Welche Gründe könnten für die starke Präsenz der AfD in Baden-Württemberg und ihre 20-prozentige Unterstützung in der Bevölkerung verantwortlich sein?

6 Antworten

Frust und Enttäuschung - übrigens auch über die Corona-Politik, auch wenn das sicherheitshalber gar nicht erörtert wird.

OlliBjoern  28.09.2023, 22:33

Also ich war ziemlich frustriert über die Corona-Politik der AfD. :)

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Leestiger  29.09.2023, 19:03

Die Koalition und ihren vor allem GRÜN geprägten Irrsinn.

Wenn man die nicht mehr wählen kann weil man sieht wie sie alles an die Wand fahren und die Opposition auch keine brauchbare Lösung anbietet, dann kommt sowas eben heraus!

Nennt sich Demokratie, freie Wahlen! Und besser als die Nichtwähler, denn die jammern hinterher am meisten!

Viele Dinge wären mit Volksentscheiden schon längst zu klären gewesen und mit dem Hinweis "den Willen des Volkes umzusetzen, denn alle Macht geht vom Volke aus" auch zu begründen gewesen!

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tanztrainer1  17.10.2023, 18:51
@Leestiger

Wenn wir mehr Volksentscheide hätten, gäbe es auch jede Menge, die nicht wählen würden.

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Leestiger  17.10.2023, 19:18
@tanztrainer1

Richtig - wie schon heute sollen die, die überhaupt nicht wählen aber hinterher die Fresse halten wenn ihnen dann das Ergebnis nicht passt!

Das sind dje Allerletzten - ich kann zum Beispiel über die aktuelle Kasperlregierung aus voller Überzeugung sagen: "keinen von denen gewählt, nicht meine Entscheidung und mein Wille"

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Nicht unschuldig sind da sicher die Grünen in Baden-Württemberg: Sie verkommen, obwohl ich Kretschmann mag und 2021 sogar gewählt habe (sicherlich auch, weil die CDU-Eisenmännin nicht überzeugte) immer mehr zur "Stuttgart-Partei" mit ein paar gallischen Dörfern wie Freiburg und Tübingen, vernachlässigen aber die Peripherie und erst recht das Grenzland BaWü/Bayern, in dem ich wohne und in dem (ich bin CDU'ler und stehe dazu) auch die Mehrzahl der AfD-Befürworter sitzen dürfte (ich kenne einige, die in diesen Breitengraden absolut pro AfD sind oder bekennende Nichtwähler, weil sie so entsetzt sind) ... so wird zum Beispiel die Verkehrs- oder auch Mobilitätswende wird daher von just denen nachhaltig ausgebremst, die sie propagieren.

Die Südwest-CDU hat programmatisch gute Ansätze, aber einen hohen Anteil an Vetterleswirtschaft und ähnlichem Gedöns, was bis in die Ortsverbände geht. Das ist hinlänglich bekannt, schürt kein Vertrauen und hält viele, die die Politik der CDU in BaWü eigentlich ganz gut finden, davon ab sie zu wählen. Das Mappus-Dilemma halte ich allerdings für bewältigt, das ist zu lange her, um noch nachzuwirken und Stefan Mappus an sich kennt niemand mehr. Das war 2010/11, wenn mich nicht alles täuscht, das ist Vergangenheit. Susanne Eisenmann war zwar untauglich, hat aber weiters keinen Schaden angerichtet und auch nach ihr kräht kein Hahn mehr; viele dürften mit ihrem Namen nichts anzufangen wissen.

Gerade der Ländliche Raum ist fast überall ein Keimzelle der AfD, weil er oft vergessen wird, aber das betrifft nicht nur den Südwesten. Das ist auch anderwärts zu beobachten - da haben die Volksparteien einfach schlechte Arbeit gemacht. Ich kenne Menschen verschiedener Altersklassen, die im Ländlichen Raum jegliches Vertrauen in den Staat oder viel mehr in die Volksparteien verloren haben, nachdem deren Abgeordnete zwar immer große Augen und heiße Ohren bekamen, wenn Pressefotos geknipst wurden, aber am Ende dann doch "nix" getan haben, das den Leuten geholfen und teils prekäre örtliche Zustände verbessert hätte. Die Leute sind auch im Südwesten sicher nicht braun angehaucht, sondern enttäuscht und wissen nicht mehr, was sie wählen sollen; sie fühlen sich verkauft und vorgeführt. Wer immer nur auf den bösen Osten schimpft, der macht es sich zu leicht.

In einem traditionell sehr CDU-lastigen kleinen 3000-Einwohner-Ort in der Nähe meiner Heimat (NICHT Baden-Württemberg, ich bin selber zugezogen) war die AfD bei der letzten Wahl zur stärksten Kraft geworden -----> auch wenn ich der AfD nicht nahe stehe, verstehe ich das teilweise und hatte es im Vorfeld geahnt. Ich habe in diesem Zuge im Jahr 2017 einen damals 87 Jahre alten Mann von dort getroffen, der die AfD wählte und dazu stand. Er fühlte sich von den "Krawattenträgern, die beim Pressefototermin grinsen und das Blaue vom Himmel versprechen" (O-Ton) veralbert. Nichts, so sagte er, was die CDU- und SPD-Abgeordneten alle paar Jahre im Schützenhaus beim Wahlkampf der Dorfgemeinschaft versprachen, wurde gehalten; viel mehr sei nur "vertröstet, versprochen und gebrochen" worden und er ist nicht der einzige, der so denkt, sondern einer von vielen - ich weiß auch von Intellektuellen mit guter Bildung und guten Berufen, die weder verkopft noch "nicht ganz dicht" oder braun sind, aber mit der AfD sympathisieren, weil sie ihre eigenen eher konservativen Werte bei der (Merkel-)CDU nicht mehr gefunden hatten.

Gerade in Ländlichen Räumen fühlen sich immer mehr Leute von den "Volksparteien" im Stich gelassen: Die Politikverdrossenheit ist mehrheitlich auf das Versagen der Parteien zurückzuführen. Und wenn dann ein AfD-Mann die Sorgen der Leute ausspricht und ihnen Hilfe zusichert, anstatt wie der typische, oftmals wie ein blasser Apparatschik des Staats und verlängerter Arm des Altbewährten wirkende CDU-Mann die üblichen CDU-Phrasen in den Raum zu werfen von Demokratie usw., kommt eines zum anderen.

Ich kenne die Denkweise der Leute (ich bin etabliert) sehr gut, bin in meiner Wahlheimat in mannigfacher Weise aktiv und kann genau sagen, woran es krankt: Vor der Presse wird gern vom "Ländlichen Raum" und seiner Wichtigkeit bzw. Wertigkeit gepredigt, weil es gut klingt und die Leute das hören wollen, aber nach der gewonnenen Wahl will kaum ein MdB oder MdL mehr was davon wissen. Keine Partei, die nach jeder Wahlschlappe oder aufgrund niedriger Umfragewerte auf "traurig" macht und dann doch nichts ändert, braucht sich über Nichtwähler oder AfD-Zulauf zu beschweren.

Das eher konservative Weltbild in Süddeutschland bzw. im Ländlichen Raum allgemein - da kann man aber auch nicht nach Baden-Württemberg schießen, das ist woanders nicht besser - fungiert als eine Art Brandbeschleuniger.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wird das nicht nur in Baden-Württemberg so sein, dass sich immer mehr Wähler für die AFD entscheiden, sondern auch bundesweit. Und wer dafür die Verantwortung trägt, sind eben nicht nur die etablierten Parteien oder die derzeitige Regierung selbst, sondern oder gerade ihre Wählerschaft.

PESHEVA  27.09.2023, 20:39

So träumt jene Wählerschaft nach wie vor von Buntheit und Vielfalt in unsere Gesellschaft als auch vom friedlichen Zusammenleben der verschiedensten Kulturen...Da lachen ja nicht nur die Hühner darüber.

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OlliBjoern  28.09.2023, 22:33
@PESHEVA

"Da lachen ja nicht nur die Hühner darüber."

Erzählte jemand mit iranischen Eltern.
Ich finde es immer wieder putzig, wie es Menschen schaffen, nicht über sich selber zu sprechen (obwohl sie selber genau so betroffen sind) und sich aus der Diskussion "herauszudenken".

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BaWü ist "Querdenker"-Hochburg, und die AfD ist auf diesen Zug aufgesprungen.

Eisenklang  29.09.2023, 19:40

Da hast du dir die hohen AfD Gewinne redlich verdient. Wohl bekommts! 🍺

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Wahrscheinlich weil sie gute Punkte haben die 20% der Bevölkerung ansprechen