Wieso erkennen plötzlich so viele Jugendliche und Heranwachsende, dass sie im falschen Körper stecken?

18 Antworten

Sind es denn so viele? Ich denke eher, dass es eine, aufgrund der aktuellen Lage, laute Minderheit ist.

Vor der medialen Auseinandersetzung und der Diskussion um das neue Selbstbestimmungsgesetz waren es <0,2% der Bevölkerung, die sich um eine Änderung der Eintragung bemühten (ich nehme die jährliche Anzahl der Anträge laut Trans-Ident e.V. seit 2011 (Aufhebung der Zwangs-OP) mal die durchschnittliche Lebenszeit und komme auf ca. 120000 Individuuen, das wären 0,144% der deutschen Bevölkerung).

Nach repräsentativen Befragungen sind es wohl eher 0,6%.

Von denen hat man allerdings nahezu nie irgendetwas gehört, was schon auffällig ist, denn es mag eine sehr kleine Gruppe sein, eine verschwindend geringe Gruppe war es allerdings noch nie. Es wurde nur nicht thematisiert, weder von der breiten Öffentlichkeit noch von den Betroffenen.

Andererseits haben auch ähnliche Bewegungen in der Vergangenheit gezeigt, dass wenn bestimmte Stigmata gesellschaftlich brechen, es zu einem Spike in der jeweiligen Gruppe kommt. Es wäre also durchaus wahrscheinlich, dass es heute nicht mehr sind als je zuvor, sondern, dass sich einfach mehr trauen jetzt diesen Schritt zu gehen und die Zahlen über die nächsten Jahre dann wieder absinken...


KinkyDeer  11.07.2023, 11:36

ich würde davon ausgehen, dass die zahlen etwas höher sind, denn viele trans personen sind noch nicht in therapeutischer behandlung oder können sich die kosten für die eintragsänderung mit dem tsg nicht leisten. die kosten liegen im durchschnitt bei 1.800€. aber selbst wenn die zahl bei 2% liegen würde, wären es immernoch nur 2 von 100 leuten.

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KolnFC  11.07.2023, 13:31
@KinkyDeer

... Was wahnsinnige viele Menschen wären basierend auf den Zahlen die wir bisher haben. Würden wir uns nur auf offizielle Änderungsanträge berufen (was vermutlich die unterste Schranke ausmachen würde), wären 2% eine Verzehnfachung aber selbst, wenn wir nach aktuellen Umfragen gehen würde es sich um eine Verdreifachung der Zahlen handeln. 2% mögen absolut wenig erscheinen ist aber bereits eine relativ große Zahl. Wenn man das in den Kontext z.B. einer durchschnittlichen Schulstufe setzt würde das bedeuten, dass ein bis zwei Personen pro Stufe trans wären. Es würde auch bedeuten, dass nahezu jede Person jemanden in seinem/ ihrem Umfeld kennen würde, der oder die trans wäre (selbst bei 0,6% wäre das noch sehr wahrscheinlich).

Nur mal so im Vergleich: Es leben in Deutschland etwa 70000 Roma und Sinti, also <0,1% der Gesamtbevölkerung, dennoch dürfte diese Personengruppe so ziemlich jeden ein Begriff sein und es gibt vermutlich nur wenige Menschen, die keine Meinung über sie haben. Selbst die unterste Schätzung anhand der Änderungsanträge (vor dem neuen TSG) würde schon bedeuten, es lebten doppelt soviel trans Menschen in Deutschland wie diese Bevölkerungsgruppe, glaubt man den Umfragen wären es etwa die siebenfache Anzahl...

Ich glaube nicht, dass Transpersonen 2% der Gesamtbevölkerung ausmachen, vermutlich nicht einmal 1% aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass das dennoch eine große Minderheit ist, die, vermutlich aufgrund sozialer Stigmata, bisher einfach nur sehr, sehr leise waren.

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Ich glaube das hat zwei Hauptgründe

1. Es wird mehr toleriert und die betroffenen trauen sich überhaupt erst sich zu outen. Das ist natürlich einfacher als wenn man aus einer Situation kommt wo es dafür im schlimmsten Fall Gefängnis- oder sogar Todesstrafen gibt.

2. Die Menschen haben einen Namen dafür, wie sie sich fühlen. Es hilft enorm zu wissen, dass man nicht die einzige Person ist die sich so fühlt. Das senkt die Hürde mit jemanden darüber zu reden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil die Gesellschaft heute sowas gegenüber offener und toleranter ist. Dadurch trauen sich dann eben auch mehr zu outen. Deshalb kommt es einem auch als viel oder mehr vor.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst Trans und bi und beschäftige mich damit.

das haben schon vorher "viele" gemerkt. nur sind diese Menschen unterdessen besser sichtbar und müssen sich nicht mehr (überall) verstecken. Mehr Sichtbarkeit bedeutet nicht zwangsläufig ein grösseres vorkommen. ist wie bei den Linkshändern. da hat man lange nur schlechtes über Linkshänder gesagt und sie zu Rechtshändern umerzogen, bis das irgendwann nicht mehr gemacht wurde und die Menschen verstanden haben, dass es nichts schlimmes ist, wenn man Linkshänder ist. dann stieg die Anzahl der (sichtbaren/ öffentlichen) Linkshänder erst rasant an, bis sich der Prozentsatz bei ca. 10.6% eingependelt hat. von da an ist er weder gestiegen noch gefallen. genau das geschieht im Moment auch mit Transpersonen.

Soweit ich weiß ist das nur eine seeehr geringe Prozentzahl, also „so viele“ stimmt schon mal nicht! Es ist ja auch logisch, dass es mehr werden! Es sind nämlich nicht mehr Menschen die sich so fühlen sondern einfach nur mehr die das auch bekannt geben, da es früher eben nicht akzeptiert wurde!