otaku19995  18.08.2025, 21:07
@TechnikSpezi
Dass ich aber mit Mitte 20 schon 8 Mal kontrolliert wurde und ich nicht einen einzigen Freund habe, der überhaupt 2 Mal kontrolliert wurde, ist schon auffällig genug. Egal ob mit einem alten Golf oder einem brandneuen Skoda oder einem sportlichen Fahrzeug.

Ich bin als ich jünger war auch 3-4 mal von Polizeibeamten angehalten (war da nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß unterwegs) und freundlich darum gebeten worden ihnen mal den Inhalt meiner Taschen zu zeigen.

Nun sehe ich weder aus, wie ein typischer Einwanderer (bin auch keiner), noch wie jemand, der typischerweise mit irgendwelchen illegalen Substanzen zu tun hat, hatte ich im Übrigen auch noch nie.

Ich bin einfach als junger Mann in einer Ecke herumgelaufen (weil ich in Nähe gewohnt habe), die für solche krummen Geschäfte bekannt war.

Dementsprechend kann ich es nachempfinden, dass Kontrollen auf Verdacht im Moment, in dem sie stattfinden als unangenehm empfunden werden, ich sehe aber um ehrlich zu sein dabei jetzt nicht unbedingt einen Grund daraus ein wer weiß, wie großes Thema zu machen.

Wenn Personen auf Grund unterschiedlichen Aussehens/Herkunft unterschiedlich von der Polizei behandelt werden ist das was anderes.

Wenn sich z.B. ein Polizist aus einer Gruppe von 5 jungen Männern den einen herauspickt, der wie ein Einwanderer aussieht und die anderen 4 unbehelligt lässt, obwohl die möglicherweise für ähnliche Delikte auch ins Profil passen würden, das wäre ein Problem.

Ansonsten kann der Umstand, dass man alleine in eine Kontrolle gerät auch einfach mit den eigenen Routinen zu tun haben, dass man sich z.B. an oft kontrollierten Plätzen aufhält, oder im Fall von Fahrzeugkontrollen, sehr oft eine Landesgrenze überquert, wo schonmal kontrolliert wird oder sich zufällig oft auf einer Strecke bewegt, die oft als Schmugglerroute verwendet wird.

HfPol110, UserMod Light  18.08.2025, 21:18
@TechnikSpezi
Genau das passiert aber leider

Ich negiere nicht dass es passiert. Aber ich verurteile ein solches Verhalten.

Das tut gewissermaßen weh, weil mir dabei jedes Mal klar wird, dass das nicht nur die Polizei von mir denkt, sondern jeden Tag Menschen, die mich auf der Straße sehen.

Das kann ich nachvollziehen. Aber im Endeffekt kann man nichts feststellen und du hast dir auch nichts vorzuwerfen. In manchen Bereichen sind es aber nun mal leider fast ausschließlich Ausländer, die in Kriminalität verwickelt sind. Wir haben bei uns einen Platz, auf dem massig mit Drogen gedealt wird. Das machen dort ausschließlich Ausländer und wir kontrollieren dort grundsätzlich jedermann (dort halten sich auch beinahe nur Ausländer auf). Da regen sich manche Menschen natürlich auf, aber da kann man nun mal nichts tun.

Das tut mir natürlich leid für dich und ich kann dich total verstehen. Aber Kontrollen wurden schon immer und werden immer aufgrund der kriminalistischen Erfahrung getroffen. Das macht ja auch am meisten Sinn.

Aber Menschen die dann in eine bestimmte Kategorie fallen, die werden dann kontrolliert, obwohl sie nichts dafür können. Seine es Jugendliche nachts in der Innenstadt oder eine Person welche auf eine Personenbeschreibung passt, aber gar nichts getan hat.

Und natürlich macht es für die Polizei Sinn, die kriminalistische Erfahrung zu nutzen. Sonst würde man völlig sinnfrei eine Oma in einer Messerverbotszone filzen.

Ich finde aber den Begriff Racial Profiling falsch.
Ich finde den Begriff kriminalistische Erfahrung korrekter.

Denn in Messerverbotszonen kann die Menschengruppe welche kontrolliert werden soll hier zb eher Jugendliche, eine völlig andere sein, als beispielsweise im Straßenverkehr.
Häufig überschneiden sich aber Merkmale wie junges Alter und männlich.

Ich kann für mich bspw sagen, dass ich eben nicht Menschen nur aufgeund des Faktes ihrer Herkunft kontrolliere. Das mache ich nur, wenn eine klare Indikation vorliegt zb rumänische Bettelbande unterwegs. Natürlich kontrolliere ich dann nicht die 14 jährige Emma.

Und eins möchte ich noch sagen. Ich verstehe dass das für dich persönlich blöd ist.
Aber du kannst dir immer sagen; dass du nichts falsch gemacht hast und dich an die Regeln in Deutschland hältst. Du verbessert damit massiv den Ruf von allen Ausländern / „Menschen mit Migrationshintergrund“ (auch wenn ich den Begriff nicht mag)

Für dich nur das Beste. :)

TechnikSpezi 
Beitragsersteller
 18.08.2025, 21:44
@Otaku19995

Naja, genau das passiert ja leider. Als ich das letzte Mal kontrolliert wurde, waren Freunde und ich bei einem Freund. Wir haben gemeinsam die Wohnung verlassen und sind gefahren. Ein Freund fährt einen getunten Lexus und ist mit 50 durch die 30 Zone. Die Polizei hat ihn gesehen, er auch die Polizei. Keine Kontrolle. Ich fahre gerade erst los, wende in der Sackgasse, sofort fahren sie mir hinterher und halten mich keine Minute später an. Sie haben mich definitiv sehen können, weil sie mir beim Wenden genau entgegengesetzt standen. Ich habe wie immer keinerlei Vorwurf bekommen, war aber einfach verdächtig. Dass das mal vorkommen kann ist klar, dass das auch 2-3 Mal passiert, okay. Aber keiner kann mir erzählen, dass das 8 mal passiert und keinen meiner Freunde auch nur 2 Mal. Wir wohnen schließlich alle in der Nähe, gehen auf die gleichen Veranstaltungen usw. Dass das alles nur reiner Zufall ist, kann mir keiner mehr erzählen.

Wie schon gesagt kann ich das Racial Profiling gewissermaßen natürlich auch nachvollziehen. Aber was mich dermaßen nervt ist die Tatsache, dass der Staat es selbst verbietet, aber er sich selbst nicht dran hält. In welcher Welt sollte ich mich dann an die Regeln des Staates halten und den Respekt wahren können? Ich bin keiner der die Polizei als Ganzes negativ sieht, aber diese Momente nehmen mir jedes einzelne Mal ein Stück mehr Respekt. Das merke ich jedes Mal und frage mich, wo das noch enden soll.

Racial Profiling ist richtig und erhöht unsere Sicherheit

Wäre schön wenn das mehr der Fall sein würde.

Aber ist leider nicht so. Stattdessen werden alte deutsche Rentner auf Weihnachtsmärkten agressiv durchsucht ob sie Messer dabei haben🤣👎🏻

Jeder weis wèr die Messerstecher sind,aber die werden nicht kontrolliert,weil man Angst hat.


OlliBjoern  18.08.2025, 21:37

Hm. Aber man hat herausgefunden, dass Gewalt vor allem an prekären (also armen) Schichten liegt. Und vergleicht man 2 Gruppen ähnlich prekärer Leute miteinander, macht es keinen Unterschied, ob der Ausländeranteil in der einen Gruppe höher ist als in der anderen.

Sowohl prekär lebende Deutsche als auch prekär lebende Ausländer (die gibt es natürlich einigermaßen häufig) tendieren in vergleichbarem Anteil zu Gewalt.

Und Polizisten erkennen natürlich auch bei Einheimischen oft so in etwa, ob sie zu einer verdächtigen "Zielgruppe" gehören oder auch nicht.

Racial Profiling ist Statistik. In bestimmten Bereichen werden bestimmte Verbrechen von bestimmten Ethnien häufiger begangen.

Die Problematik entstehet dadurch, dass eben bestimmte Ethnien unter generallverdacht gestellt werden könnten und diese in einem sozialen Strudel landen könnten.

Das verhindert man nicht durch das Abschaffen von Racial Profiling, sondern durch Bevölkerungsnahe Polizeiarbeit und entsprechende Bildungs- und Freizeitangebote vor allem für Jugendliche in den oben geannenten Gebieten.

Im Ernst, wie hoch ist die Qualität einer "wissenschaftlichen" Studie einzuschätzen, die folgende Parameter ansetzt?

"Die zugrunde liegenden Daten stammten aus einer nicht repräsentativen Online-Befragung von Menschen, die nach eigenen Angaben polizeiliche Gewalt erfahren hatten, die sie als rechtswidrig einstuften..."

Immer wieder taucht das Wort "gefühlt" auf in dieser Studienbeschreibung. Das empfinde ich als nicht wissenschaftlich.

Racial Profiling ist falsch und zu unterlassen

Es führt dazu die Untersuchung vorschnell auf eine bestimmte Personengruppe festzulegen.

Das kann sich die organisierte Kriminalität für ihre Machenschaften zu nutze machen.

Wenn z.B. bekannt wird, dass die Polizei racial profiling betreibt und bei Drogendelikten von vorn herein immer dazu neigt die Bevölkerungsgruppe A bevorzugt in Verdacht zu nehmen und andere Gruppen eher außen vor zu lassen müssen Drogenkartelle nichts anderes machen, als als Kuriere, Straßenhändler etc. bevorzugt Personen aus den Bevölkerungsgruppen B und C anzuheuern und schon steigen ihre Gewinne, weil dank racial profiling erstmal garantiert ist, dass die Polizei von Anfang an in der falschen Richtung sucht.

Objektive Verdachtsmomente gegenüber groben Rastern hintan zu stellen, ist nie sinnvoll.


TechnikSpezi 
Beitragsersteller
 18.08.2025, 20:28

Das stimmt, aber auch anders herum ist es nicht viel besser.

Das logische Gegenargument wäre jetzt: Obwohl du weißt, wo du Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit findest, sollst du objektiv bleiben und nicht aus der Erfahrung lernen. Das ergibt irgendwo auch wieder keinen Sinn. Und genau hier ist für mich auch das Problem. Wenn die Polizei eher jüngere als ältere kontrolliert, wird das für die meisten völlig valide sein. Wenn die Polizei aber in die Kriminalstatistik schaut und natürlich durch den täglichen Streifendienst bereits feststellt, dass ihre Klienten in gewissen Bereichen hauptsächlich Ausländer sind, dann ist es für viele nicht mehr okay. Dort eine Grenze zu ziehen, ist schwierig. Ich bin mir auch sehr sicher, dass viele Polizisten das gar nicht bewusst tun. Die Erfahrung führt sie aber zu diesem Verhalten.

Otaku19995  18.08.2025, 20:41
@TechnikSpezi
Das logische Gegenargument wäre jetzt: Obwohl du weißt, wo du Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit findest, sollst du objektiv bleiben und nicht aus der Erfahrung lernen.

Weißt du das denn?

Man könnte Wahrscheinlichkeiten für Gruppen aus Statistiken ableiten, aber dabei darf ja nicht übersehen werden, dass die Statistiken uns nur etwas über die positiv aufgeklärten Kriminalfälle sagen.

Nun gibt es Delikte mit recht hohen Aufklärungsraten, es gibt aber auch genügend delikte mit eher niedrigen Aufklärungsraten und viel Spielraum für hohe Dunkelziffern, was die Aussagekraft von Statistiken erheblich beeinflussen kann.

Es ist dabei also auch zu bedenken, das grundsätzlich auch die Statistik irreleiten kann

In der Praxis machen die meisten Polizisten ihren Job nicht erst seit gestern und dürften sich weniger nach den Statistiken richten, als nach ihren Erfahrungen.

Die schauen nicht in die Statistik, welche Bevölkerungsgruppe am meisten mit Drogen handelt, sondern wenn irgendwo größere Mengen Drogen auffallen, schauen die sich die ihnen bereits einschlägig bekannten Straftäter an und überwachen die Orte, an denen statistisch oft Drogendelikte festgestellt werden und die Leute die da aufkreuzen.

Das kann (z.B. wenn ein solcher Ort in einem überwiegend von Einwanderer bestimmten Stadtviertel liegt) dann auch dazu führen, dass bestimmte Gruppen öfter kontrolliert werden als andere, was aber möglicherweise nicht daran liegt, dass die Polizei diese Gruppen besonders im Visier hätte, sondern einfach daran, dass sich viele dieser Gruppe zugehörige Personen oft an für einschlägige Delikte bekannten Orten aufhalten.