Woran liegt es, dass intelligente Schüler an einfachen Aufgaben scheitern?

Chris428  26.09.2024, 23:09

Um das Beurteilen zu können, müssten wir wissen welche "weißen Flecken" zutage getreten sind?

Julian567 
Beitragsersteller
 26.09.2024, 23:10

Dieses Phänomen ist kein Einzelfall.

10 Antworten

Von Experte Mariiaaca bestätigt

Mir fällt auf, dass es einmal um "Intelligenz" geht, und dann um "Wissenslücken".
Das sind aber grundverschiedene Dinge. Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, Zusammenhänge herauszufinden und zu verstehen (und logische Schlussfolgerungen zu ziehen), Wissen ist etwas anderes, das ist im Prinzip etwas, was man alleine durch Fleiß erwerben kann. Man kann wissen, dass Ouagadougou die Hauptstadt von Burkina Faso ist. Das alleine hat aber noch nichts mit Intelligenz zu tun.

D.h. es kann sein, dass jemand zwar intelligent ist (und z.B. schwierige Ansätze in der Wahrscheinlichkeitsrechnung korrekt finden kann), aber keine Ahnung von Hauptstädten hat (also Wissenslücken hat). Das ist kein Widerspruch. Ein IQ Test und ein Wissenstest (wie z.B. ein Vokabeltest) sind verschiedene Dinge.

Woran liegt es, dass intelligente Schüler an einfachen Aufgaben scheitern?

Das kommt beispielsweise durch stumpfes Auswendiglernen. Man lernt etwas für die nächste Prüfung, rattert das brav runter, hat dabei jedoch keine Zusammenhänge verstanden und vergisst die Inhalte wieder.


treppensteiger  19.09.2024, 23:15

Das wird nicht nur beispielsweise der Fall sein, sondern der Hauptgrund.

Von Experte Kessie1 bestätigt

Die Ursprungsfrage kann man mit mehreren Szenarien beschreiben.

1. Ein intelligenter Schüler hat nicht per se gute Noten. Im Gegenteil, Kinder mit einer sehr hohen Intelligenz sind in der Schule teils so unterfordert, dass sie schlechte Noten schreiben. Unterforderung, Langeweile, Ablenkung können Ursachen dafür sein.

2. Gute Noten sind nicht unbedingt ein Zeichen für eine überdurchschnittliche Intelligenz. Gute Noten sind vor allem eins: Ein Ausdruck des Gelernten. Wenn ich nun Lerne um zu bestehen und nicht lerne um zu wissen, entstehen Lücken in der Bildung. Lernen bedeutet hier also ein zeitlich begrenztes abgerufenes Auswendiglernen.

3. Gute Noten, weil der Schüler überdurchschnittlich intelligent ist können natürlich auch aus 2 resultieren. Bei überdurchschnittlicher Intelligenz zeigt ist oft eine Anlage in einem Bereich. Beispielsweise in den MINT Fächern, wohingegen Deutsch vergleichsweise schwerfällt.

Eine Einserschülerin kann also sehr viel gelernt haben und gleichzeitig das Wissen nach einer bestimmten Zeit nicht mehr vollständig abrufen können.

Außerdem bleiben viele offene Fragen zu der Ausführung deiner Frage: Wie sah der Test aus? Auf welchen Wissensstand bezog sich der Test? Was genau waren die Fehler bei der Beantwortung?

Fakt ist, Schulbildung ist kein gleichbleibendes System. Das was in den 60ern gelehrt wurde, wie unterrichtet wurde und welche Methoden angewendet wurden hat sich zur heutigen Generation verändert. (Ob verbessert oder verschlechtert ist erstmal irrelevant) Ein Chef, der mit Sicherheit keine 20 ist, sondern vielleicht in den 70ern oder 80ern zur Schule gegangen ist, bezieht seine Erwartung an die neuen Mitarbeiter aufgrund seiner Erfahrung in der Schule. Diese Erfahrung ist allerdings veraltet und spiegelt die aktuelle Schule nicht mehr wieder. Demnach hört man von älteren Personen sehr oft den Satz, dass die heutigen Schüler ungebildet sind. Übersetzt bedeutet der Satz neutral gesehen: 'Die heutige Bildung ist unterschiedlich zu der früheren Bildung.'


Kessie1  26.09.2024, 21:10

Danke für die sehr gute und interessante Antwort!

könnte auch nur eine Behauptung vom Chef sein,

ausserdem kennen wir den Test und dessen Aufgabenstellungen nicht

Das kann von Betrug über falsche Benotung seitens der Schule über Unaufmerksamkeit im Test bis hin zu absichtlichem Falschantworten alle möglichen Ursachen haben.

Der im Artikel erwähnte Chef ist allerdings Inhaber eines Unternehmens, das frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel, auf Kundenwunsch auch als Werbegeschenk, herstellt. Ein gebildeter Mensch weiß, dass Nahrungsergänzungsmittel, die man ohne vorherige medizinische Abklärung und ärztliche Verschreibung einnimmt im besten Fall zum Fenster herausgeschmissenes Geld, im schlechtesten Fall ein gesundheitliches Risiko sind. Gerade er sollte deshalb die Schließung von Wissenslücken lieber nicht zu laut beschreien…