Pygmalion (Ovids Metamorphosen) Übersetzung: Singular totz Plural?

Hey,

ich habe folgenden Text aus Ovids Metamorphosen übersetzt:

ut rediit, simulacra suae petit ille puellae               280

incumbensque toro dedit oscula: visa tepere est;

admovet os iterum, manibus quoque pectora temptat:

temptatum mollescit ebur positoque rigore

subsidit digitis ceditque, ut Hymettia sole

cera remollescit tractataque pollice multas               285

flectitur in facies ipsoque fit utilis usu.

dum stupet et dubie gaudet fallique veretur,

rursus amans rursusque manu sua vota retractat;

corpus erat! saliunt temptatae pollice venae.

Ein Reclam-Buch schlägt dafür folgende Übersetzung vor:

Als er nach hause kam, zog es ihn zu seinem Mädchenbild. Er warf sich auf das Lager und küßte sie. Da war ihm, als sei sie warm. Wieder legt er Mund an Mund und tastet mit der Hand nach der Brust. Er tastet noch, da wird das Elfenbein weich, verliert seine Starrheit, weicht zurück und gibt den Fingern nach, so wie Wachs vom Hymettus an der Sonne geschmeidig wird, sich unter dem Druck des Daumens zu tausenderlei Gestalten formen läßt und in der Hand des Bildners immer bildsamer wird. Pygmalion staunt. Er traut seiner Freude noch nicht und fürchtet, er täusche sich. Wieder und wieder prüft der Liebende mit der Hand sein Wunschbild. Fleisch und Blut ist’s; mit dem Daumen prüft er, wie es in den Adern pocht.

Eigentlich frage ich mich dabei nur, warum "simulacra" (Z. 280), was Bild/Bildnis heißt, und "vota" (Z. 288), was geweihter Gegenstand/Weihgeschenkt heißt, bei dem Übersetzungsvorschlag (und allen anderen, die ich finden konnte) mit dem Singular, also "(Mädchen)bild" und "Wunsch(bild)" übersetzt wurde. Warum darf ich das grammatikalisch gesehen machen, wenn eigentlich der Plural dort steht?

Müsste sich zudem "sua" (Z. 288) nicht auf "manu" (Z. 288) beziehen, anstatt auf "vota" (Z. 288), da vota ja im Plural steht? Also eigentlich "mit seiner Hand" für "sein Wunschbild".

Zuletzt würde ich gerne wissen, warum man "visa tepere est" mit "ihm war, als sei sie warm" übersetzen kann. Bzw. warum kann man das "ihm" einfügen? Müsste es streng genommen nicht heißen: "Er war, dass das Traumbild (sie) warm war."?

Danke für die Hilfe.

LG Buberl

Schule, Sprache, Übersetzung, Grammatik, Latein, Lateinübersetzung, Ovid, Metamorphosen
Wo in Ovids Metamorphosen wird dessen Göttervorstellung deutlich?

Salvete,

ich bin gerade dabei, ein mündliches Abitur im Fach Latein zu konzipieren. Ich befinde mich selbst noch mitten im Studium, aber ein Freund, der momentan das Abitur anstrebt und Latein als mündliches Prüfungsfach gewählt hat, bat mich darum, ihn darauf vorzubereiten, indem ich sowas mit ihm einmal durchspiele.

Im ersten Prüfungsteil (Semesterthema: Philosophie in Rom) habe ich mich für einen Text aus Ciceros de natura deorum entschieden, wo er auch auf die epikureische Götterlehre eingeht.

Im zweiten Prüfungsteil bekommt der Schüler einen zweisprachigen Text aus dem Semesterthema Menschliches und göttliches Schicksal in dichterischer Gestaltung (konkretes Werk, welches ich nehmen möchte: Metamorphosen von Ovid). Ich möchte diese Teile (was laut KMK ja erlaubt ist) miteinander verknüpfen und daher eine Stelle aus dem Werk nehmen, in der auch die Göttervorstellung der Dichter (die ja total von der epikureischen abweicht) deutlich wird.

Ich hatte zunächst einfach daran gedacht, mir ein Prooemium herauszusuchen, da dort ja relativ deutlich wird, dass die Götter als Lenker des Schicksals angesehen werden. Aber noch viel lieber wäre mir natürlich eine Stelle der Metamorphosen, in der die Vorstellung der Dichter (bzw. Ovids konkret) noch deutlicher wird. Kennt ihr da vielleicht eine Stelle?

Ich würde mich über hilfreiche Antworten sehr freuen, da mir - obwohl ich schon einige Metamorphosen gelesen habe - gerade konkret keine Stelle einfällt. Die Metamorphosen an sich spiegeln ja die Vorstellungen komplett wider, aber eine gesamte Metamorphose kann ich dem Schüler auch schlecht geben.

Danke im Voraus!

LG

Schule, Sprache, Abitur, Latein, Ovid, Metamorphosen, Ausbildung und Studium

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