Hat Deutschland ein echtes Problem mit Arbeitsunwilligen?
Habeck (Grüne) verteidigt die 1000 €-Langzeitprämie, da er der Ansicht ist, dass diese sonst nicht arbeiten gehen würden.
„Nun, ein Grund ist, dass die sonst nicht arbeiten würden.“
46 Stimmen
7 Antworten
Es gibt bei Sozialhilfe, Bürgergeld ein paar Dinge die von der Politik einfach ignoriert werden:
Das ist zum einen der geringe oder ganz fehlende Abstand zwischen Bürgergeld und Mindestlohn.
Und dann die Toleranz und/oder fehlende Kontrolle bei Missbrauch des Bürgergelds.
Das sind ja nicht nur "faule" Zeitgenossen, die "Null Bock" haben auf Arbeit. Das sind auch Menschen die von nicht deklariertem Vermögen leben, oder von Illegalen Tätigkeiten, oder mit Bürgergeld und Schwarzarbeit ganz gut auskommen.
Und dann die verschwiegenen "Bedarfsgemeinschaften" .. der Gutverdiener, der für die Freundin nicht Krankenversicherung und Lebenshaltungskosten zahlen will und statt dessen ihr eine Einliegerwohnung vermietet, und das Amt zahlt ihm auch noch die Miete. Jetzt sage keiner das wären nur verschwindend geringe Anteile. Ich erlebe Diskussionen wie man das optimiert und wie nachteilig es wäre offiziell zusammen zu leben. Selbst auf Luxusreisen habe ich sowas erlebt, die das ganz frei erzählen: nein .. wird sind nicht verheiratet, offziell wohnen wir auch nicht zusammen weil sonst würde das Amt ja nichts mehr zahlen.
Dass ich als Steuerzahler der das finanziert das nicht gut finde und deshalb nicht unsozial bin und wirklich Bedürftigen die Unterstützung neide, das ist hoffentlich nachvollziehbar.
Zusatz: Manche Behaupten ja auch, dass Arbeit 'Identität' stiftet.
Ich kommentiere nur die 449 Kaltmiete.. dafür findet natürlich jeder in Berlin eine Wohnung.
Bei uns bewerben sich auf eine 2 zimmerwohnung 800 kalt Bürgergeld Empfänger und argumentieren man könne auch 10% mehr fordern das Amt bezahlt ..
Stimmt wohl. Ich habe lediglich den Richtwert des Berliner Jobcenters übernommen. In meiner Region findet man aber auch Wohnungen für 365€ kalt.
Die Kernüberlegung tangiert das daher wohl nur begrenzt.
Das ist keine Prämie, sondern eine Einmalzahlung.
Das muss man mal gegenüberstellen:
Als Arbeitsloser muss der Staat ihm 1.000€ monatlich zahlen, im Jahr also 12.000€
Wird der Arbeitslose aber mit 1.000€ motiviert nach einem Jahr 1.000€ zu bekommen, ist das schließlich viel besser:
Statt 12.000€ im Jahr, muss der Staat ihm nur ein einziges Mal 1.000€ zahlen.
Warum wird das nicht für Berufstätige angewendet, die ein geringes Gehalt aufweisen? 1000 € weniger Steuern zahlen pro Jahr, wäre für diese Menschen doch wirklich was nettes.
Wie beschrieben, handelt es sich hier um eine Einmalmaßnahme. Also dementsprechend könnte deine Forderung ebenfalls nur ein einziges Mal gemacht werden.
Geringverdiener zahlen ohnehin oft schon keine Steuern. Das ist auch keine Lösung. Mehrwertsteuer auf wichtige Güter des Lebens senken. Da haben alle etwas davon.
Ein Arbeitsunwilliger lässt sich mit 1000 Euro nicht zur Aufnahme einer Arbeit ermuntern. Das sind Seifenblasen und nichts mehr.
Ich halte die Prämie für sinnlos. Langzeitarbeitslose haben andere Probleme, wieder in Arbeit zu kommen - die fehlende Tagesstruktur, ungewohnte Routine, Umgewöhnung etc.
Das ist nicht mit 1000€ erledigt.
Wenn es sich Deutschland leisten kann, ein Milliardenpaket nach dem anderen für die Ukraine zu schnüren, und die Diäten der Politiker kräftig zu erhöhen, dann dürfte es auch keine Belastung darstellen, ein paar Arbeitslose und ggf. Arbeitsunwillige mit durchzufüttern. Denn das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Bei den ärmsten ein paar Euro abzuzwacken, damit werde die Probleme nicht gelöst. Da muss man erstmal bei den Reichen anfangen. Gibt Millionen von Leuten in Deutschland die total überbezahlt sind. Da sollte man mal ansetzen. Aber immer auf die schwachen einzuprügeln ist ja so einfach. Da fühlen sich dann alle berufen mitzumachen. Das ist einfach armselig.
Da sie als Experte deklariert sind, sehe ich mich gezwungen, ihre Aussagen kritisch einzuordnen:
Vollzeit 38 Std. bei 12,41€ sind 2041€ brutto / 1500€ netto.
Regelbedarf sind 563€ + KdU [Berlin: 449 Kaltmiete + Heizkosten (~80€)] wären nach Adam Riese: 1092€/Monat
Differenz zur Vollzeitstelle wären also ~408€/Monat bzw. 4896€/Jahr. Und wir reden hier vom absoluten Mindestlohn, der in vielen Branchen mühelos überschritten wird.
Das Argument hinsichtlich Abstand Bürgergeld/Mindestlohn kann ich daher absolut nicht nachvollziehen. Vor allem wenn man die anderen Werte berücksichtigt, die ein Arbeitsverhältnis mit sich bringt. Zum Beispiel Optionen in der Zukunft (Lebenslaufeinträge), ggf. Aufstiegschancen, verhandelte Gehaltserhöhungen/weihnachtsgeld/urlaubsgeld, erweiterte Rentenbeiträge, soziale Integration & Interaktion, finanzielle Unabhängigkeit/Autonomie und so weiter und so fort.
Zu den 'Sozialschmarotzern': Diese machen den wirklich kleinsten Teil der Erwerbslosen aus und diesen Teil gab es schon immer und wird es auch immer geben. Selbstverständlich gibt es krasse Ausnahmefälle, die für Wut im Bauch sorgen aber Ausnahmen bestätigen keinesfalls die Regel in einem solchen System.
Aktuell liegt es Beispielsweise häufig garnicht an den Erwerbssuchenden, sondern an der Arbeitgeberseite im Helferbereich. Vielfach werden unnötigerweise 'sehr gute kenntnisse in Wort & Schrift verlangt', die nichtmal Hauptschulabsolventen vorweisen können. Gerne auch Führerschein Klasse B & Pkw. Das alles dann für einen Helfer in der Maschinenbedienung in einer Halle. Macht Sinn, ne?