Latein Ovids Metamorphosen, Deukalion und Phyrra

2 Antworten

Dies wären meine 4 Favoriten von Deukalion und Phyrra, die den Mythos gut zusammenfassen:

363) o utinam possim populos reparare paternis artibus atque animas formatae infundere terrae!
Nunc genus in nobis restat mortale duobus. Sic visum superis: hominumque exempla manemus.’

O könnte ich doch mit den väterlichen Künsten (Deucalion war der Sohn des Gottes Prometheus) die Völker neu erschaffen und der geformten Erde Leben einflößen! Nun bleibt das sterbliche Geschlecht in uns beiden am Leben und wir bleiben – so beliebt es den Göttern – als Abbilder der Menschen übrig.

(375) ut templi tetigere gradus, procumbit uterque pronus humi gelidoque pavens dedit oscula saxo atque ita‘si precibus’ dixerunt ‘numina iustis victa remollescunt, si flectitur ira deorum, dic, Themi, qua generis damnum reparabile nostri arte sit, et mersis fer opem, mitissima, rebus!’
Mota dea est sortemque dedit:
‘discedite templo et velate caput cinctasque resolvite vestes ossaque post tergum magnae iactate parentis!’

Sowie sie die Stufen des Tempels berührten, wirft sich jeder der beiden vornübergeneigt zu Boden, küßte schaudernd den kalten Stein, und sie sprachen folgendermaßen: Wenn sich Götter, umgestimmt durch gerechte Bitten, erweichen lassen, wenn sich der Zorn der Götter wendet, so sprich, Themis (Göttin der Gerechtigkeit und Weissagung, Vorgängerin Apollos am Orakel zu Delphi), durch welche Kunst der Verlust unseres Geschlechtes ersetzt werden kann; und bringe, Allergnädigste, Hilfe für die untergegangene Welt.Die Göttin ließ sich bewegen und verkündigte folgenden Orakelspruch: Geht weg vom Tempel, verhüllt euer Haupt, löst die Gürtel eurer Gewänder und werft die Knochen der Großen Mutter hinter euren Rücken.

(384) Obstupuere diu: rumpitque silentia voce Pyrrha prior iussisque deae parere recusat,detque sibi veniam pavido rogat ore pavetque laedere iactatis maternas ossibus umbras.
Interea repetunt caecis obscura latebris verba datae sortis secum inter seque volutant.

Lange standen sie wie erstarrt. Als erste durchbricht Pyrrha mit ihrer Stimme das Schweigen und sie weigert sich, den Befehlen der Göttin zu gehorchen.Sie möge ihr vergeben, fleht sie mit furchtsamer Stimme und scheut sich, die Schattengeister der Mutter zu beleidigen, indem mit Knochen geworfen wird.

Unterdessen wiederholen sie für sich die dunklen Worte des mit verborgenem Hintersinn erteilten Orakelspruchs und wenden sie unter sich hin und her.

(407) quae tamen ex illis aliquo pars umida suco et terrena fuit, versa est in corporis usum;Quod solidum est flectique nequit, mutatur in ossa, quae modo vena fuit, sub eodem nomine mansit,
inque brevi spatio superorum numine saxa missa viri manibus faciem traxere virorum et de femineo reparata est femina iactu.
Inde genus durum sumus experiensque laborum et documenta damus qua simus origine nati.

Was freilich von ihnen der feuchte und erdige Teil in irgendeiner Schlammbrühe war, wurde in etwas für den Leib Nützliches verwandelt.Was fest ist und nicht gebeugt werden kann, verwandelt sich in Knochen; was zuvor Ader war, blieb es auch unter demselben Namen (vena). Innerhalb kurzer Zeit nahmen die Steine, die nach dem Spruch der Götter von den Händen des Mannes geworfen worden waren, ein männliches Antlitz an, und das aus dem weiblichen Wurf entstand neu als Frau. Daher sind wir ein hartes Geschlecht, an Entbehrungen gewöhnt, und wir legen Zeugnis davon ab, aus welchem Stamm wir geboren sind.

Übersetzung: https://lateinon.de/uebersetzungen/ovid/deucalion-pyrrha-313-415/

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – LK Latein

Hallo! Ich beschäftige mich schon lange mit Ovids Metamorphosen und vor allem Deukalion und Pyrrha sind eine tolle Erzählung.
Für mich sind die zentralsten vier Verse:

Phocis, ubi Parnasos duo verticibus petit arduus astra,

Nomine, tunc cum terra fuit, sed tempore illo

Pars maris et latus subitarum campus aquarum,

Mons ibi verticibus petit arduus astra duobus.

Vier wunderbar Zeilen, mit denen ich schon seit Jahren mit meinen Schülern arbeite. Übersetzt heißt dies soviel wie:

Phokis, wo der steile Parnass mit zwei Gipfeln nach den Sternen strebt, dem Namen nach war es damals Land, aber zu jener Zeit, (war es) ein Teil des Meeres und eine weite Fläche plötzlich entstandenes Wasser. Dort strebt ein steiler Berg mit zwei Gipfeln nach den Sternen.

Ausgedrückt wird hier der Umbruch vom Chaos zur neuen Ordnung. Die beiden Hauptperson erreichen hier wieder Land und dies an einem heiligen Ort.
Ich hoffe ich konnte weiter helfen!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung