Warum verhalten sich viele Transpersonen dem Klischee?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also- das Phänomen gibt es schon. Aber vergiss nicht, dass es viele Transsexuelle gibt, bei denen du gar nicht merkst dass sie trans sind. Weil sie einfach viel unauffälliger sind :)
Es sind also nur wenige so, wie du es beschreibst. Aber die fallen natürlich mehr auf.

Warum sind mache also so extrem klischeehaft? Auch das kann ich dir erklären.
Es ist sehr schwer als Transsexueller. Sehr viele Menschen nehmen einen überhaupt nicht ernst, ständig wird man mit falschen Namen und dem falschen Geschlecht bezeichnet, manche drücken einem sogar unverblümt ins Gesicht, dass man "immer eine Frau/ein Mann bleiben wird" und sie einen für geisteskrank halten. Auch von mir selbst kenne ich es also, dass diese ständige Leugnung meiner Männlichkeit (bin ein transsexueller Mann) bei mir das Bedürfnis hervorgerufen hat "zu beweisen" dass ich ein Mann bin und mich dann auch männlicher zu verhalten.

Gerade in den ersten Jahren meiner Transition, als meine Mitmenschen noch wussten das ich trans bin, war das schlimm. Ständig wurde mein Verhalten bewertet. Ich habe oft völlig ungebeten von irgendjemandem "also so verhalten sich männer aber nicht, das muss du noch lernen" gesagt bekommen. Totaler Schwachsinn, aber ja. Irgendwie zeigen einem die Mitmenschen einfach, dass sie einen nicht ernst nehmen, wenn man sich nicht klischeehaft verhält. Ich war verzweifelt. Das ständige geleugnet werden hat mich kaputt gemacht. Es war mir einfach lieber, bewusst ein klischee zu spielen und dann dafür mehr akzeptiert zu werden.

Dann habe ich angefangen Testosteron zu nehmen, mein Passing wurde schlagartig richtig gut, ich bin umgezogen und habe ein neues Leben angefangen. Dieses Mal direkt als Mann und ich habe gar nicht mehr erzählt, dass ich trans bin. Da habe ich erst wirklich zu mir selbst gefunden. Und auch aufgehört mich so klischeehaft zu verhalten. Ich musste es ja nicht mehr, da niemand mehr so dreist war mein Mann-Sein anzuzweifeln. Inzwischen habe ich zb auch wieder richtig lange Haare :)

Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 22:53

Vielen Dank

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Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 23:40

Das tut mir total leid und es freut mich das du den Weg zu Mann gefunden hast

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Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 23:47

Ich bin zwar nicht Trans aber ich kann deine Situation ziemlich nachvollziehen,meine Eltern haben mir manchmal gesagt das es nicht zu Frau sein gehört usw,was ich damit meine ist,das ich früher gerne ein paar typische Jungsaktivitäten tat und sie das als lesbich oder als Trans sahen,dabei gibt es aber viele Dinge wo ich mich typisch weiblich verhalte aber halt nicht in allen Sachen.

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Devoid8  06.12.2022, 16:40
@Maria408

Das mit den Geschlechterklischees ist alles quatsch :) es gibt sehr feminine Frauen, es gibt sehr maskuline Frauen die trotzdem Frauen sind...

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Woher willst du so genau wissen, dass sich alle von dir "klischeehaft" wahrgenommenen LGBTIQ+ Menschen tatsächlich als "trans" verorten? Gerade in Szenetreffs sind alle möglichen Leute im wahrsten Sinne des Wortes bunt durchmischt. Kannst du genau den TV vom CD, von PTL oder von der DQ oder von der "Transfrau" unterscheiden? Oder war es gar jemand, der sich gerade nach 20 Jahren Crossdressing zur TS entwickelte?

Die "Transfrauen" (ich benutze diesen Begriff einzig für bessere Verständlichkeit, obwohl ich ihn nicht sonderlich gut finde), die ich kennengelernt habe, wollten jedenfalls möglichst unauffällig in der Menge untertauchen und eben soweit wie möglich "normal weiblich" rüberkommen. Dass die dann für RTL-Reportagen und das Hissen von Regenbogenfahnen vor Regierungsgebäuden untauglich sind, katapultiert permanent das Bild von völllig overdressten Kunstfiguren in die Öffentlichkeit, die sich erwartungsgemäß empört abwendet.

Aber auch im Leben einer "Transfrau" gibt es selbstverständlich gewisse "Modesünden" und Überzeichnungen. Dank der Hormone war ich ja auch in der 2. Pubertät und es gab wundervolle Zeiten, in denen ich einfach nur so glücklich war, die Menschen geliebt (!) habe und in rosa Wolken schwebte. Und in so einer Stimmung passt dann eben alles, was PINK ist. Zudem haben viele TS wie ich auch null Hilfe. Weibliche Erziehung und Sozialisation verpasst - und dann soll ich plötzlich meine eigene - möglichst perfekte - Stylistin, Make-up-Artistin und sonstwas sein? Das geht nicht ohne Fehler.

Oder bezieht sich deine Beobachtung der "Klischees" auch auf langes Haar, feminine Kleidung contra Dauerjeans und Schlabberpulli? Wenn du biologisch falsch geboren wurdest, dann tut es furchtbar weh, mit diesem Wissen in den Spiegel zu schauen. Die erste Arbeit besteht darin, dieses grauenhafte Spiegelbild zu verändern, bis ich mich endlich selbst erkenne. Ich durfte mein halbes Leben lang nichts Weibliches an mir haben, bin als Kind geknebelt und gefesselt zum Frisör geschleift worden usw. Es ist doch klar, dass ich mich zuerst selbst und dann meine Umgebung von meinem wahren Wesen überzeugen will! Das funktioniert nun mal bei einem männlich versauten Körper nur, in dem er möglichst feminisiert wird. Der Trend der Frauen, sich männlich zu kleiden und oftmals kurzes Haar zu tragen, hat vollkommen andere Hintergründe und ist für TS gerade am Anfang kontraproduktiv. Aber es stimmt, es wird sogar Cis-Frauen vorgeworfen, falls sie sich mal weiblich kleiden, einen Rock anziehen oder ausnahmsweise schminken - sich also deinem "Klischee" nähern. Da haben gerade Kerle ganz schnell das H*-Wort parat. Findest du das okay? Wohl eher nicht ...

Auch "Transfrauen" wollen authentisch sein. Es dauert bei Cis-Frauen ja auch ewig, bis sie ihren Style endlich gefunden haben. Früher, als es mir gut ging und ich einfach glücklich war, endlich in meiner Identität leben zu können, trug ich süße Kleider (nein, keine Minis), hübsche Retrosachen usw., bekam Komplimente auf offener Straße von Leuten, die ich nicht kannte. Weil ich authentisch war. Heute bin ich zerstört, die Kleider sind in Müllsäcken entsorgt und ich bin in schwarzen Bikerjacken und Schnürstiefeletten unterwegs. Kerle nennen mich "Lesbe", "Killerin" oder "Emanze", weil sie nicht mal erkennen, was da vor ihnen steht (sonst hätten sie ja die üblichen Schimpfwörter parat). Darauf bin ich zwar nicht stolz, aber immerhin bin ich auch so authentisch.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 22:57

Ich bin nicht im falschen Körper geboren ich bin weiblich

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Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 22:59

Ich hatte damals Kontakt mit denen gehabt,sie selbst hatten sich als Trans geoutet,sie selbst sagten Dinge was sie gerne tun

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Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 23:27

Ich verstehe das was du mir da schilderst,ich selbst als Frau hatte es damals nicht einfach gehabt,ich wollte damals manchmal eine Kappe tragen oder am liebsten Fußball spielen,meine Eltern haben das gar nicht gut gefunden weshalb ich früher eine Kappe nie tragen durfte,weil es für sie männlich aussah.Ich durfte zwar Fußball spielen aber sie wollten mich damals nie in den Fußball Verein schicken da es für sie männlich sei,sie hatten mich damals in den Tanzkurs geschickt obwohl sie genau wussten das ich tanzen überalles hasse,sie schickten mich da hin,da es eine typische weibliche Aktivität sei und dort Mädchen/Frauen hingehören. Meine Eltern warfen mir vor das ich lesbisch sei oder Trans,und ich hab mich da richtig beleidigt gefühlt,sie zählten Dinge auf wo ich ein paar typische Jungssachen tue, aber wo ich in vielen Sachen weiblich bin das zählen die komischerweise nicht auf.

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Zum einen: verwechsel nicht Drag und Trans! Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge mit völlig unterschiedlichen Motiven und Herangehensweisen.

Zum anderen erlebe ich bei heute jungen Menschen eine doch etwas andere Herangehensweise an ihre Transsexualität als bei Menschen meiner Generation und älter (ich bin 38 Jahre alt). Und ich denke, das hat eine Menge mit der zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz und somit einem offeneren Umgang mit dem Thema Transsexualität zu tun!

In meiner Jugend Ende 90er/Anfang 2000er war es noch ein "Skandal", wenn sich Popstars oder Schauspieler als homosexuell outeten. Ein Zwangsouting durch Medien war damals nichts, was verurteilt wurde, sondern Auflagen und Einschaltquoten in die Höhe schießen ließ. Und mein schwuler Kumpel damals hatte tierisch Angst vor der Reaktion seines Vaters, sollte er sich ihm gegenüber jemals als schwul outen (ja, er hatte Angst vor körperlicher Gewalt, und nein, wir reden hier keineswegs über einen jungen Mann mit Migrations- oder einem extrem religiösen Hintergrund, ganz im Gegenteil!). Wie es Transpersonen damals ging, kann man sich nur vorstellen, denn damit ging wirklich kaum jemand auch nur ansatzweise offen um. Insbesondere nicht während der Transition, wenn eventuell doch noch optische Merkmale des biologischen, falschen Geschlechts einen Hinweis auf eben dieses hätten geben können...

Heutzutage erlebe ich das bei jungen Menschen doch deutlich entspannter. Der Prozess der Transition wird offen gelebt, die Verwendung neuer Namen und Pronomen offen eingefordert, auch und gerade von denen, die sie noch in ihrer bisherigen Geschlechtsidentität kennengelernt haben. Und klar, Anfeindungen bis hin zu körperlicher Gewalt gibt es immer noch, leider. Aber auch zunehmend Menschen, die damit offen und respektvoll umgehen!

Dadurch erlebe ich das, was du schilderst, bei jungen Transpersonen gar nicht mehr so krass. Vielleicht auch, weil heutzutage ja eher im Fall der Fälle mit Pubertätsblockern die körperlichen Veränderungen unterdrückt werden, bevor sie sich wirklich ausprägen können und somit viel weniger zu "verstecken" ist.

Wenn, dann sehe ich das eher bei Personen meiner Generation und älter - vermutlich eben, um genau wie damals bloß nicht das biologische, falsche Geschlecht sichtbar werden zu lassen bzw. es bestmöglich zu verbergen hinter besonders femininer Kleidung und einer extra dicken Schicht MakeUp. Und vielleicht auch, weil manche, die erst jetzt in deutlich höherem Lebensalter ihre Transition beginnen, umso mehr das ausleben möchten, was ihnen so lang durch Anfeindungen und fehlende Akzeptanz vorenthalten wurde.

Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 19:05

Danke

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Naja, in diese Klischees einzutauchen macht es nun mal leichter als das jeweilige Geschlecht rüberzukommen.

Das Thema beauty bei trans Frauen ist da ein besonders gutes Beispiel. Make up und co ist bei vielen mit einer der wichtigsten Faktoren um weiblicher rüberzukommen. Natürlich interessiert man sich dann dafür und versucht es zu perfektionieren.

Ob trans Menschen das jetzt so "krass" machen wie du sagst weiß ich um ehrlich zu sein nicht. Ich kenn schon ein paar trans Menschen und bei denen hatte Ich nie den Eindruck, dass sie zu krass in eines der Klischees reingerutscht sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin selbst trans (mtf)
Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 18:54

Danke

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Katehund  05.12.2022, 18:55

Krass machen das eigentlich nicht alle, viele machen einfach das worauf sie Lust haben und ja wollen sich oft anpassen, bin ja auch Trans 🏳️‍⚧️ FtM

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typisch Frauenklischee

Viele machen das, um ihr Passing zu verbessern: um als das gewünschte Geschlecht erkannt zu werden

 ... als jmd. durchgehen/bestehen/gelten) bezeichnet – ausgehend von den USA – hinsichtlich der Geschlechtsidentität die Fähigkeit einer Person, als Mitglied desjenigen Geschlechts akzeptiert oder eingeschätzt zu werden, mit dem sie sich identifiziert, bzw. das sie nach außen hin zeigt.

Und das erreicht man durch das Erfüllen üblicher Stereotypen:

Üblicherweise umfasst Passing eine Kombination aus körperlichen Geschlechtsmerkmalen (z. B. Frisur oder Kleidung) oder körperlicher Erscheinung (z. B. der Hautfarbe) und bestimmten Verhaltensweisen, die kulturell mit einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Bevölkerungsgruppe verbunden werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Passing_(Geschlecht)

Maria408 
Fragesteller
 05.12.2022, 23:47

Danke

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