Vor ein paar Jahren hörte ich etwas, das mich bis heute nicht loslĂ€sst: Ein MĂ€dchen aus meiner Stadt wurde von einer Gruppe junger MĂ€nner in einen Keller gezerrt und dort zusammengeschlagen. Einige der TĂ€ter kenne ich; sie sind ĂŒberwiegend syrischer Herkunft. Ich dachte damals, das wĂŒrde Konsequenzen haben â aber es passierte scheinbar wenig. Niemand bekam die Konsequenzen, die ich erwartet hatte.
Kurz zu mir: Ich bin 21, mĂ€nnlich, lebe in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Meine GroĂmutter kam in den 70ern als Gastarbeiterin aus der TĂŒrkei nach Deutschland â ich habe tĂŒrkische Wurzeln, bin aber im Herzen deutsch. Ich habe Abitur gemacht, ein freiwilliges soziales Jahr absolviert und fange Ende dieses Jahres bei der Bundeswehr an, weil ich mich fĂŒr dieses Land einsetzen möchte. Ich habe noch nie ernsthaft Ărger gesucht oder gemacht; ich bin sozial eingestellt und halte mich an Regeln.
Mein Vater hatte frĂŒher massive Probleme â er saĂ als Jugendlicher im GefĂ€ngnis und wurde mit 18/19 abgeschoben. SpĂ€ter hat er sein Leben komplett geĂ€ndert, kam zurĂŒck und erhielt die deutsche StaatsbĂŒrgerschaft. Ich erzĂ€hle das, weil ich weiĂ, dass Menschen sich Ă€ndern können und weil mir wichtig ist: Ich bin kein pauschaler Hater, ich kenne auch FĂ€lle von Integration und VerĂ€nderung.
Trotzdem: Seit ungefĂ€hr 2016 habe ich mehrmals sehr unangenehme Erfahrungen gemacht â und zwar vor allem mit jungen MĂ€nnern, die einen syrischen Hintergrund hatten. In der Schule wurde ich beleidigt, mir wurden Sachen abgenommen, mir wurde mit Gewalt gedroht. Manchmal wurde ich ironischerweise von Leuten mit Migrationshintergrund als âscheiĂ TĂŒrkeâ beschimpft. Das hat mich verwirrt und verletzt.
Weil mir solche Situationen zu viel wurden, habe ich jahrelang Orte gemieden: die Innenstadt, bestimmte Ecken, manchmal sogar öffentliche Veranstaltungen. Bei unseren Zeltfesten (quasi ein Discothekersatz) gehe ich mittlerweile oft nur noch nĂŒchtern hin und verzichte auf Alkohol und âSpaĂâ, weil fast jedes Mal die Gefahr besteht, dass es Stress gibt â nur weil man zufĂ€llig hinschaut oder sich nicht âbeneidetâ verhĂ€lt. Das frisst einem die Freude an solchen Abenden weg.
Konkret: Letzte Woche war ich bei einem Kumpel in NRW zu Besuch. Wir waren in einem Club; nach kurzer Zeit kam ein Mann auf uns zu (arabisch gesprochen, vermutlich syrischer Herkunft), schrie uns auf der TanzflĂ€che an, beleidigte uns und drohte indirekt. Er verlange, dass wir die TanzflĂ€che verlassen, wieso auch immer. Mein Freund (Kurde) war kurz davor, zurĂŒckzuschlagen â ich habe ihn beruhigt, weil ich keine Eskalation will.
Vor ein paar Tagen war ich in meiner Heimatstadt auf einer Veranstaltung; eine Freundin wollte nachts allein zu ihrem Auto laufen (etwa 1 km weg). Ich bin mitgegangen, da ich mir Sorgen machte. Auf dem Weg wurde sie von zwei MĂ€nnern (geschĂ€tzt Anfang 30, syrischer Hintergrund) respektlos angemacht. Ich habe ihnen klipp und klar gesagt, dass sie das lassen sollen â zum GlĂŒck ging es gut, aber ich war kurz davor, richtig sauer zu werden.
Wichtig: Ich bin kein Angsthase. Ich habe jahrelang Boxen trainiert, weiĂ mich zu verteidigen und habe Selbstbewusstsein. Es geht mir nicht darum, mich nicht wehren zu können â im Gegenteil: Ich entscheide mich bewusst gegen Gewalt, weil ich an meine Zukunft denke und mir nicht durch eine PrĂŒgelei oder Anzeige alles kaputtmachen will. Trotzdem nimmt mir dieses Verhalten die Freunde im Alltag: Ich schĂ€tze hier die Ordnung, die demokratischen Werte und das Miteinander â und es schmerzt, wenn ich wegen wiederholter Respektlosigkeit und Bedrohungen weniger gern rausgehe oder mich anders verhalte, als ich es möchte.
Ich will nicht allgemein gegen Migranten hetzen. Ich kenne viele, die höflich und korrekt sind. Aber mein persönlicher Eindruck ist: Mit Deutschen hatte ich selten Probleme (wenn, dann meistens betrunkene Streitereien), mit bestimmten Migrantengruppen kam es öfters zu negativen VorfĂ€llen. In meinem Dorf wĂ€hlen circa 40% AfD â trotzdem sind meine direkten Nachbarn freundlich, und persönlich habe ich dort nie das GefĂŒhl gehabt, wegen meiner Herkunft ausgegrenzt zu werden. Das macht die Sache noch widersprĂŒchlicher fĂŒr mich: Auf der einen Seite fĂŒhle ich mich lokal akzeptiert, auf der anderen Seite erlebe ich regelmĂ€Ăig Respektlosigkeit auĂerhalb meines direkten Umfelds.
AuĂerdem stört mich, dass schlimmes Verhalten nicht immer die erwarteten Konsequenzen hat. Mein Vater wurde damals abgeschoben â heute frage ich mich, warum bei Gewalttaten nicht konsequenter gehandelt wird.
Deshalb meine Fragen an euch:
- Habe ich einfach nur Pech mit den Leuten, die mir begegnen?
- Oder gibt es tatsĂ€chlich kulturelle, gesellschaftliche oder integrationsbezogene GrĂŒnde, warum manche junge MĂ€nner in meinem Umfeld öfter aggressiver auftreten?
Ich freue mich auf ehrliche, sachliche Antworten â vor allem von Leuten, die Ă€hnliche Erfahrungen gemacht haben oder die erklĂ€ren können, warum das so ist und wie man damit umgehen kann.