Kannst du den Menschen vergeben die dich damals gemobbt haben?
Ich würde es gerne von denen wissen, bei denen es etwas länger her ist.
Ich erinner mich an ein Ereignis vor ca einem Jahr. Es war da so ein Junge der 25 war und unser Kollege. Er hat vieles durchgehabt. Wurde von anderen Typen zusammengeschlagen in seiner Schulzeit. Das war scheinbar länger her.
Und er war ja mittlerweile ein Mann, der mitten im Leben steht mehr oder weniger. Er hat zu Gott gefunden und so auch Halt. Hat tolle Freunde und Familie. Und auch wir als Kollegen liebten ihn, weil er sehr herzlich und liebenswürdig war. Er ist eines Tages zusammengebrochen und hat wie ein kleines Kind geweint.
Das war echt herzzerreißend zu sehen. Danach hat er sich etwas öffnen können und er sagte, dass er sich an dieses Mobbing erinnert und das es immernoch seelisch weh tut. Ich hab das Gefühl, dass ab einem gewissen Alter einem gesagt wird „komm halt drüber weg“ und dergleichen. Aber den Schmerz nicht vergessen zu können ist doch genauso menschlich, wie man sich an das schöne erinnert oder? Es bedeutet ja auch nicht gleich Groll. Ich hab zu lange ausgeholt und will nicht noch mehr. Deswegen belasse ich’s dabei :)
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10 Antworten
„Vergeben“ ja. Sie sind ja auch nur Produkt ihres Umfeldes, das ja genauso tickt.
Was ich jedoch nicht verzeihen kann, wenn jemand 20-25 Jahre nach dem Mobbing ankommt, das Ganze (bei mir resultierte eine PTBS daraus) mit „Wir waren halt damals jung.“ relativiert und heute versucht einen auf best friend zu machen, im gleichen Atemzug sich aber bei anderen über ihre damaligen Mobbingopfer (wir waren drei in der Klasse) lästert, dass wir heute noch genauso seltsam und verachtenswert seien wie damals.
Soviel also zu erwachsen.
Dass ich Depressionen hatte (und habe, bis hin zur Suizidalität), eine Autismus-Spektrums-Störung, Unsicherheiten, soziale Phobie usw, neben meiner sexuellen Präferenz und meinem nicht aktuellen Geschmack in Musik, Film und Serien.…das hat sie nur noch mehr angeheizt und ist auch heute noch ein Grund für sie zu lästern. Die Verstärkung dieser Erkrankungen verdanke ich, neben meinen Eltern, ihnen.
Ja, wir waren jung, aber daraus gelernt haben sue nichts. Entschuldigt hat sich nie jemand und das wäre das Mindeste gewesen. Dann wäre ich sogar bereit gewesen auf diese Leute wieder zuzugehen. So jedoch nicht.
Ich weiß nicht, ob sie es nicht können oder auch gar nicht wollen, weil sie es in ihrem Narzissmus genießen, Opfer zu haben, denen sie Wunden schlagen können. Wenn sie nach dieser langen Zeit immer noch so drauf sind, kann man sich ja ausmalen, dass wir drei damaligen Opfer und heute „Lästerstoff“ beiweitem nicht die einzigen Opfer sind. Da ja null Einsehen herrscht haben sie ihre Methoden sicher weiter ausgefeilt und mir tun ihre heutigen Mobbingziele, die es zweifellos gibt, unwahrscheinlich leid.
Mir persönlich bringt es nichts, mich mit solchen „Individuen“ abzugeben oder ihnen meine Energie zu schenken. Letztlich kann ich sogar etwas Dankbarkeit empfinden, weil sie 1. als Negativ-Vorbild fungieren, niemals so zu werden und 2. weil es mir damit leichter gefallen ist, den Narzissmus meiner Erzeugerin zu erkennen.
Letztlich hat mich auch das Mobbing heute zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin und das mir die Erfahrung und Enpathie gibt, eben Menschen (Erwachsene) denen es heute ähnlich geht zu betreuen und sie stärker zu machen.
Mobbing ist armselig. Vergebung war für mich hier wichtig. Diese Leute sind keinen weiteren Funken meiner Energie wert. Bei meiner Erzeugerin klappt das leider noch nicht so gut. Aber das kommt auch noch.
Aber manchmal frage ich mich, wie so harmlose dumme Dinge, wie bei mir damals, dass ich keine Lieder der Backstreet Boys kannte (und auch heute noch nicht kenne), zu Mobbing führen kann. Das ist so armselig, primitiv und lächerlich und die merken es gar nicht.
Ob ich ihnen vergeben habe?
Nein, wieso denn? Aber ich wurde erwachsen, ich habe dadurch gelernt worauf ich achten kann/ muss bei der Arbeit mit Kindern/ Jugendlichen..... und auch als Mutter. Darauf achten was einem das Kind erzählt/ nicht erzählt, wie es sich verhält wenn ein neuer Schultag ansteht, wie es sich verhält nach einem Schultag. Aber auch "was erzählen die Mitschüler, was erzählen die Lehrer".
Diese Mitschüler von damals.... direkt nach dem Erhalt meines Abschlusszeugnisses machte ich gedanklich einen "cut". Ich wusste das ich die allermeisten von ihnen niemals wieder sehen/ erleben muss. Das half mir damals.
Allerdings hoffe ich, das deren spätere Kinder niemals so etwas erleben mussten.
Alles für dich und deinen Kindern. Du bist eine starke Mutter. Das sehe ich jetzt schon 🤍
Ich habe diesen Menschen bewusst vergeben. Ich bin auch Christ und von daher ist Vergebung ein wichtiges Thema in meinem Leben. Denn auch mir wurde durch Jesus Christus vergeben. Auch ich habe viele Menschen verletzt, als ich es nicht besser wusste und auch heute bleibt das mal nicht aus.
Vergebung bedeutet nicht, dass man das Geschehene gutheisst. Sondern ich lege bildlich gesprochen den Rucksack mit Steinen ab, den ich der Person / den Personen hinterhergetragen habe, ohne dass sie es wissen oder es sie interessiert.
Und dann hört auch der Schmerz auf, die Seele kann heilen.
"Komm halt drüber hinweg" ist in meinen Augen nicht hilfreich. Man muss sich schon ein bisschen damit auseinandersetzen und den Schmerz nochmal zulassen, sich dem nochmal aussetzen, bevor man es loslässt.
...da sich die Folgen des ganzen bis heute ziehen/bemerkbar machen.
Sowas sollte Schmerzensgeld-klage-fähig sein
Muss ich auch nicht hab abgeschlossen
Ich verstehe dich wirklich. Genau das meine ich. Manche können selbst danach keine Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen und flüchten sich in Ausreden, die das ganze umdrehen. (Gleichzeitig wollen sie ihr Gewissen beruhigen) Da hilft nix, außer zu entfernen und mit dem Schmerz zu leben. Ob man vergibt oder nicht, sollte jedem überlassen sein. Ich wünsche dir alles gute 🌻🌻🤍