Wie schafft man den Spagat zwischen Traditionalismus und Moderne als Frau?


31.03.2023, 13:38

Nochmal kurz zum Verständnis: Ich möchte einmal Mutter sein und das nicht allzu fern in der Zukunft und ich möchte meine Kinder am liebsten selber betreuen, nicht weil man das von mir erwartet. Dort, wo ich aufgewachsen bin, erwartet man eher von mir, dass ich möglichst schnell wieder arbeiten gehe. Und trotzdem sehe ich natürlich die Risiken von einem Leben als Hausfrau.

Littlethought  30.03.2023, 14:55

Welche Ausbildung (Schulausbildung) hast du? Welche Art von Ausbildungsabschluß scheint dir erreichbar zu sein? Unterstützt dich deine Familie?

GiuliaLoconte 
Fragesteller
 30.03.2023, 16:23

Ich habe eine Fachhochschulreife und momentan mache ich die Ausbildung zur Erzieherin. Meine Familie unterstützt mich schon, ja.

16 Antworten

Ist es Teil deines Wunsches nach einem traditionellen Leben, dass du im Zweifel in einer missbräuchlichen, toxischen Paarbeziehung festsitzt, weil du rechtlich und wirtschaftlich abhängig bist? Vermutlich eher nicht, oder :)?

Was du in deiner ganzen Rechnung völlig vergisst: die Kinder werden doch auch einen Vater haben! Und genau mit dem musst du Wege finden, wie ihr die bezahlte Arbeit außer Haus und die unbezahlte Arbeit daheim inklusive der Finanzen so aufteilt, dass es für euch beide eine faire - und absichernde! - Lösung ergibt.

Eine Option wäre zum Beispiel, dass ihr euch beide Bereiche wirklich 50:50 teilt. Also, beispielsweise in der Form, dass die Elternzeit auf beide zu gleichen Teilen aufgeteilt wird. Und dass ihr beide danach in Teilzeit arbeitet, also 30:30 statt 20:40, beispielsweise.

Eine andere Option wäre ein Ehevertrag, der im Falle einer Trennung die Person, die beruflich kürzer tritt, dennoch finanziell absichert, also dafür einen Ausgleich schafft. Die aktuelle Gesetzeslage gibt das in keiner Weise her. Aber vertraglich vereinbaren kann man durchaus auch Wege, die vom Gesetz abweichen.

Letztendlich geht es also darum, alles etwas nüchtern und nicht zu romantisiert anzugehen. Und nein, es ist kein Zeichen mangelnder Liebe oder so, wenn man den Worst Case mitdenkt und dafür eine Lösung schafft, die dann eine ohnehin schon blöde Situation nicht zu einer wirtschaftlichen Vollkatastrophe werden lässt. Und genau DAS ist eben der Unterschied zwischen Moderne und Tradition :).

GiuliaLoconte 
Fragesteller
 24.11.2023, 12:40

Nein? Genau darum geht es ja, ich frage nach Lösungsvorschlägen.

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Eine Ausbildung als Erzieherin ist doch toll und auch, wenn das Gehalt nicht so super ist, ist es doch ein Job, der dich ernähren kann - und notfalls auch deine Kinder.

Denn ja, es ist ein Risiko, sich nur auf den Mann zu verlassen: was ist, wenn er dich verlässt? Krank wird oder stirbt? Das kann alles passieren, und deshalb wünsche ich wirklich jeder Frau einen Beruf, mit dem sie sich selbst finanzieren kann.

Sich jetzt schon mit Altersvorsorge zu beschäftigen, ist jedenfalls nicht zu früh, aber das Forum hier ist dafür der falsche Ort. Dafür gibt es Finanzberaterinnen. Schau mal hier https://finanzfachfrauen.de/

Eines muss dir klar sein: Frauen, die jetzt aktuell in Altersarmut leben, sind genau die Frauen, die ein Leben geführt haben, wie du es dir wünschst: Kinder bekommen, Beruf aufgegeben, nur noch Hausfrau, die Kinder werden groß und dann hat der Mann auf einmal eine Jüngere und lässt sich scheiden.

Ein Beispiel: eine Kollegin von mir - traditionelle Ehe mit sehr traditioneller Rollenverteilung, sie ist insgesamt 12 Jahre in Elternzeit gewesen, er Alleinverdiener. Und dann: Umzug ins Eigenheim, das Haus noch renovierungsbedürftig, er erkrankt an Depressionen. Sie leben zu fünft seit 5 Jahren auf 50qm im Keller des Hauses, haben Schimmelprobleme und nichts ändert sich, weil er als "echter starker Mann" nicht in Therapie geht und es nicht schafft, notwendige Renovierungen anzugehen. Seit das jüngste Kind drei ist, geht sie wieder arbeiten in Teilzeit, so hat sie wenigstens ein bisschen Selbstbestimmung zurück und konnte sich ein neues Schlafsofa leisten, nachdem sie von dem alten Rückenschmerzen bekommen hat.

Seit Monaten versuche ich sie davon zu überzeugen, dass sie sich um eine Mutter-Kind-Kur bemüht, aber ihr Mann verbietet ihr das und so quält sie sich halt dahin.

Ehrlich gesagt, ist sie das beste Beispiel dafür, sich nicht zu sehr auf einen Mann zu verlassen und auf gar keinen Fall so abhängig zu werden.

In einem Punkt gebe ich dir ganz recht: man kann nicht alles haben. Es ist unmöglich, gleichzeitig den Haushalt perfekt in Schuss zu halten, Karriere zu machen, die perfekte Mutter zu sein und auch noch ab und zu an sich selbst zu denken. Dass man jahrelang den Leuten eingeredet hat, man könne alles haben, ist halt falsch.

Auch Männer konnten früher nicht alles haben: sie hatten ihre berufliche Karriere und mussten halt damit leben, dass sie ihre Kinder unter der Woche nur schlafend sehen und nur am Wochenende wirklich Zeit mit ihnen verbringen konnten.

Mein Mann und ich versuchen, die Kinderbetreuung möglichst gleich auf uns beide zu verteilen. Aus individuellen Gründen arbeitet er aktuell noch mehr als ich (soll sich aber ab September ändern), also übernehme ich in dieser Zeit, in der er arbeitet und ich schon Feierabend habe, die Betreuungszeit. Aber danach wird geteilt.

Das ist für uns beide ein tolles Modell. Zum einen bleibt nicht alles an mir hängen, und zum anderen hat er auch viel Zeit mit seinem Kind, was beide genießen (er ist ohne Vater groß geworden und will da viel anders machen bei seinem Kind).

Ich nehme in meinem Umfeld Beziehungen als harmonischer war, in denen sich der Vater an der Carearbeit beteiligt, bzw. wo die Aufteilung in 50/50 funktioniert. Auch die Väter können Windeln wechseln, Brei kochen, zum Kinderarzt gehen, in der Kita-Whatsapp-Gruppe sein, das Kind morgens anziehen, das Kind zur Kita bringen, die Spülmaschine einräumen, Abendessen kochen und so weiter.

Denn wenn alles an der Frau hängen bleibt, wird sie sich früher oder später überlastet fühlen; kombiniert mit einem Gefühl der Nicht-Wertschätzung, weil alle ihre Arbeit, die sie täglich leistet, dennoch unsichtbar bleibt.

Mein Mann sagt selbst, dass er erst, als er selbst in Elternzeit gegangen ist (und ich in die Arbeit), verstanden hat, wie anstrengend es eigentlich ist, mit Baby alleine "nur daheim" zu sein. Dieser Lerneffekt fehlt natürlich, wenn Väter nur zwei Papamonate Elternzeit nehmen und in dieser Zeit auch noch die Mutter zuhause ist und weiterhin die Carearbeit komplett übernimmt.

Ein Punkt ist auch nicht zu vernachlässigen: viele Beziehungen, die eher traditionell laufen, fangen an zu kriseln, wenn das erste Kind da ist. Warum?

Vor der Schwangerschaft sind beide Vollzeit arbeiten gegangen, die Frau hat den Großteil der Hausarbeit alleine erledigt und war damit zufrieden, wenn ihr Partner seine dreckigen Socken in den richtigen Wäschekorb geschmissen hat und ab und zu die Spülmaschine eingeschalten hat.

Dann kommt das Kind. Für ihn hat sich nichts geändert, er geht weiter Vollzeit arbeiten. Die Frau sitzt nun aber mit einer Aufgabe zuhause, die sie 24/7 fordert. Und zwar größtenteils alleine, weil alle ihre Freundinnen aus dem "alten Leben" noch keine Kinder haben, weil der Mann keine Elternzeit nehmen kann, weil Eltern oder Großeltern weit weg wohnen und so weiter.

Und sie ist damit konfrontiert, dass ihr Mann denkt, der Haushalt würde sich irgendwie von selbst erledigen, so wie vor dem Kind halt auch.

Und wenn der Partner dann abends aus dem Büro kommt und sich wundert, warum die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt ist "wo du doch den ganzen Tag Zeit hattest", ist Streit halt vorprogrammiert.

Mit traditionellen Rollenbildern haben hier dann beide Geschlechter zu kämpfen. Die Frau, weil sie zumindest glaubt, dass von ihr erwartet wird, Kind und Haushalt perfekt zu wuppen und dabei auch noch gut auszusehen und der Mann, weil er sich gerne mehr kümmern würde, aber in die Rolle des Versorgers gedrängt wird.

Das wird dann mitunter zum Problem für die Beziehung. Er sieht seine Frau nur noch als Mutter, aber nicht als Partnerin, sie fühlt sich ungeliebt und hat Minderwertigkeitskomplexe.

Zum Punkt "in die Weiblichkeit und Fruchtbarkeit investieren" - ich hab keine Ahnung, was damit gemeint ist, aber wäre es nicht ein Start, erst einmal einen Partner zu suchen, bevor man an Familiengründung denkt? In die Fruchtbarkeit kann man übrigens gar nicht investieren, einfach nur gesund ernähren reicht völlig aus. Sollte es Erkrankungen wie zB Hashimoto, PCOS oder Endometriose geben, die die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen, dann sind die ohnehin behandlungsbedürftig, auch unabhängig vom Kinderwunsch. Sollten mit "in Weiblichkeit/Attraktivität investieren" irgendwelche Beauty-OPs gemeint sein, bedenke, dass man nach einer Brust-OP mitunter Schwierigkeiten beim Stillen hat, weil die Milchgänge durchtrennt wurden oder blockiert sind. Und Hyaluronsäure ist auch nicht so unbedenklich, wie immer behauptet wird.

GiuliaLoconte 
Fragesteller
 02.04.2023, 18:25

Danke für deine Sicht. Zum letzten Punkt, nein ich halte nichts von operativem "Looksmaxxing" gewissermaßen ist es betrügerisch, gerade wenn man jemanden zum Kinderkriegen sucht :D und Hyaluronsäure kommt bei mir nur in Form von Knochenbrühe in den Körper.

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Elli113  03.04.2023, 12:35
@GiuliaLoconte

Wieso betrügerisch? Ist es dann auch "betrügerisch", die Beine zu rasieren und Schminke zu benutzen?

Und was hat das mit Kinderkriegen zu tun? Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht.

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wenn es dein Klares Ziel ist, später einmal nur noch Hausfrau und Mutter zu sein, dann ist es recht egal, was du im Moment mit deiner Beruflichen Laufbahn anstellst. schliesslich wist du dann ohnehin nicht mehr arbeiten, also ist alles was du jetzt machst, praktisch vergebene Liebesmüh (wenn es nichts mit kochen, Putzen oder Kindererziehung zu tun hat. Dafür brauchst du allerdings einen Wohlhabenden Ehemann, der sich im Gegenzug genau eine Frau wie dich wünscht, die er finanziert, die sich für ihn um das haus und die Kinder kümmert und nicht selbst erwerbstätig ist. Das zu finden ist jedoch sehr schwierig. Heutzutage von nur einem Einkommen zu leben ist fast nicht mehr möglich, wenn man nur einen Durchschnittslohn bekommt, besonders wenn man dann noch Kinder hat. Ich würde dir daher vorschlagen, dich deiner Ausbildung zu widmen und etwas zu erlernen, was u später auch noch machen kannst, damit du im Zweifelsfall auch wider Arbeiten gehen könntest oder zumindest Teilzeit deinen zukünftigen finanziell unterstützen kannst.

mein Fall wäre dieses Leben natürlich nicht, da ich mich nicht gerne Abhängig mache, aber wen es für dich so passt, go for it.

(bin btw. w 23, falls es dir zur Einordnung der Perspektiven hilft)

Ich höre da "Spagat"! Welchen, bitte? Vom "Traditionalismus" hat sich Frau doch schon seit ca. 150 Jahren abgewendet, bzw. die Rollenverteilung, welch diesem zu eigen war, erfolgreich bekämpft und sich emanzipiert. In der Moderne ist sie längst angekommen. Dazu gehört u.a.auch, dass sie nach dem Erlangen der Hochschulreife studieren kann; und zwar was und wo sie will, bzw. Ihren Neigungen entsprechend.

Frau kann gehen wann und wohin sie immer will; sie kann tun und lassen, was sie immer will.

Und wenn sie einen Mann heiratet, dann darf sie nicht nur ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten [ das war nicht immer so, denn erst

seit dem 1. Juli 1958, als das in Bundestag bereits im Mai 1949 beschlossene Gleichberechtigungsgesetz für Männer und Frauen in Deutschland gültig wurde, durften Ehefrauen auch nach der Heirat eigenes Vermögen haben und ein eigenes Konto besitzen. Seitdem musste eine Ehefrau ihren Ehemann zum Beispiel nicht mehr um Erlaubnis bitten, wenn sie arbeiten wollte.

Siehe auch

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw17-kalenderblatt-gleichberechtigungsgesetz-504286

So gesehen, muss sie keinen Spagat mehr vollziehen. Hat dich aber Staat alles ganz wunderbar geregelt...

Was sie muss, wenn sie einen Mann heiratet, der eine Familie nicht ernähren kann, weil Durchschnittsgehaelter und -Loehne immer mehr sinken, ist mitarbeiten, damit es zum Minimum reicht; insbesondere, wenn Kinder da sind.

Aber das steht auf einem anderen Blatt; nämlich auf dem der"Moderne" des jetzigen Jahrhunderts. Das ist der Punkt, an welchem der Staat vergessen hat, nachzubessern und Frau deshalb nicht nur einen, sondern einen Vielfach Spagat hinlegen muss, denn ihre Belastung als Frau, Mutter und Ehe ist eine Vielfache, keineswegs nur eine doppelte.

Und deshalb sollte Deine Frage auch nicht sein, wie Frau was "schaffen" soll, sondern wann der deutsche Staat endlich wirkliche Gleichberechtigung auch für Mütter schafft, und zwar sowohl für verheiratete als auch für alleinerziehende, indem er ermöglicht, dass Mütter sich um ihre Kinder kümmern und ihnen die notwendige Nestwärme geben können. Und nicht etwa nur für drei Jahre, sondern bis diese Kinder selbst ins Arbeitsleben treten.

Dann würden nicht nur wieder sehr viel mehr Kinder geboren und damit auch der Nachwuchs an den so händeringend gesuchten Fachkräften, sondern die Verrohung der Kinder würde auch ein Ende finden. Dass Kinder andere Kinder oder auch Erwachsene umbringen, gäbe es dann nicht mehr in Deutschland.

Das Land, welches sich zum Zahlmeister der ganzen Welt macht; such darüber hinaus sogar für diese verschuldet. Welche Gewalt aus aller Welt importiert und damit gar nicht aufhören will, während es in Deutschland Kinder - und Altersarmut gibt. Kinder, denen Geborgenheit bereits genommen wird, bevor sie überhaupt geboren werden, weil sich deren Eltern eigentlich gar keine Kinder leisten können.

Quintessenz: nicht DU bist gefordert, sondern der Staat und Deine Frage ist eigentlich eine politische, welche Du ganz dringend mal an

Lisa Paus ist Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend richten solltest.

Da hätte die Dame mal was, woran sie arbeiten könnte.

Hallo GiuliaLoconte,

ich denke, dass hier sehr viel gesellschaftliche Paradigmen im Raum stehen, diese sich noch mit Moralismen gegen intensive weibliche auch darin sexuelle Erotik zusammentun. So mag es eine Erwartungshaltung geben, die einer Frau das, was wir seit einigen Generationen kennen, abverlangt.

In der heutigen Zeit sind wir dabei, uns von solchen Paradigmen und Moralismen zu befreien. Das schenkt uns Freiraum, der aber auch Ansprüche nach einer Familie (z.B. Mutter und Hausfrau) integrieren kann.

Irgendjemand wird in einer Familie vielleicht das "große Geld" nach Hause bringen, die oder der andere dann eher den Haushalt und die Kinder betreuen. Das wird auch eine sehr harmonische Familie sein, wo nicht von beidem den gemeinsamen wie auch individuellen Lifestyle einschränken braucht.

Es ist schon in einer Partnerschaft zu überlegen, wie eine Familie versorgt werden kann. In diese Richtung darf immer eine Planung gehen. Auch das sei wieder unabhängig von gemeinsamem wie individuellem Lifestyle.

Wenn Du Dich als Küken bezeichnest, da darf ich Deine Worte zitieren, darfst Du Dir Deine Jugendlichkeit bewahren und auch in einer Partnerschaft und Familie gemeinsam mit der*dem Partner*in leben. Auch das sind wieder Freiräume, die wie häufig beobachtbar als aufgegeben wahrnehmen (auch wieder unter gesellschaftlichen Erwartungshaltungen).

Es ist beobachtbar, dass gerade dieses Bewahren von Jugendlichkeit es einfacher macht, auf eine Jugend, die in der Familie groß wird, umso mehr eingehen zu können. Und sehr vieles, geht mit der Jugendlichkeit auch viel leichter, ohne den Fokus auf etwas Wichtiges und Bedeutendes zu verlieren.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – langjährige Lebenserfahrung und persönliche Anschauung