Was war der Moment, der euch zu einem anderen Menschen gemacht hat?

8 Antworten

Vermutlich der erste sexuelle Missbrauch durch meine Eltern. Sowas macht ne Kinderseele kaputt und dadurch einen ganz anderen Menschen daraus.

warehouse14

Gabel1953  15.02.2024, 20:18

Das tut mir sehr leid.:-(((

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Ricky999  15.02.2024, 21:00

mir tut das auch leid. Ich hoffe für dich und die Qualität deines zukünftigen restlichen Lebens dass du darüber hinweg kommst.

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Ich würde aus heutiger Sicht sagen, dass es der Moment war, als ein Jugendfreund von mir starb und ich bis zuletzt an seinem Bett saß - bis er für immer die Augen geschlossen hat. In dem Moment alterst du emotional um Jahre und merkst es erst hinterher. Auch die Umstände seines Todes - ich habe da gemerkt, wie wenig ein Menschenleben wert sein kann, wenn man den "falschen" Familiennamen hat und nicht in bestimmten Vereinen und Parteien ist - haben mich verändert. Ich wurde streitbarer und offensiver. Das hätte nicht zum Tod führen müssen, man hat ihn verrecken lassen, weil er "nicht wichtig" war und nur irgendein Zugezogener, der als eher unfreundlich wahrgenommen wurde, nicht in die Vereine ging und so weiter. Ich war danach irgendwie ein Anderer, vor allem in Sachen Gerechtigkeitssinn.

slimshadyback 
Fragesteller
 14.02.2024, 19:49

Wow, dein Beitrag haut mich um. Danke für das

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rotesand  14.02.2024, 19:52
@slimshadyback

Ich war bis zu dieser Sache eher so der nette Typ von nebenan, aber seit das passiert war, war ich in vieler Hinsicht aggressiver und offensiver - und ich habe die Strukturen meiner Heimatstadt, die für mich vorher eher nervig aber nicht wirklich schlimm waren (mich hat es ja nicht betroffen), zum ersten Mal so richtig erkannt und entsprechend sauer reagiert. Auch beruflich habe ich das ziemlich raushängen lassen, weil ich die relative "Macht" dazu hatte und zu dem Zeitpunkt eine "alles egal"-Haltung; ich fühlte mich von vielen sowieso missverstanden und habe das nicht mehr runtergeschluckt, sondern war teilweise richtig böse. Ich habe es aber nie bereut, weil ich es im Nachhinein auch für meinen toten Freund und seine Ehre gemacht habe. Er hat das Gleiche zu Lebzeiten sehr oft für mich gemacht und war der Einzige, der es gemacht hat in dieser Zeit, wo man entweder gegen mich war oder so tat, als würde man mich nicht kennen.

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slimshadyback 
Fragesteller
 14.02.2024, 19:57
@rotesand

Du bist mir sehr sympathisch. Bin auch eigentlich der nette von nebenan und hätte wahrscheinlich gleich reagiert. Deine Geschichte gibt mir zu denken..

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rotesand  14.02.2024, 20:06
@slimshadyback

Ich habe ca. 1,5 Jahre, nachdem er gestorben war auf einem Geburtstag eine sehr unangenehme Unterhaltung führen müssen, in die ich gezogen worden war und bin da dermaßen hochgegangen, dass zwei Personen wegen mir geweint haben und längere Zeit nichts mehr mit mir sprachen. Habe es nie bereut - weil ich auch in dem Moment erfuhr, wie wenig Wertschätzung dieser Freund genoss, wie falsch er wahrgenommen wurde und wie respektlos über ihn seine Familie geredet wurde von Leuten, die genug Dreck am Stecken haben. Auch über psychisch Kranke, über Krebskranke und so weiter haben sie böse gelästert, da musste ich einfach ganz dick auftragen und habe sehr weit ausgeholt. Zwei Jahre eher hätte ich mich das nicht getraut gehabt, im Gegenteil.

Danke für das nette Kompliment. Ich schreibe so, wie ich spreche, ich bin ein ganz einfacher Mann - aber ich sage auch, was ich denke und antworte ehrlich und direkt.

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slimshadyback 
Fragesteller
 14.02.2024, 20:24
@rotesand

Es braucht mehr Leute die so sind wie du. Du erinnerst mich auch an meinem besten Freund, der ist ähnlich wie du.

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Einen einzelnen Tag gab es im Grunde nicht, ich war schon immer ein sehr hilfsbereiter Mensch und bin der einzige in der Family der sich beim Einkaufen nach dem Bezahlen oder für Kleinigkeiten bedankt.

Wenn ich von meiner Dispo die Telefonnummer von einem Kollegen bekomme, weil ich ihn nicht gespeichert habe, bekommt der Disponent ein Danke per E-Mail zurück.

Das braucht Zeit. Es wäre anmaßend zu behaupten es sei ein einzelner Moment gewesen, auch wenn der ein oder andere Schicksalsschlag sicherlich richtungsgebend war.

Ja ich glaube da gibt es nie diesen einen Moment.

Das Leben geht seinen Weg und wenn du ein Jahr zurück denkst, findest du bestimmt etwas, wo du deine Meinung geändert oder ergänzt hast.

Deshalb sagen ja immer viele Leute, dass das Leben ein ständiger Lernprozess ist.