Warum hat Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannt?

earnest  09.04.2023, 13:34

In welcher deutschen Schule lernt man, dass "Hindenburg ... ein Nazi war"?

Mika12334 
Fragesteller
 09.04.2023, 15:14

Bei meiner. Wir haben linke Lehrer, die Geschichte und Politik nicht sachlich sehen,alles moralisch nach den heutigen Standpunkt bewerten und die alles in die Nazi-Ecke stellen

8 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Es gibt mehrere Faktoren, die zur Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler durch Paul von Hindenburg im Jahr 1933 beigetragen haben:

  1. Politische Instabilität: Die Weimarer Republik befand sich zu dieser Zeit in einer tiefen politischen Krise. Die Regierung war instabil und unfähig, die wirtschaftlichen Probleme und sozialen Unruhen zu lösen. Hindenburg und andere konservative Politiker sahen in Hitler möglicherweise eine Möglichkeit, die politische Situation zu stabilisieren.
  2. Stärkung der Rechten: Hindenburg und andere konservative Politiker wollten die Position der rechten politischen Kräfte im Land stärken und befürchteten, dass eine linke Regierung zu sozialen Unruhen führen könnte.
  3. Glaube an die Kontrollierbarkeit Hitlers: Einige konservative Politiker, darunter auch Hindenburg, glaubten, dass Hitler kontrolliert werden könnte, sobald er an der Macht war. Sie hofften, dass er sich an die demokratischen Normen halten würde und dass seine radikale Rhetorik nur Wahlkampf war.
  4. Druck durch die Industrie und das Militär: Einige einflussreiche Industrielle und Militärs drängten Hindenburg, Hitler zum Kanzler zu ernennen. Sie glaubten, dass Hitler die Wirtschaft wiederbeleben und das Militär stärken würde.
  5. Die Rolle von Franz von Papen: Der konservative Politiker Franz von Papen spielte eine wichtige Rolle bei der Ernennung Hitlers zum Kanzler. Er überzeugte Hindenburg davon, dass Hitler kontrollierbar sei und dass er ihn als Stellvertreter des Kanzlers kontrollieren könne.

Es gibt also viele verschiedene Faktoren, die zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler beigetragen haben. Es war eine komplexe Entscheidung, die von vielen verschiedenen politischen und persönlichen Faktoren beeinflusst wurde. Es ist auch wichtig zu beachten, dass Hindenburg und andere konservative Politiker nicht erwartet hatten, dass Hitler eine Diktatur errichten und die Demokratie abschaffen würde.

Woher ich das weiß:Recherche
Mika12334 
Fragesteller
 09.04.2023, 12:31

Ja, das Hindenburg das nicht erwartet hätte, war mir klar. Aber deine Punkte sind sehr einleuchtend. Vielen dank für die ausführliche Antwort.

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sergius  09.04.2023, 16:58

Eine ausgezeichnete und vorbildliche Analyse ist deine Antwort. Danke.

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Also ich habe da einen etwas anderen Verdacht:

Und zwar deshalb, weil Hitler Paul von Hindenburg wahrscheinlich erpresst hat, wenn man der Aussage Oscar von Hindenburgs Glauben schenken kann. Hitler war auf jeden Fall so etwas zuzutrauen.

Der Osthilfekommissar von PommernJohann Georg von Dewitzließ seinen Verwandten sowie einigen Verwandten Hindenburgs eine recht großzügige Unterstützung zukommen. 

Es ist anzunehmen, dass Hitler Paul von Hindenburg damit erpresste:

Nach einem Vier-Augen-Gespräch Hitlers mit Hindenburgs Sohn Oskar habe Hitler wohl mit weiteren Enthüllungen gedroht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Osthilfe_(Deutsches_Reich)

Hindenburg war kein Nazi, eher ein überzeugter Nationalist aus der Miiltärriege der Weimarer Zeit und deshalb eher etwas Republikfeindlich.

In den letzten Monaten vor der Machtergreifung sehen wir viele Präsidialkabinette und ein Regieren durch Notverordnungen (Art. 25/48/53 der Verfassung).

Hindenburg will sein Land bewahren, u.a. auch vor einem Bürgerkrieg. Hier greift die Politik des kleineren Übels, man unterschätzt Hitler gewaltig und denkt er gibt dann scho Ruhe, wenn er bisschen Macht hat, außerdem ist er als kleineres ,,Übel" zu anderen Kandidaten gesehen worden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
earnest  09.04.2023, 13:18

Nur "etwas" republikfeindlich? Hindenburg war ein strammer Monarchist.

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DBu98  09.04.2023, 13:22
@earnest

Das stimmt hätt ich so sagen müssen. Sehr zu den alten Zeiten hingezogen :)

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Ein entscheidender Faktor waren die Wahlen im November 1932:

Die NSDAP verlor zahllose Stimmen, was u.a. damit zusammenhing, dass im Jahr 1932 bereits mehrfach gewählt worden war.

Die rechtskonservative Elite Weimars war der Überzeugung, dass Hitler jetzt kontrollierbar sei und man durch seine Ernennung zum Reichskanzler Einfluss für die eigenen, nie weniger antidemokratischen Vorstellungen auf ihn ausüben könnte.

Das war wohl der mit Abstand fatalste Trugschluss.

LG