In Deutschland lernt man früh: Sparen ist eine Tugend. Gönnen? Eher verdächtig. Und so sparen sich viele durchs Leben. Jahrelang. Diszipliniert. 60.000 Euro auf dem Konto, aber beim Kaffee für 3,50 wird die Nase gerümpft. Urlaub? Nur mit Frühbucherrabatt, Halbpension und Rabattcode. Und wehe jemand kauft sich ein neues Handy oder ein Auto – dann heißt’s direkt:
„Wie kann der sich das leisten?“
„Der muss doch Schulden haben.“
Oder noch schöner:
„Solche Leute leben über ihre Verhältnisse.“
Vielleicht… lebt da einfach jemand? Vielleicht hat er dafür gespart? Oder einfach entschieden, dass das Leben mehr ist als Disziplin und Dispo-Kontrolle.
Aber klar, man soll ja vernünftig sein. Währenddessen steigen Mieten, Strompreise, Lebensmittelkosten, Sozialabgaben, und der Staat nickt fleißig mit – um sich im selben Atemzug selbst die Diäten zu erhöhen. Und dann sagt man dem deutschen Michel:
„Ihr müsst halt mehr arbeiten.“
„Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen.“
Was für ein Timing.
Also arbeitet man mehr. Spart mehr. Konsumiert mit schlechtem Gewissen. Und fragt sich irgendwann: Wann genau fängt eigentlich das Leben an, für das ich mir hier den Rücken krumm mache? Mir geht das so gegen den scheiß strich. Und dann jetzt mitten in der Rezession wird es jetzt auch nicht besser.
"Was Rezession? Nein... NOCH MEHR ARBEITEN, wir müssen aus dem Loch raus!" ja, das scheiß Loch dass die Kackpolitik fabriziert hat. Sexy Lindner am Arsch alter. Himmelherrgott....
Vielleicht ist es Zeit, mal den Spieß umzudrehen: Nicht schief gucken, wenn sich jemand was gönnt – sondern mal fragen: Warum trauen wir uns selbst eigentlich so wenig zu?