Warum haben Deutsche kein Recht auf Sterbehilfe?

10 Antworten

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Sterbehilfe ist ein sensibles Thema!

Zunächst muß man die Sterbehilfe differenzieren.

Die aktive Sterbehilfe ist in Deutschland verboten, d.h. das todbringende Medikament wird dem Patienten von außen zugeführt, von einem Arzt oral oder mittels Injektion. Es handelt sich um eine Straftat!

Bei einer Beihilfe zum Suizid nimmt der Patient das todbringende Medikament SELBER ein. Dazu muß zunächst ein Arzt gefunden werden, der dieses rezeptiert. Niemand kann einen Arzt dazu zwingen. Momentan nicht möglich!

https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/bverwg-3c822-sterbehilfe-suizid-betaeubungsmittel-selbstbestimmt-sterben/

https://www.ndr.de/kultur/Sterbehilfe-Neue-Initiative-zur-Neuregelung-im-Bundestag-gestartet,sterbehilfe430.html

Bei einer kurativ nicht mehr therapierbaren Erkrankung, z.b..ein Glioblastom, metastasiertes Pankreaskarzinom etc. gilt die Palliativmedizin. Eine PV ist in jungen Jahren schon sehr sinnvoll, wo man seine Wünsche detailliert äußern kann, ggfs. mit Beratung des Hausarztes, da dieser in der Regel seine Patienten am besten kennt. Eine PV gilt ab dem Zeitpunkt, wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist.

Es stellt sich die Frage! Was möchte ich im.Falle des Falles? Eine Reanimation, eventuell eine Dialyse, eine enterale Ernährung über eine PEG, eine parenterale Ernährung über den Portkatheder etc., oder doch lieber eine exzellente , palliative Begleitung, zur Behebung/sehr guten Linderung jeglicher Symptomatik, wie Schmerzen, Atemnot, Ängste, Erbrechen usw., mittels der richtigen Medikation?

In ganz seltenen Fällen reichen diese Maßnahmen nicht aus. Dann steht als Ultima Ratio, für die Finalphase, eine tiefe, palliative Sedierung zur Verfügung. Der schwerkranke Patient schläft ohne jegliche Symptomatik in den Tod hinein. Auf Grund der Dosierung der entsprechenden Medikamente ist es möglich, daß der Patient einige Tage früher verstirbt oder auch nicht. Diese Form der Sterbehilfe > passiv/indirekt ist legal und zu befürworten.

Rapunzel324  24.11.2023, 16:07

Dankeschön für den Stern!

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Mir fallen 4 provokante Begründungen ein:

  1. Eine "der Staat weiß es besser" Mentalität in Politik und Rechtssystem führt dazu dass die Selbstbestimmung der BürgerInnen stets untergeordnet wird.
  2. Die Kirchen haben leider noch immer großen Einfluß auf die Politik und können so auch Nicht-Gläubigen ihre veralteten Moralvorstellungen aufdrängen.
  3. "Unsere Geschichte" führt dazu, dass moralisch Überkorrekte nicht zwischen ungewollter Tötung (Euthanasie im 3. Reich) und gewollter Tötung (aktive Sterbehilfe) unterscheiden können.
  4. Eine "es könnte ja was passieren" Mentalität führt dazu, dass moralisch Überkorrekte spezielle Fälle konstruieren, in denen es ja vielleicht passieren könnte dass jemand scheinbar freiwillig sterben will aber irgendwie dann eigentlich doch nicht, weil...

Die passive Sterbehilfe ist in der Zwischenzeit in Deutschland möglich. Einer aktiven Lebensverlängerung kann man vorbeugen, wenn man dazu rechtzeitig eine dementsprechende Patientenverfügung anfertigt.

In akuten Phasen ist es problematisch, denn es könnte misbraucht werden. Die aktive Sterbehilfe gibt es in Deutschland nur unter bestimmten engen Grenzen und das ist auch sinnvoll. Es ist zumindest neuerdings möglich für Ärzte, unter bestimmten Bedingungen, auch aktiv mitzuwirken u.a. durch hochkonzentrierte Gabe von Schmerzmitteln. Jeder Mensch hat in Deutschland das Recht auf ein würdevolles Ableben und dazu zählt, soweit möglich, auch die Schmerzfreiheit.

Eine allgemeine Straffreiheit bei Sterbehilfe ist historisch auch bedingt durch den Misbrauch im 3. Reich sehr problematisch. Das Euthanasieprogramm https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Euthanasie im 3. Reich war ein Verbrechen unter den Deckmantel der Sterbehilfe.

Rapunzel324  24.11.2023, 16:13

Aktive Sterbehilfe ist in Deutschland verboten. Es handelt sich um eine Straftat.

https://www.dipat.de/vorsorge/sterbehilfe

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Neugier4711  24.11.2023, 16:16
@Rapunzel324

Dennoch ist das von mir Beschriebene ein Grenzbereich, der immer mehr praktiziert wird. Ich weiß es, da ich es bei der Arbeit so erlebe. Es steht auch nicht im Gegensatz zum Verbot.

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Rapunzel324  24.11.2023, 16:19
@Neugier4711

Wenn ein Arzt dem Patienten das todbringende Medikament SELBER verabreicht, oral oder per Injektion, handelt es sich um eine Straftat, die zum Verlust der Approbation führen kann.

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Neugier4711  24.11.2023, 16:25
@Rapunzel324

Davon steht nichts in meiner Antwort! Erst einmal lesen, was da genau steht! Es geht um schmerzlindernde und beruhigende Medikamente, welche das Sterben erleichtern, auch wenn dadurch der Sterbevorgang beschleunigt werden könnte.

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Rapunzel324  24.11.2023, 16:46
@Neugier4711

Keine Sorge, als FA für innere Medizin, mit der entsprechenden WB in Palliativmedizin, bin ich sehr gut in der Lage, richtig zu lesen.

Du verwechselst aktive Sterbehilfe mit indirekter, aktiver Sterbehilfe. Aktive Sterbehilfe ist in Deutschland verboten und es handelt sich um eine Straftat!

In der Palliativmedizin geht es um die Symtomlinderung von Schmerzen, Dyspnoe, Ängsten, Erbrechen etc. mittels der richtigen Medikation. Natürlich gehören dazu auch die richtigen Analgetika, wie z.b.Morphin,, Fentanyl transdermal etc. In seltenen Fällen reichen diese Maßnahmen nicht aus. Dann steht uns als Ultima Ratio, für die Finalphase eine tiefe, palliative Sedierung, zur Verfügung. Der Patient spürt nichts mehr und schläft ohne jegliche Symptomatik in den Tod hinein. Auf Grund der Dosierung der Medikamente ist es möglich, daß der Patient einige Tage früher verstirbt oder auch nicht > legal > nicht strafbar.

Noch nebenbei bemerkt! Morphin gibt man nicht nur bei starken Schmerzen, sondern auch bei Dyspnoe.

Hier juristisch sehr gut erklärt:

https://www.strafrechtsiegen.de/sterbehilfe-deutschland/

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Neugier4711  24.11.2023, 17:12
@Rapunzel324

Ich verwechsele es nicht, habe mich vielleicht nicht richtig ausgedrückt. Natürlich ist es eine indirekte aktive Sterbehilfe, denn die Mittel dienen in erster Linie der Linderung. Ich weiß, wie es gehandhabt wird und dass es nicht alle Ärzte wagen, weil es ein Grenzbereich ist. Deine Beschreibung der Palliativmedizin ist völlig richtig, wobei in so extremen Fällen mit Tiefensedierung kommen die Bewohner von unserer Pflegestation in speziellere Einrichtungen. Zum Glück hatten wir so einen Extremfall erst einmal, dass eine Bewohnerin im Endstadium trotz Morphinspritzen s.c. (wir dürfen nur s.c. spritzen) in hoher Konzentration nicht schmerzfrei wurde und die Schmerzen unerträglich waren.

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Rapunzel324  24.11.2023, 20:10
@Neugier4711

Richtig! Wir haben eventuell etwas aneinander vorbei geredet. Kein Thema!

Danke für Dein Feedback und ein schönes Wochenende!

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Weil sie noch immer nicht als Menschen angesehen werden mit recht auf Selbstentscheidung.Mal erlich wenn du sterben willst wirst du als krank angesehen,nur weil man eine Entscheidung getroffen hat gegen das Leben?

Sollte nicht jeder frei entscheiden dürfen?Menschen mit Therapien Medikamente vollstopfen einsperren sie leiden zu lassen das ist krank.

Es ist halt ein schwieriges Thema. Da gibt es verschiedene Fragen zu klären:

  • Wo setzt man die Grenze, bei der aktive Strebehilfe angewandt werden darf?
  • Wie nimmt man den Arzt aus der Verantwortung
  • Was ist (wenn man unheilbare Krankheiten als Grundlage nimmt) und sich danach herausstellt, dass die doch heilbar gewesen wäre?
  • Was ist mit psychischen Erkrankungen?

Ja... andere Länder haben das. Das ist aber kein Thema, welches man aus anderen Ländern einfach kopieren sollte. Die haben auch andere Gesetze, was alleine die Haftungsfrage oder die ärztliche Fürsorgepflicht betrifft