Ist der Meinungskorridor in Deutschland zu eng?
Trifft es eures Erachtens zu, dass man manche Meiningen nicht mehr offen äußern kann, ohne Angst haben zu müssen, dass man niedergebrüllt oder gedisst wird? Zum Beispiel, dass man die multikulturelle Gesellschaft gut findet, dass man das Asylrecht für ein wichtiges Menschenrecht hält, dass Religionsfreiheit selbstverständlich auch für Muslime gelten muss, dass man Gendern aus Gründen des Respekts richtig findet etc. - das alles sind doch Meinungen, für die man in Deutschland von den selbsternannten Meinungshütern heute niederkartätscht wird, wenn man sie offen äußert.
25 Stimmen
14 Antworten
Der Meinungskorridor ist sehr eng. All die Punkte, die du aufzählst, sind Teil der linksliberalen Kulturhegemonie und werden in Sozialen Netzwerken aber auch sonst im alltäglichem Leben als "vernünftig" und gesetzt vorgegeben und in die Gesellschaft posaunt.
Das heißt nicht, dass es darauf eine eher konservativ, reaktionäre Reaktion gibt, die ihr eigenes Meinungskorsett anderen aufzwingen will. Das sind gesellschaftliche Fliehkräfte, die einander bedingen.
Die politische Korrektheit ist aber schon seit langem sein Unwesen am treiben. Früher nannte man die Leute gutmenschelnde Liberale, bis hin zu SJWs bis hin zu Wokies. Das ist Realität.
Das kann man andersherum genauso behaupten. Wenn man beispielsweise sagt, dass es mit LGBTIQ zu weit geht, dass man Selenskyi scheiße findet und es einem egal ist ob Russland in der Ukraine siegt, dass das Bürgergeld viel zu wenig ist und erhöht werden muss.
In meiner Stadt (250.000 Einwohner, grüne Oberbürgermeisterin, von 250.000 Einwohnern 50.000 Studenten, pardon "Studierende", AfD bei unter 6%) braucht man sich öffentlich auch nicht migrationskritisch zu äußern. Da ist man unten durch und gesellschaftlich erledigt hier. Neonazis sieht man keine, die Antifa ist hingegen stark vertreten und öffentlich sichtbar.
Ich rede von Aachen im äußersten Westen von NRW.
Dass das gesellschaftliche Klima z.B. in ländlichen Regionen von Sachsen komplett anders ist stimmt aber auch. Da ist Jugendkultur rechtsextrem und die Menschen völlig anders eingestellt.
Bemerkenswert ist allerdings, dass in Regionen/Städten mit niedriger Migrant:innenqote die Ablehnung der Migration besonders stark ist - und umgekehrt.
In Großstädten wo so gut wie jeder in der Bevölkerung selbst Migrationshintergrund hat ist das kaum verwunderlich.
Die werden sich ja nicht selbst ablehnen...
An welche Städte "wo so gut wie jeder in der Bevölkerung selbst Migrationshintergrund hat" denkst du da? In Deutschland?!
Bei uns kommt noch hinzu, dass wir hier ja nicht nur Gastarbeiter hatten, wie im Ruhrgebiet, sondern auf unserer Exzellenz-Uni Studenten aus aller Herren Länder, wie Chinesen, Inder, Koreaner.
Multikulti ist hier positiver connotiert als anderswo.
Laut Frankfurter Rundschau haben dort mittlerweile 57% der Bevölkerung Migrationshintergrund. Quelle: https://www.fr.de/frankfurt/bevoelkerungsrekord-frankfurt-einwohner-erreicht-mit-ueber-770-000-einwohnern-93040558.html
Und in Berlin wird es nicht viel anders sein.
Es ist noch immer die Minderheit. Ich rede nicht von Offenbach oder Frankfurt/Main.
Und die hier lebenden Migranten sind auch nicht die über 30% Grünen-Wähler.
Das, was du mit "Meinungskorridor" betitelst, hat weniger mit den Inhalten, als mit dem allgemeinen Umgang im Diskurs zu tun. Schlechte Manieren sind eher ein Zeichen von mangelnder Bildung bzw. mangelnden Argumenten; deswegen muss man sich davon nicht einschüchtern lassen.
Definitiv! Wir habe ein massives Problem der Meinungsfreiheit. Leider werden beide Seite stark reguliert und beschnitten.
Überall. Man muss nur die Augen aufmachen. Das Beginnt bei privaten Gesprächen mit Freunden und Bekannten und Endet in den Medien und der Politik.
Ja, unsere Gesellschaft ist unfähig, sich eine eigene Meinung zu bilden, zu vertreten und mit eigenen Argumenten zu unterfüttern. Gefühlt sind 95% unserer Gesellschaft Meinungsstellvertreter.
Schon klar.
Bemerkenswert ist allerdings, dass in Regionen/Städten mit niedriger Migrant:innenqote die Ablehnung der Migration besonders stark ist - und umgekehrt.